Kapitel 15

119 11 0
                                    

Ich kneife meine Augen zusammen und erst jetzt bemerke ich, dass John nicht auf mich geschossen hat, denn ich spüre keinen Schmerz. Langsam öffne ich meine Augen wieder und vor mir befindet sich John am Boden liegend mit einer Schusswunde in seinem Rücken. Unter ihm bildet sich langsam eine Blutlacke. Ich weiche einen Schritt zurück und nehme erst jetzt die Person hinter ihm war. Luke. Anstatt, dass ich ihm danke, weil er mein Leben rettete, frage ich wieso er das getan hat.

„Der Typ wollte dich umbringen. Du hattest Glück, dass ich dir gefolgt bin und heul hier nicht rum, wir müssen abhauen, bevor jemand mitbekommt, dass wir hier waren und den Kerl umgebracht haben."
Ich war anscheinend so entsetzt, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass ich weine. Wie kann jemand nur so kalt sein? Wie kann er so etwas Gemeines sagen, obwohl er mir vor 5 Minuten das Leben gerettet hat. Jeder andere hätte beruhigende Worte gesagt, nein, er muss mir vorenthalten, dass ich weine, weil ein Mensch gestorben ist. Um ehrlich zu sein habe ich glaub ich nicht geweint, weil John tot ist, sondern weil Luke mir mein Leben rettete. Okay zugegeben waren ein paar Tränen auch John gewidmet.

„Was hast du dir dabei gedacht? Dachtest du, dass du ohne mich besser zu Recht kommst? Wohin wolltest du? Und warum stielst du mir meine Autoschlüssel?", schreit mich Luke an, als wir von der stillen Autofahrt heimkehren. „Ich wollte meine Familie besuchen und ihnen mitteilen, dass ich nicht tot bin. Du hättest mir die Autoschlüssel nie gegeben oder hättest mitfahren wollen und auf dich hätte ich echt keinen Bock gehabt. Wie bist du mir eigentlich gefolgt und woher hattest du die Waffe? Woher wusstest du, dass ich dort bin?"

„Verdammt nochmal du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, dass du deiner Familie sagen kannst, dass du nicht tot bist? Ich habe mir Sorgen gemacht und habe mir das Fahrrad geschnappt was in der Garage stand. Ich dachte du bist abgehauen nach Florida, also bin ich auch in die Richtung gefahren. Ich habe mein Auto bei einer Tankstelle entdeckt und die Waffe habe ich von meinem Opa. Sie lag im Keller.", entgegnet er mir. Seine Augen sind groß und er fährt sich wütend durch seine Haare.

„Warte, du hast die Waffe schon die ganze Zeit und sagst mir nichts? Wieso hast du mich gerettet? Wieso hast du mich nicht einfach gehen lassen? Ich denke du kannst deinen Plan auch allein durchführen.", frage ich jetzt. Mein Ton wird wieder etwas normaler und ich beruhige mich. Er kneift seine Augen angestrengt zusammen und lehnt sich an der Tür an. „Sei doch froh, dass ich dein Leben gerettet habe, ansonsten wärst du jetzt tot.", haucht er genervt.
„Ich will nur wissen, wieso du das getan hast. Du hättest mich auch einfach sterben lassen können."
An seinem Blick erkenne ich, dass er wieder wütend wird. „Weil ich dich verdammt noch mal liebe. Bist du jetzt zufrieden?", schreit er mich an. Eine Liebeserklärung die ich wohl nicht so schnell vergesse. Mir kommen erneut die Tränen. „Wie kannst du mich lieben und trotzdem so gemein zu mir sein? Ich verstehe dich nicht."

Er dreht sich weg von mir und seine Stimme klingt ruhiger. „Kannst du bitte einfach nur in dein Zimmer gehen?" Ohne auch nur irgendeiner Wiederrede gehe ich in mein Zimmer. Luke hat mir gerade seine Gefühle gestanden. Mehr oder weniger hat er mich angeschrien. Ich bin einerseits glücklich, dass er ebenfalls fühlt wie ich, doch wie kann ich denn glauben, wenn er mich mit seinen Worten verletzt? Nach seinen Worten, kommt es so rüber, als würde ich ihn gewaltig nerven. Aber nach seinen Taten, glaube ich es ihm. Ich dachte nie, dass ich eines Tages so geliebt werde, dass jemand sogar einen Menschen für mich tötet. Ich dachte nie, dass ich überhaupt geliebt werden kann. Also so richtig. Vor allem wegen meiner Vergangenheit. Luke weiß Bescheid und er selbst hat anfangs zugegeben, dass ich Scheiße gebaut habe. Auch wenn Luke nicht nett reagiert hatte, als ich bei der Tankstelle anfing zum Weinen, beschließe ich mich bei ihm zu bedanken.

Ich gehe in sein Zimmer und finde ihn eingekrümmt in seinem Bett vor. Obwohl ich schon die Tür öffnete, klopfe ich an um auf mich aufmerksam zu machen. Doch Luke scheint sich nicht zu bewegen. Wow. So viel zum Thema Liebe. Ich gehe langsam auf sein Bett zu „Hör zu, du denkst jetzt wahrscheinlich, dass ich es nicht zu schätzen weiß, dass du mein Leben gerettet hast, aber das tue ich, wirklich. Ich kann es um ehrlich zu sein nicht glauben."

Nun sitze ich neben ihm auf dem Bett. Den Rücken hat er mir zugekehrt und noch immer schweigt er. Ich kann aus ihm nicht schlau werden. Noch weniger kann ich Emotionen in seinen Blick erkennen. Ich weiß nicht ob er traurig ist, genervt oder glücklich. Er könnte alles sein. Ich seufze und frage „Soll ich gehen?" Luke bewegt keinen einzelnen Gesichtszug. Also nehme ich das mal als ja. Doch als ich bei der Tür war murmelt er „Vic.. geh' bitte nicht."

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt