Kapitel 26

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Der Raum ist ziemlich groß für das, dass gerade nur zwei Bänke und ein Tisch in der Mitte aufgestellt sind. Auf der einen Bank sitzt eine Frau. Ich schätze sie um die 27 Jahre alt. Sie hat braunes Haar, welches sie hochgesteckt trägt und war ganz weiß angezogen. Was wohl ihre Lieblingsfarbe ist?

„Setz dich doch.", fordert sie mich auf und deutet zu der Bank vor ihr. Ich gehe unsicher auf die Bank zu und setze mich. Auch wenn es nicht viel zu sehen gibt in dem Raum, schaue ich mich um. Ich spüre ihre Blicke auf mir und schlucke schwer. Ich spüre wie mein Herz pumpt und mir heißer wird.

„Wie geht es dir, Victoria?", fragt sie freundlich.

„Mir geht es gut.", lüge ich sogar mich selbst etwas an.

Sie seufzt „Dein Vater hat mir erzählt was mit dir geschehen ist. Du kannst mit mir reden, dazu bin ich da."

Ich schaue kurz zu ihr, doch dann entweiche ich wieder ihren Blick. Ich brauch keine Hilfe. Dort hat mir auch keiner geholfen.

„Willst du mir etwas von dort erzählen?"

„Es gibt nichts zu erzählen.", antworte ich ihr schnippisch.

„Wenn du nicht hier sein willst, dann geh.", sagt sie vernünftig.

Ich stehe auf und bin gerade auf den Weg zur Tür, da sagt sie „Du hast jemanden verloren, stimmt's?"

Ich spüre wie Angst, Trauer und Wut zugleich in mir hochsteigt. Wie meine Augen immer mehr anfangen zu gläsern. Ich drehe mich um und frage sie „Woher wissen Sie das? Kennen Sie ihn?"

Sie schüttelt bemitleidend den Kopf. „Nein, aber ich weiß wie man sich benimmt, wenn man etwas verloren hat, dass man liebte. Wie hieß er?"

„Er heißt Luke und er hat sich für mich geopfert. Wegen ihm bin ich hier. Nur wegen ihm. Wäre er nicht gewesen, wäre ich dort noch gefangen. Anderseits haben sie ihn wegen mir gefangen genommen und wegen mir wird er jetzt vermisst."

Ich kann mich nicht mehr zurückhalten und beginne zu weinen. Zum ersten Mal erzähle ich jemanden von ihm und es tut um ehrlich zu sein gut alles rauszulassen.

Sie muss sich ihre Tränen unterdrücken und sagt „Ich verstehe nicht ganz."

Nachdem ich ihr die ganze Geschichte erzählt habe meint sie „Victoria, das was er getan hat war echt schrecklich, also war das, was du getan hast vielleicht noch das harmloseste was eine Frau getan hätte."

„Sie verstehen nicht. Wegen mir ist er dort noch gefangen und alles nur weil ich so dermaßen übertrieben habe.", weine ich.

Sie seufzt „Weißt du, manche Menschen werden uns von Gott gegeben um uns vor Gefahr zu beschützen. Wie eine Art Schutzengel nur das dieser lebendig ist. Er kann in verschiedenster Form vor uns erscheinen. Beispielsweise als beste Freundin oder Mutter oder wie bei dir, als Geliebter. Wäre er nicht gewesen, wärst du jetzt vielleicht tot. Ich weiß wie schwer es ist Abschied zu nehmen von toten geliebten Menschen, aber irgendwann überwindest du diese Phase."

Ich kann ihren Worten nicht glauben. Habe ich gerade richtig gehört. „Luke ist nicht tot. Er lebt.", sage ich eher zu mir selbst als zu ihr.

„Du hast gesagt, dass die Polizei nach ihm gesucht hatte und ihn nicht finden konnte."

„Das muss nicht heißen, dass er gleich tot ist. Er lebt und ich werde ihn finden.", sage ich weinerlich und stehe auf und verlasse das Gebäude.

Nummer 213Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt