5. 🩶

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James erinnerte sich nur an Wenigstes, was am vorherigen Abend passiert war, doch sobald sie die Große Halle mit gedeckten Frühstückstischen betraten, hatte er das Wesentliche wieder im Kopf.

Regulus Black saß nämlich heute nicht an seinem Platz, als James durch die Menschenmassen starrte. Evan und Barty waren zusammengerutscht und verschlossen somit die Lücke des fehlenden Freundes. Ein Glück, das Sirius es nicht zu bemerken schien.

Er stocherte nur planlos in seinem Hafermais, obwohl Sirius Hafermais liebte und normalerweise mehrere Schüssel verschling, dabei seufzte er immer Mal frustriert.

James machte sich Sorgen. Das alles musste aufhören, sonst würde sein bester Freund nie wieder normal werden, sondern auf ewig Trübsal blasen. Er musste etwas tun, und zwar dringend.

„Ich glaube ich gehe schon früher hoch, Leute. Muss noch für.. eh.. Zaubertränke lernen und naja.. ja, wir sehen uns ja dann.", redete er sich raus und rannte aus der Halle. Er konnte Remus noch hören wie er „James, wir haben gar kein Zaubertränke mehr diese Woche!" rief, doch es war schon zu spät. Der Brillenjunge lief die beweglichen Treppen nach oben und blieb vor dem Gemälde stehen.

„Potter, soweit ich weiß, bist du gerade erst gegangen", munkelte die Fette Dame grinsend. „So schnell am Morgen zu essen ist nicht gesund, mein Lieber."
James verdrehte die Augen. „Schneeflocke."

Der nach Weihnachten riechende Gemeinschaftsraum war leer. Entweder waren die Schüler beim Frühstück oder schliefen noch in ihren Betten. Kein Wunder nach einer Party, wie der des letzten Abends.

Er lief die Wendeltreppe hoch in ihren Raum und durchsuchte dort Remus' Nachtschrank. Er mochte den Gedanken nicht, seinen Freund zu hintergehen, aber schließlich half er somit vielleicht einem anderen Freund. Und Remus wollte bestimmt genauso, das Sirius wieder glücklich wurde.
Nach ein paar Minuten des Suchens (und Wunderns wieso Remus kleine eingepackte Plastiktüten in seinem Schrank hatte) fand er endlich, nach was er eigentlich suchte.
Die Karte des Rumtreibers.

James ließ sich auf seinem Bett nieder und drückte den Zauberstab auf das leere Blatt Pergament. Er sprach den berüchtigten Satz aus und sofort entfaltete sich die Karte. Gänge erschienen, der Hof, die Küche, selbst die Klassenräumen waren eingezeichnet.

Es galt aber, einen bestimmten Namen zu finden, was nicht schwer war. James konnte sich schon vorstellen, wo diese Person anzutreffen war und er hatte Glück, denn in den Slytherin Gemeinschaftsraum wäre er nicht so leicht gekommen.

•••

„Zum blutenden Drachen, Potter!", fluchte Regulus Black als er um die Ecke im Kerker bog und fast in den Gryffindor hinein lief. „Sag mal, verfolgst du mich eigentlich?"

James antwortete nicht, denn für ein Gespräch zwischen ihnen, war es nicht sicher genug. Würde das jemand bemerken, wären sie beide fällig, das wusste er.
„Da ich in Hogwarts nicht apparieren kann, wirst du so mitkommen müssen, Black. Ich muss mit dir reden. Unter vier Augen, wenn du verstehst."

„Pff, als hättest du überhaupt das Zeug dazu, zu apparieren. Wem willst du was vormachen? Du bist ja noch nichtmal 17."

Diese Annahme war James zu dumm, um weiter darüber zu diskutieren, also packte er Regulus schlichtweg am Arm und schleifte ihn mit sich. Der schmale Junge war ihm körperlich deutlich unterlegen und konnte sich nicht wehren.

„Lass mich los, Potter, du scheiß Mistkerl!"

Aber das brachte im Endeffekt auch nichts. Wenn James etwas wollte, bekam James das.

Sie hielten an der ersten Tür an, die sie fanden. Es war ein verlassener Klassenraum, welcher früher für Kräuterkunde gedient hatte. Er drückte seinen Begleiter da hinein und schloss die Tür hinter ihnen zu. „So Regulus, du wirst mir jetzt zuhören, ob du willst oder nicht. Ich habe keine Lust darauf, das Sirius wegen dir den ganzen Tag ne Schnauze zieht und sich über nichts mehr freut."

Sein Gegenüber verschränkte gelangweilt die Arme und lehnte sich gegen einen der Tische. „Und was soll ich da machen? Ihm in den Arsch kriechen, wie alle anderen, werde ich mit großer Sicherheit nicht. Vertrau mir Potter, von uns beiden hat Sirius die wenigsten Probleme."
James hielt Inne und dachte über die Worte nach, um eine Lösung zu finden. Er war schwer, mit zwei komplett verschiedenen Persönlichkeiten kompatibel zu werden.

„Was ist.. wenn wir dich aus der ganzen Sache rausholen, hm? Dann bist du in Sicherheit und Sirius wird sich wieder mit dir vertragen."

Ein kühles Schmunzeln bildete sich auf Regulus' Lippen, dann beugte er sich vor, um tiefen Augenkontakt aufzubauen, bei dem James sofort nervös wurde. „Vielleicht solltest du mir lieber zuhören. Es gibt da überhaupt nichts, was ihr machen könnt. Ich gehe nicht weg wie ein Feigling, wie Sirius einer war."

James packte ihn reflexartig am Kragen und zog ihn zu sich. „Sag das noch einmal und ich schwöre dir bei Merlin, du läufst nicht mehr selbstständig zurück in deinen Gemeinschaftsraum. Sirius hat furchtbare Sachen durchgemacht und sich dann gerettet. Das erfordert extrem viel Mut, Black. Ohne uns wäre er vielleicht ein Todesser geworden." Angeekelt musterte er den Kleineren, welcher aus großen, dunkel-glitzernden Augen zu ihm auf sah. „So wie du einer werden wirst."

Viele Sekunden schwiegen sie sich an und kommunizierten nur über ihre Augen. James versuchte ihn zu lesen, doch das ließ Reg nicht zu. Kurzzeitig sah es fast so aus, als wolle er Tränen zurückhalten, doch direkt danach versteinerte sich seine Miene wieder und er lehnte sich zu James Ohr.

„Ich laufe nicht weg, wie ein Feigling..", wiederholte er flüsternd. „Nicht wie Sirius."

Ehe er sich versah, landeten die Fingerknöchel hart in seinem Gesicht.

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Tja, wenn man unbedingt provozieren muss, selber schuld? 🤷‍♀️

Schicksalswege                                              ||Jegulus ff||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt