Kapitel 8 - Luis

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Luis konnte es kaum glauben. Es war eine Frechheit. Monroe hatte - er hatte ihn einfach weggeschickt. Keine Fragen, kein Auftrag - nichts. 'Misch dich unters Volk. Lern ein paar Leute kennen'. In anderen Worten auch: Verpiss dich, ich hab zutun.

Es war beleidigend. Es war lächerlich. Es war genau das, was Luis erwartet hatte. Männer wie er waren nichts als eine Zeitverschwendung, Buben, die mit einem silbernen Löffel aufgewachsen waren, die weder Respekt noch Anstand kannten.

Wenn Luis ihn nicht noch bräuchte - Gnade ihm die Götter, er würde James durch die nächste Wand schlagen. Es wäre beinahe schon zu leicht. Der Kerl war nicht gerade muskulös, die Arme dünn und der Bauch umso mehr.

Was fanden die Ladies nur an ihm? Er war klein, definitiv unter 1.75, hatte so was von keinen Waschbrettbauch und Luis würde seine Züge nicht gerade als scharf bezeichnen. Keine hohen Wangenknochen noch ein markantes Kinn. Nein, sein Gesicht war rund, zart. Delikat. Milchbubimäßig halt. Definitiv nicht sein Typ.

Ernsthaft, warum sah Monroe so normal aus? Wo war der Giraffenschwanz, die drei Zungen, die grüne Haut? Die gottverdammten Reißzähne? Freak war Freak, doch irgendwie hatte Luis die Teenie-Masturbationsfantasie 2000 von einem abgekriegt. Irgendwie sah er dann aber doch auch gut aus. Objektiv betrachtet. Selbst Luis konnte das nicht leugnen. Smart, verrucht und dann doch irgendwie noch so verschmitzt unschuldig.

Doch Aussehen hin oder her, er war ein Versager. Setzte sich einfach hin und gab zu das er der Schelm war, keine Manipulation, kein gar nichts! Es war lächerlich. Erbärmlich. Anonymität war ein Geschenk und er nutze es nicht einmal, als wäre Luis nicht annähernd eine Gefahr in seinen Augen. Respektlos, mehr war es nicht! Unlogisch und dumm!

Genervt stampfte Luis durch die Menge, eine Handvoll Fritten bereits in seinem Mund, die er sich von einem der Stände geholt hatte. Er konnte das hier nicht verhauen. Doch wie zur Hölle sollte er es schaffen, mit Monroe zurechtzukommen? Der Kerl wechselte die Stimmung schneller, als der Wind drehte. He was freaking Desire incarnated. Kein Wunder, dass er sich so für sie interessierte. Die beiden könnten glatt Zwillinge sein.

Was hatte Kaia noch einmal gemacht, um sich an die Halbgöttin ranzuschmeißen? Nichts Ungewöhnliches, sofern er sich entsann. Die beiden hatten einfach gematched. Kaia war es gewohnt, ihre Begierden voranzustellen. Was sie wollte, hatte sie auch immer bekommen. Ein 'Nein' hatte es für sie nie gegeben. Sie hätte es auch gar nicht akzeptiert. Die beiden hatten sich einfach auf derselben Ebene befunden, ihre Persönlichkeiten schienen immer ineinander zu verlaufen. Sie hatten einander ergänzt, etwas, das ihm mit Monroe nicht einmal gelingen würde, wenn er seine gesamte Persönlichkeit umkrempelte.

Doch eine andere Wahl schien ihm nicht zu bleiben. War er glücklich, würde er scherzen, war er launisch, sich verstellen. Er würde ihm folgen und würde lügen. Verständnis zeigen, wo er keines empfand. Er würde sich zum Vertrauten machen, zum Ersten, an den er sich wendete, um schlussendlich das zu erlangen, wofür er gekommen war.

Und er würde es hassen. Jede Sekunde, die er in seiner Nähe verbrachte. Jedes Mal, wenn er sich auf die Zungen beißen musste. Er würde es hassen, gleichsam würde er siegen. Mehr konnte er nicht verlangen. Mehr er konnte er sich nicht erträumen. Wenn er diese Einrichtung verließ, dann nur mit den Informationen, für die er gekommen war. Irgendetwas sollte es schon geben, irgendein Thema, mit dem er zu Monroe durchdringen konnte.

So tief in Gedanken merkte er nicht, wohin seine Füße ihn lenkten. Das er in jemanden krachte, war unvermeidbar gewesen. Zu seinem Glück war es nur Meira, auch wenn ihm der Zufall wie einen klischeehaften Charmeur wirken ließ. Sie nahm es ihm jedoch nicht übel, mit breitem Lächeln sprach sie: "Da bist du ja!" Manipulatives Miststück. Die wollte bestimmt etwas. Niemand war so schnell, so freundlich. "Wie gefiel dir die Show? War anstrengender als gedacht. Man hats doch nicht gemerkt, oder? Eigentlich sollten ja nur die Besten teilnehmen, aber dem kleinen Prinzen war das zu viel Arbeit. Wir mussten einen Violetten für ihn einspringen lassen."

Dreams of GreedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt