Zeig mir, dass du Gefühle hast, Freak!

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Obanai POV




"Setzt euch bitte alle." Herr Uzui warf das Klassenbuch auf das Lehrerpult und verschränkte seine Arme. Er war eigentlich Kunstlehrer, aber da Herr Himejima seit einiger Zeit krank war, übernahm er seine Stunden. Das hieß, er unterrichtete Geschichte und Englisch. Er war nur nicht wirklich gut darin. Außerdem bestand er felsenfest darauf, dass Herr Himejima nur auf einer Selbstfindungsreise war und in einem Tempel herumlungert.

Ob das so stimmt, war natürlich fraglich. Herr Uzui schmollte nur, weil er sich täglich mit seinem "Unterricht" zum Affen machte. Es musste schon unangenehm sein, wenn die Schüler den Lehrer öfter korrigieren müssen, als umgekehrt.

Obanai seufzte. Er setzte sich auf seinen Platz hinter Sanemi und kramte seine Bücher aus seiner Schultasche. Dann warf er sie achtlos auf den kleinen Tisch. Es war viel zu früh und er hatte noch keinen Kaffee getrunken. Er hatte verschlafen, weil sein Handy den Geist aufgegeben hatte. Seine Mutter und seine Schwestern haben ihn natürlich nicht geweckt.

Die vergaßen zeitweise einfach, dass er überhaupt existierte.

Deswegen hatte er es nicht mehr geschafft, Kaffee zu kochen und musste zur Schule rennen. Das mit seinem Handy ruinierte ebenfalls seine Laune. Jetzt musste er bei seinem Teilzeitjob um mehr Stunden bitten, um sich ein neues zu kaufen.

"So, das letzte Mal haben wir... Moment..." Herr Uzui klappte das Klassenbuch auf und durchflog rasch den Text. "Genau. Die französische Revolution durchgenommen. Das haben wir glanzvoll erledigt. Unser nächstes Thema ist..." Er nahm das Geschichtsbuch zur Hand. Dann blätterte er es einige Sekunden durch.

Er war mal wieder ausgezeichnet vorbereitet. Der Kerl hatte einfach zu viele Frauen und zu wenig Freizeit. Man konnte es ihm nicht mal übel nehmen. "Nachkriegszeit, Karikaturen... Koreakrieg... Hmm, was nehmen wir denn da?"

"Herr Uzui," Shinobu lächelte, wie sie es immer tat und hob ihre Hand. "Wir haben doch gerade erst mit der französischen Revolution angefangen. So wie ich das sehe, haben wir noch ganz viele Unterthemen, die dazugehören. Wollen Sie wirklich jetzt schon das nächste Thema anfangen?"

Obanai verdrehte die Augen und legte seine Arme auf den Tisch, anschließend legte er seinen Kopf auf seine Arme. Er war so müde. Er schloss die Augen. Er brauchte dringend einen Kaffee.

Da wurde er von vorne angestupst. "Hey," flüsterte ihm eine Stimme zu. Wobei sie so laut war, dass man es kaum noch Flüstern nennen konnte. Sein bester Freund war einfach völlig unfähig zu flüstern. Doch Herr Uzui war gerade so sehr damit beschäftigt, die richtige Seite im Buch zu finden, dass er alles andere um sich herum nicht mitbekam.

Obanai hob den Kopf an und schaute zu Sanemi. "Was willst du?" Die beiden waren die schlechten Launen des anderen schon gewohnt, deswegen störte es sie nicht. Sie waren beide nicht gerade die fröhlichsten Sonnenscheine.

"Hier." Sanemi stellte ihm einen eiskalten Dosenkaffee auf den Tisch. "Hab mir schon gedacht, dass du verpennt hast. Hast mich heute Morgen ausnahmsweise nicht mit Nachrichten über deine geliebte Mitsuri vollgetextet."

Obanai wurde rot und schlug seine Hand auf Sanemis Mund. Er schaute um sich, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand gehört hatte. "Ich hab dir doch schon etliche Male gesagt, dass wir sie nicht im Klassenraum erwähnen!"

Dann sah er zum Kaffee und griff mit beiden Händen nach der Dose. "Aber ich verzeih dir. Nein, ich liebe dich grad ehrlich, Mann. Hab mich schon gefragt, wie ich den Tag ohne Kaffee durchhalten soll." Er öffnete die Dose und drehte sein Gesicht zum Fenster. Er wollte nicht, dass seine Klassenkameraden ihn trinken sahen.

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