Kapitel 43_Rückschlag - Teil 1 / Selins Abschied

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Das erste Kapitel von Teil 3. Wir starten direkt in einen depressiven Tag mit Selins Beerdigung und generell wird Teil 3 recht düster im Vergleich zu 1 und 2. Trotzdem viel Spaß damit und auch in Teil 3 sind Kommentare sehr willkommen :)



Kapitel 43_Rückschlag - Teil 1 / Selins Abschied

Das goldene Morgenlicht, das durch Kibas Fenster schien, passte weder zu seiner Stimmung, noch besserte es sie, als Kiba sich zwang, aufzustehen. Er war nicht mehr müde, aber seine Motivation für den heutigen Tag war gleich Null. Heute würde er Diago verlieren. Der Kampf gegen Kimura um das Cherokee-Buch war eine gute Ablenkung gewesen, dafür schlug die Erinnerung heute umso härter wieder zu. Heute war Selins Beerdigung. Heute würde sich zeigen, wie stark Diago wirklich war, aber irgendetwas tief in Kiba flüsterte ihm zu, dass es nie wieder so sein würde wie früher.

Es war Samstag, kühle Morgenluft strömte in Kibas Zimmer und Nebel lag um die Clearwater High, verschluckte den Boden und die rot-gelben Blätter, die die Bäume bereits zu verlieren begannen. Der Herbst rückte nun spürbar näher.

Der Kampf um das Cherokee-Buch war in der Nacht von Montag auf Dienstag gewesen. Seitdem hatten sie nichts mehr von Kimura Shatyn Knowwhere gehört, obwohl der Imvelo-Rat und auch der Rat der Wandler ihre Spione bereits am Dienstag morgen losschickten. Aber Kimura war mit dem Cherokee-Buch unauffindbar. Ob der Untergrund, in welchem er seine Mafia leitete, bereits von Woodwalkern wusste und ob sogar schon nach Wandlern gesucht wurde, war unklar.

Ashdohrn Ecotha vermutete, dass Kimura sich erstmal zurückziehen und untertauchen würde, bis seine Spuren verblasst waren, ehe er selbst auf Woodwalkers-Jagd ging, aber das musste nicht unbedingt bedeuten, dass er anderen Untergrundorganisationen nichts von den Woodwalkern erzählte.

„Sollten andere vor ihm Woodwalkers fangen, wird sich der Rat erstmal auf diese konzentrieren, um die Woodwalkers zu schützen, und das weiß Kimura. Und er weiß, dass wir seinen Gedankengang durchschauen werden, aber trotzdem nach seiner Pfeife tanzen müssen." Genauso hatte Ashdohrn Ecotha es gesagt.

Kiba musste schlucken, bei dem Gedanken. Wie sollten sie jemanden aufhalten, wenn sie ihn durchschauten, bei seinem Plan aber trotzdem mitspielen mussten? Das war, als würde man direkt vor seinem Feind stehen, aber der Partner war in Gefahr und man musste sich entscheiden, ihm zu helfen oder die einmalige Gelegenheit, den Feind zu besiegen, zu nutzen. Ähnlich wie bei der Einsatzübung, als er und Kira von Azad eine Akte stehlen sollten.

Seufzend drehte sich Kiba vom Fenster weg und verließ sein Zimmer, um in den Waschraum zu gehen. Außer ihm, war dort nur Light, welcher gerade ging, als Kiba reinkam. Kiba nickte ihm zur Begrüßung nur stumm zu, was Light genauso erwiderte.

Als Kiba in den Spiegel schaute, erkannte er sich selbst nur dank seiner ungewöhnlich grün-blauen Augen wieder, ansonsten war ihm sein Gegenüber völlig fremd. Seinen glatten, schwarzen Haaren waren die Vernachlässigung deutlich anzusehen. Strähnig und glanzlos hingen sie in seinem Gesicht. Seine Augen blickten ihm müde und leer entgegen, das lebendige Leuchten darin war erloschen und unter seinen Augen zeichneten sich deutliche Schatten ab.

Antriebslos ließ Kiba die Schultern hängen. Er fühlte sich nicht nur niedergeschmettert, er sah auch genauso aus. Achtlos kämmte er sich ein paar Mal mit den Fingern durch die Haare, was nicht wirklich viel brachte. Egal, besser als nichts. Obwohl Kiba nicht danach zumute war, trat er etwas vom Waschbecken zurück, stellte sich gerade hin, straffte die Schultern und starrte sein Spiegelbild möglichst entschlossen an. Na bitte, schon fielen die Schatten unter seinen Augen, sein leerer Blick und seine ungepflegten Haare nicht mehr so auf.

IMVELO || Woodwalkers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt