Kapitel 79

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Florentina Dewan
By LuanaWhite

Ich fühlte mich so unglaublich schuldig. Wie eine Versagerin oder eine Verräterin. Wieso hatte ich Ana nicht retten können? Sie nicht beschützen können? Und wieso war niemand sauer auf mich? Warum bestrafte Luan mich nicht? Früher hätte er seinen Frust, seinen Ärger und seinen Zorn sofort an jemanden raus gelassen und es wäre ihm egal gewesen ob es gerechtfertigt gewesen wäre oder nicht.

Doch stattdessen saß ich in meinen Zimmer, während Carter und Linus gerade unterwegs waren, genau wie die meisten Krieger gerade, um die Jäger und auch somit Anastasia Blackstone zu finden.

Ich raufte meine Haare und fühlte mich noch nutzloser als früher. Ich war die reinste Enttäuschung und alles andere als eine Kriegerin der Finsternis. Ich musste hier raus um meine beste Freundin zu finden. Um meinen Fehler wieder gut zu machen. Es würde ja auch bestimmt niemanden auffallen, wenn ich nicht da wäre.

Also zog ich mich an, machte mir einen hohen Pferdeschwanz und verließ mein Zimmer um zu den Treppen zu laufen. Doch es war ohnehin weit und breit keiner hier zu sehen. Doch plötzlich hörte ich ein Baby weinen. Roy. Ich hielt inne.

Als ich weiter ging, sah ich Francesca wie sie telefonierte, ihren Sohn hielt der weinte und sie selbst ebenso. Unsere Königin war richtig aufgelöst. Ich konnte nicht einfach weiter gehen, deswegen ging ich zu ihr und nahm ihr erstmal Roy ab, wofür sie mich dankend ansah und das Telefongespräch weiter führen konnte. Doch was ich da hörte ließ mich regelrecht erschaudern.

Meine Königin wirkte gerade wirklich überfordert. Kein Wunder, immerhin versuchte sie Luan zu vertreten, für ihn gleichzeitig da zu sein und sich um Roy zu kümmern. Sie gab wirklich ihr bestes und ich bewunderte sie dafür. Allerdings hörte ich aus dem Gespräch heraus, dass jetzt nicht nur Ana weg war, sondern auch Noomi, Luan's erwachsene Tochter.

"Luan, Liebling bitte. Du musst dich beruhigen, das bringt niemanden etwas. Wir werden Ana und Noomi finden. Alles wird wieder gut." versuchte sie ganz offenbar ihren Mann am anderen Ende der Leitung zu beruhigen und wischte sich die Tränen weg.

Ich presste meine Lippen zusammen und versuchte nicht weiter zuzuhören sondern mich ganz auf den kleinen Jungen zu konzentrieren. Er spürte bestimmt dass irgendwas nicht stimmte. "Hey, alles gut." versuchte ich Roy zu beruhigen, welcher sich fest an mich drückte aber dennoch immer wieder zu seiner Mutter sah.

Schließlich beendete Francesca das Telefonat und sah entschuldigend zu mir. Aber ich wollte etwas tun um zu helfen und wenn es nur so eine Kleinigkeit war wie auf Roy aufzupassen. "Wenn du willst kann ich mich eine Weile um Roy kümmern. Das ist das mindestete was ich tun kann, Francesca. Es wird bestimmt alles wieder gut." meinte ich zu ihr und versuchte meine eigenen Gefühle erstmal zu unterdrücken.

Meine Schuld war jetzt das geringste Problem. Francesca sollte bei Luan sein und ihm helfen. Jetzt, wo auch Noomi entführt worden war, war Luan bestimmt am Durchdrehen. Die halbe Familie Blackstone war jetzt in Gefangenschaft der Jäger und somit in Lebensgefahr.

Francesca umarmte mich leicht, ehe sie Roy's Kopf küsste. "Bist du dir sicher? Es geht hier gerade drunter und drüber. Die Jäger haben Noomi geschnappt, als sie auf der Suche nach Ana war." erklärte sie mir, aber das wusste ich schon durch das Telefonat eben.

"Ich müsste noch einige Krieger für Luan koordinieren. Wenn du willst, kannst du hier bleiben. Roys Spielsachen sind hier." erklärte mir meine Königin und drückte meine Schulter. "Ich danke dir für deine Hilfe, Florentina. Wirklich und dich trifft keine Schuld. Das darfst du niemals vergessen." bedankte Francesca sich.

Ich wusste es zu schätzen dass Francesca das sagte, aber es fühlte sich dennoch so an. "Ich glaube ich bin die Einzige, die mit keiner Aufgabe betreut worden ist. Und in meinen Zimmer zu sitzen und auf Neuigkeiten zu warten, lässt mich den Verstand verlieren. Auf Roy aufzupassen lenkt mich ab und außerdem habe ich ihn gerne. Er ist ein süßer Junge und du musst dich gerade auf andere Dinge konzentrieren. Solange wir im Anwesen bleiben, ist Roy bei mir in guten Händen." meinte ich zu ihr. Aber ich würde es verstehen, wenn sie mir nach der Sache mit Ana jetzt nicht mehr vertrauen würde.

Francesca lächelte mich trotz allem sanft an. "Süße, glaub mir das bist du nicht. Und wenn Roy bei dir ist, weiß ich, dass er in guten Händen ist. Roy hat dich übrigens auch sehr gerne. Wenn was sein sollte, egal was, melde dich einfach." erklärte sie mir sanft und gab ihrem Sohn nochmal einen festen Kuss auf den Kopf, ehe sie ging.  

Roy sah seiner Mama traurig nach und streckte seine kleine Hände nach ihr aus, aber er war tapfer und hörte auf zu weinen. Ich seufzte leise und drückte den Jungen etwas an mich, nicht nur um ihm Trost zu spenden, sondern auch irgendwie mir.

Schließlich setzte ich ihn auf seine kleine Decke auf dem Boden und ich mich daneben. Roy grabbelte zu seinem Kuscheltier und begann damit zu spielen. Zum Glück war er es gewohnt, dass er hin und wieder von anderen als seinen Eltern beaufsichtigt wurde. Innerlich betete ich dafür, dass Luan, Carter, Linus, und alle anderen es schaffen würden Anastasia und auch Noomi zu befreien, damit der Kleine nicht seine halbe Familie verlor bevor er seinen ersten Geburtstag feierte.

Wir alle hatten schon so schrecklich viele Verluste erlitten und hatten Gedacht mit dem neuen Frieden wäre das vorbei, aber vermutlich würde es sowas wie Frieden niemals geben. Es würde immer jemanden geben, der alles Glück zerstörte. Dieser Kampf ums Überleben war einfach sinnlos. Damon hatte sich damals getäuscht. Ich konnte niemanden helfen geschweige denn retten. Ich war keine Kriegerin und würde es niemals sein und jetzt musste ich das einfach lernen zu akzeptieren.

Light&Dark - Life and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt