Kapitel 44_Rückschlag - Teil 2 / Psychopathie

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Und wieder schreibe ich zum ersten Mal aus der Sicht einer neuen Person: Ashdohrn Ecotha himself. Oder hab ich vielleicht schon mal? Weiß nicht mehr. Jedenfalls viel Spaß ;)



Kapitel 44_Rückschlag - Teil 2 / Psychopathie

Es war völlig still im Zimmer. Das gleichmäßige Piepsen der Herzüberwachung war das einzige, unangenehme Geräusch, das die Stille nur zu verstärken schien.

Wenn Ashdohrn Ecotha aus dem Fenster schaute, erstreckte sich vor ihm eine in Dunkelheit gehüllte Welt. Tiefgraue Wolken hingen schwer über der Schule und verdeckten den Himmel und die Sonne. Es war fast windstill, nur die Blätter ganz nah am Fenster konnte er sich bewegen sehen. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm. Ein unerträglich friedlicher Anblick.

Wenn Ashdohrn jedoch mit dem Blick im Zimmer blieb, hatte er ein nahezu schrecklich helles Weiß vor Augen. Weiße Wände, den weiß gefliesten Boden, die Decke und das weiße Bett. Einzig und allein der schwarze Bildschirm mit der grünen Linie, waren nicht weiß. Selbst Azad schien kaum eine andere Farbe zu haben. Nicht nur, dass er sehr blass war, die Atemmaske verdeckte die Hälfte seines Gesichts und seine hellblonden Haare stachen kaum als Farbe hervor.

Ashdohrn wusste nicht, welcher Anblick schlimmer war. Der düstere dort draußen, der ihre Lage widerspiegeln zu versuchen schien, oder dieses blendende Weiß des Krankenzimmers. Trotzdem ließ er den Blick auf Azad und schaute nur hin und wieder zum Bildschirm, der dessen Herzschlag aufzeichnete.

Es waren bereits vier Tage vergangen, seit sein Schüler angeschossen wurde, heute war der fünfte Tag. Und bis jetzt war die maximale Regung Azads, dass er für ein paar wenige Sekunden die Augen offen hatte. Das war jetzt etwa eine halbe Stunde her. Außer leichtes Zucken seiner Augenlieder, als würde er träumen, war sonst nichts geschehen.

Wieder eine leichte Regung. Ashdohrn schaltete das Licht aus, zum einen, weil er selbst es nicht mehr ertragen konnte und zum anderen, weil es Azad nach so vielen Tagen reiner Finsternis bestimmt unerträglich hell vorkommen würde.

Langsam kam Azad wieder zu sich, die Augen noch halb geschlossen schien er ins Nichts zu starren, ohne seine Umgebung wahrzunehmen. Ein paar Sekunden beobachtete Ashdohrn ihn nur, wartete auf eine weitere Reaktion. Als diese jedoch ausblieb, hielt er seine Hand in Azads Blickfeld und schnipste einmal.

Als wäre er aus einem Halbschlaf gerissen worden, blinzelte Azad ein paar Mal und erwiderte dann Ashdohrns Blick.

„Willkommen zurück, Silverblade", begrüßte dieser ihn und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. „So wie Manja deinen Zustand beschrieben hat, klang es, als würde es dir schlechter gehen."

„Wieso?", fragte Azad nach ein paar Sekunden mit brüchiger Stimme. „Was ist mit dem Kampf?"

„Der Kampf, in welchem du angeschossen wurdest?", fragte Ashdohrn. „Der war vor fünf Tagen. Heute ist Samstag."

„Fünf... Tage?"

Ashdohrn nickte. „Die Kugel hat zum Glück keine lebenswichtige Organe getroffen und Manja konnte noch rechtzeitig die Blutung stoppen, dafür darfst du dich bei dem Sturz von der Mauer für drei geprellte Rippen bedanken und einem verstauchten Fußgelenk. Nichts Großes, für das, was geschehen ist. Wie geht es dir?"

Es schien Azad schwer zu fallen, überhaupt zu sprechen, denn es dauerte wieder etwas, bis er langsam antwortete: „Kopfschmerzen."

Eigentlich hatte Ashdohrn erwartet, dass Azad etwas wegen seiner Schusswunde oder den verletzten Rippen sagen würde, aber durch die starken Schmerzmittel, fühlte sich diese vermutlich taub an. Ashdohrn nickte und verließ das Zimmer, um etwas zum Kühlen zu holen.

IMVELO || Woodwalkers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt