Lennox' Sicht
Müde und geschafft von meinem ersten Arbeitstag, da mir meine Angespanntheit ziemlich viel Kraft geraubt hat, betrete ich die Wohnung.
Der Klang des Fernsehers empfängt mich mit der dudelnden Titelmusik von Stellas Lieblingsserie."Hi! Ich bin wieder da!", rufe ich, während meine Schuhe ihren Platz unter der Garderobe finden. "Psst! Sei leise, sonst höre ich nichts!", keift mir meine Freundin sofort entgegen, was ich aber geflissentlich ignoriere.
Wenn Ihre Serien im Flimmerkasten die perfekten Liebhaber vorgaukeln und märchenhafte Beziehungen abspielen, dann darf ich sie keinesfalls stören, da sie sonst zur Furie mutiert.
Fast Geräuschlos begebe ich mich in die Küche, um mir etwas zu essen zu machen. Mein Magen hängt mir schon in den Kniekehlen, da ich zuletzt heute morgen einen Apfel gegessen habe. Mehr konnte ich meinem Magen vor Aufregung einfach nicht zumuten. Da der heutige Tag besser gelaufen ist, als erwartet, verspüre ich den Hunger, den ich den kompletten Tag über verdrängt habe.
Kaum habe ich die Kühlschranktüre geöffnet, meldet sich auch Stella zu Wort: "Mach was Anständiges zu essen! Ich habe zuletzt heute Mittag gegessen und mörderischen Hunger. Bisher hatte ich keine Zeit zu kochen!"
"Auf was hast du denn Lust?", da ich selbst noch unschlüssig bin und nicht im Kopf habe, was der Kühlschrank alles beherbergt, hoffe ich auf eine gute Idee meiner Partnerin. "Halt die Fresse, ich verstehe nichts. Kannst du nicht selbst denken?" Seufzend mustere ich die fast gähnende Leere des Kühlgerätes und entscheide mich spontan, das restliche Gemüse zu verarbeiten, bevor es noch vergammelt. Vielmehr hat der Kühlschrank eh nicht zu bieten.Mit Zucchini, Pilzen, Paprika und Zwiebeln bewaffnet, setze ich mich an den Esstisch und beginne das Gemüse zu schneiden. Zu meinem Erstaunen trifft meine Freundin ebenfalls in der Küche ein und wirft einen verachtenden Blick auf mein Werk: "Seh ich wie ein scheiß Vegetarier aus?" "Nein, aber bevor das alles verdirbt, sollten wir es essen. Ich kann Kartoffeln oder Reis dazu machen. Was hältst du davon?" "Das will ich nicht essen! Vielleicht trägst du auch mal etwas zu unserem Haushalt bei und gehst einkaufen! Es kann doch nicht sein, dass immer alles an mir hängen bleibt!" "Ich gehe morgen gleich nach der Arbeit Lebensmittel holen, okay? Heute bin ich echt fertig und...", der Schlag gegen meinen Hinterkopf signalisiert mir, dass ich sofort zum Einkaufen gehen und nicht so viel diskutieren sollte.
"Weißt du... Du sitzt dir den ganzen Tag den Arsch an deinem Schreibtisch oder in einem Streifenwagen platt und verlangst von mir, dass ich neben meiner Arbeit und dem Haushalt auch noch einkaufen gehe. Was bist du nur für eine Lusche?" "Ich geh ja schon!" Um jedem Ärger aus dem Weg zu gehen, entschließe ich mich, doch noch zum Einkaufen zu gehen. "Perfekt, warum nicht gleich so? Wenn du eh schon unterwegs bist, kannst du mir die Dinge auf diesem Zettel mitbringen. Marina hält morgen einen Brunch. Da sie ihr Haus zur Verfügung stellt, habe ich mich für die Beschaffung der Lebensmittel angeboten. Unsere armselige, winzige Bude kann man ja keinem zumuten!", nachdem sie mir eine endlos scheinende Liste auf den Tisch gelegt hat, läuft sie mit erhobener Nase zurück ins Wohnzimmer.
"NA TOLL! WEGEN DIR HABE ICH VERPASST, WIE JUAN UM DIE HAND VON CATHERINE ANHÄLT. TOLL! GANZ TOLL!"
Seufzend erhebe ich mich von meinem Stuhl, stecke mir den Einkaufszettel in die Hosentasche und durchquere schnellen Schrittes das Wohnzimmer.
Die mich verfolgenden, mörderischen Blicke ignoriere ich einfach, denn jedes ausgesprochene Wort würde es jetzt nur noch schlimmer machen. Nachdem meine Jacke an meinem Körper gefunden hat, mache ich mich auf den Weg zum Auto und fahre in den nächstgelegenen Supermarkt.Dort angekommen, schnappe ich mir einen Einkaufswagen und versuche die ersten Worte der Liste zu entziffern, damit ich weiß, welche Regalreihe ich zuerst erobern muss. "Warum braucht sie eigentlich einen Schal?", mit klopfendem Herzen, da ich mit Sicherheit wieder nicht das richtige Wort zusammengebastelt bekomme, wechsle ich zu dem nächsten geschriebenen Lebensmittel: "Boah, was ist denn das für ein Wort, bitte?" Meine Hand, die den Einkaufszettel hält, fängt langsam an zu zittern. Als wäre es nicht schon schlimm genug, die Worte nicht entziffern zu können, hängt mir auch noch die Zeit im Nacken.
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Hinter verschlossenen Türen; Die verborgene Realität
FanfictionEin neuer Kollege, der durch einen Versetzungsantrag auf das Revier unter Klaus Wiebel's Leitung gelangt, wirft einige Fragen bei Tom und Marc auf. Dass er anfänglich etwas schüchtern ist, stempeln die Polizisten als normal ab. Als allerdings mit de...