Kapitel 2:

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Wenn mir jemand noch vor einer Stunde gesagt hätte, dass heute mein Todestag sein würde, dann hätte ich ihm ohne Umschweife einen Vogel gezeigt. Woher hätte ich denn auch wissen sollen, dass böse Geister existierten? Jetzt wo ich das so dachte, kamen mir auch wieder Zweifel auf.
Ich habe nicht einmal gesehen was mich attackiert hat... Vielleicht war das ja auch nur eine ganz normale Reaktion? Irgendetwas psychologisches.
Gedanklich schlug ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.
Das sagst du, wo du gerade Psychologie studierst! Pass in deinem nächsten Leben mal lieber besser auf!

Apropos nächstes Leben. Dafür dass ich eigentlich, nun ja, tot sein müsste fühlte ich mich erstaunlich wach und hell im Kopf. Konnte es sein, dass das so eine Nach-dem-Tod Geschichte war, wo man darauf warten musste, ob jetzt ein Engel oder ein Teufel mit passendem Ticket zur Fahrt ins Jenseits einladen?
Oder... ganz vielleicht... war ich noch gar nicht tot? Hatte mich dieser Idiot mit der Sonnenbrille doch gerettet?
So wie ich darüber nachdachte fiel mir ein, wie unlogisch das alles war. Wieso sollte ein Oberschüler einen bösen Geist erlegen können? Würde der blaue Blitze aus seinen Augen schießen, oder wie?

Zugegeben der Typ war eine mehr als beeindruckende Präsenz. Bei unserem ersten Treffen im Café konnte er mit irgendeinem Handzeichen meine ständigen Schmerzen wegmachen, obwohl das auch vollkommen skurril erschien.
Nach dem Treffen im Café war ich so müde, dass ich eigentlich nur noch schlafen wollte, hatte mir jedoch stattdessen reihenweise Bücher über religiöse Wunder und Physiotherapien durchgelesen, aber nichts gefunden, was mir rational erklärbar hätte sein können.

Hat er nicht etwas von exorzieren gesagt?
Wenn ich die Möglichkeit, dass der ein Exorzist wäre, als relevante Möglichkeit in Betracht ziehen müsste, dann wäre die Version von ihm als Sektenführer, die ich in einem Buch über religiöse Rituale gelesen hatte, nur noch halb so abwegig.
Allerdings konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie der vor einem Drudenfuß aus Salz knien und satanistischen Singsang vollbringen könnte. Nein, so gar nicht.

Urgh... Warum müssen sich meine letzten Gedanken eigentlich um den da drehen?! Immerhin hat er mich eiskalt sterben lassen!
Meinetwegen, dann wollte ich zwar da rein, aber er hätte mich ja auch begleiten können, wenn er wusste, dass ich sterben könnte, oder etwa nicht? Es gibt einfach nirgendwo mehr nette Männer! Die Erde ist wirklich scheiße!
Tot zu sein ist dann eventuell sogar das Beste!
Es macht mir auch überhaupt nichts aus meine Familie nie wieder sehen zu können, oder das ich die Hochzeit von meiner Schwester verpasse, die durch meinen Tod wahrscheinlich eh nicht stattfinden wird.
Verflucht! Ich will NICHT sterben! Warum konntest du mich retten du verdammter-

»IDIOT!!!«

Gleißendes Licht blendete mich.
Huh?!
Ich konnte sehen! War das jetzt das Jenseits? War ich angekommen? Sollte das Himmel oder Hölle darstellen?
Ich blinzelte mehrmals, um meine Augen an das plötzliche Licht zu gewöhnen und ließ den Blick schweifen.
Das ist doch... ein Krankenhaus! Ich lebe noch!
Rechts und Links neben mir standen ein kleiner Nachttisch und auf einem ein Lilienstrauß in einer Vase. Meine Arme und Fingerkuppen waren an Kabel von einer Maschine auf der anderen Seite angeschlossen und ein großes Fenster beleuchtete den Raum. Ansonsten war alles eher weiß.

»Idiot? Meinst du damit mich? Da fühle ich mich aber geehrt, wenn sich schon deine ersten Gedanken um mich drehen.«

Mit einem Ruck riss ich meinen Blick vom Fenster los und schaute zur Tür. Im Türrahmen stand Satoru gemeinsam mit seinem Spießgesellen, dessen Name mir leider wieder entfallen war.
Auch irgendwas mit S...
Das Erstaunlichste daran war allerdings, dass Satoru ebenfalls einen Strauß in der Hand hielt. Rosen. Keine Roten aber Pinke, was auf jeden Fall reichte um mir das Blut in die Wangen laufen zu lassen. In mehrfacher Hinsicht.

Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt