Wincent
„Für mich wirkt es so, als würde er nicht wollen, dass du gehst", sagte Lara.
Ich stand auf und kniete mich vor Fritz auf den Boden.
„Hey du. Ich muss leider weg. Sonst können wir im Winter gar nicht richtig im Schnee toben. Weißt du, das geht erst so richtig gut, wenn mein Fuß wieder ganz ist. Deshalb muss ich los."
Fritz sah mich mit schief gelegtem Kopf und großen Augen an.
„Ich komme danach wieder, versprochen."
Er wartete kurz und schleckte mir dann übers Gesicht. Das nahm ich jetzt mal als Zustimmung.
„Anna, was hältst du davon, wenn wir heute Abend zusammen Lasagne kochen? Dann geh ich fix einkaufen", ergriff Lara wieder das Wort.
„Klingt sehr gut", antwortete Anna.
Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, ob sie sich wirklich so freute, wie sie vorgab.
„Dann sehen wir uns gleich wieder. Wincent, war schön, dich mal äh aus der Nähe kennengelernt zu haben."
„Hat mich sehr gefreut", erwiderte ich, stand auf und umarmte Lara kurz zum Abschied.
Vollkommen überfordert, stand sie da und ging schließlich in Richtung Flur.
„Achtung Türrahmen", warnte ich sie und konnte nur schwer ein Grinsen unterdrücken. Offenbar hatte das Fangirl in ihr wieder die Oberhand.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, sah ich Anna ganz genau an.. Ganz glücklich schien sie nicht zu sein.
„Komm, wir setzen uns auf die Couch", schlug ich vor.
Anna kam meinem Vorschlag nach und kuschelte sich direkt an mich, sobald wir saßen.
„Alles gut?", fragte ich, obwohl ich Annas Nähe mehr als nur genoss.
„Ja", murmelte sie an meiner Brust.
„Wirklich?" So ganz glaubte ich das nämlich nicht.
„Ja."
„Willst du nicht, dass ich gehe?", sprach ich meine Vermutung aus, nachdem wir einige Zeit geschwiegen hatten.
Anna richtete sich etwas auf, aber tastete dafür nach meiner Hand.
„Natürlich würde ich dich viel lieber bei mir haben wollen, aber das ist egoistisch. Du solltest die Reha machen. Das schaffen Fritz und ich schon."
„Sicher?" Ich sah sie prüfend an. „Ich kann die Reha auch verschieben."
„Musst du meinetwegen nicht machen", widersprach sie direkt.
Ganz wohl fühlte ich mich nicht bei dem Gedanken, Anna eine Woche alleine zu lassen. Vor allem, weil Lara von Annas Problemen nichts wusste, soweit ich mich erinnerte. Und von München nach Berlin brauchte ich eine Weile, falls etwas sein sollte. Mir kam wieder in den Sinn, dass ich Tim versprochen hatte, auf Anna aufzupassen. Bei der Vorstellung, sie alleine zu lassen, glaubte ich, das Versprechen schon jetzt zu brechen.Annalena
Wincent hatte Recht. Ich wollte nicht, dass er ging. Wollte nicht wieder alleine sein. Doch ich wusste, dass die Reha wichtig für ihn war. Irgendwie würde ich schon zurechtkommen.
„Und du bist dir ganz sicher?", hakte Wincent noch einmal nach. Er wollte es wirklich wissen.
„Wincent, ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Musst du aber nicht. Deinetwegen geht es mir gut", versuchte ich, ihn zu beruhigen.
„Okay. Aber wenn irgendwas ist, dann melde dich bitte. Schreib mir oder ruf an. Egal um welche Zeit, ja?"
„Mach ich. Versprochen."
Wincent zog mich nochmal richtig in den Arm und ich genoss seine Nähe einfach. In Wincents Armen zählte nichts mehr. Ich wusste, dass mir hier nichts passieren konnte. Das war mein Safeplace. Mein Zuhause.
Fritz bellte und sprang im nächsten Moment schon auf die Couch. Normalerweise verbat ich ihm das, aber heute war eine Ausnahmesituation. Er legte sich halb auf meinen und halb auf Wincents Schoß. So konnten wir beide nicht mehr aufstehen, aber das störte gar nicht.
Ich kraulte Fritz ein wenig durchs Fell und lauschte gleichzeitig Wincents Herzschlag.
„Du bist ja immer noch hier."
Ich schreckte hoch und stellte fest, dass ich wohl eingeschlafen sein musste. Und die warme Brust unter meiner Wange verriet mir, dass mein Freund auch noch nicht gegangen war. Gut, es war auch etwas schwer, denn ich hatte ihn ja als Kopfkissen verwendet. Und Fritz schien auch noch zu verhindern, dass er aufstehen konnte. Flucht unmöglich quasi.
„Ich will ja nichts sagen, aber wolltest du nicht schon los sein?", wandte sich Lara ganz offensichtlich an Wincent.
„Eigentlich ja. Allerdings kam etwas Wichtiges dazwischen", erklärte er.
„Schlaf?"
„Nein. Zeit mit meiner Freundin."
Fritz bellte empört.
„Und mit ihrem Hund natürlich", fügte Wincent noch schnell hinzu.
„Hast du keinen Termin für die Reha? Also wann du da sein musst?", wollte Lara neugierig wissen.
„Doch. Aber Pünktlichkeit war noch nie meine Stärke", antwortete er gelassen.
„Star müsste man sein", murmelte Lara.
Ein Handy klingelte. Da es sich mal wieder um eine Metalsong handelte, konnte es nur von Wincent sein.
„Jo", sagte er, direkt nachdem die Musik verstummt war. „Ähm, bin noch in Berlin... Ne, ich komme schon... Erzähle ich dir später mal bei einem Bier. Die Woche ist ja lang genug... Ja, mach ich... Ich meld mich, wenn ich die Zielzeit gut abschätzen kann... Alles klar. Bis dann."
Ich ging davon aus, dass er fertig war mit Telefonieren.
„Wer war das?", wollte ich neugierig wissen.
„Kevin, mein Produzent. Er wollte wissen, ob wir uns nochmal treffen, wenn ich eh in München bin", erzählte Wincent mir.
„Dann musst du ja langsam wirklich los, oder?", fragte ich und versuchte nicht emotional zu werden.
Wir hatten jetzt so viel Zeit zusammen verbracht, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, ihn eine Woche nicht bei mir zu haben.
„Ja." Wincent zog mich nochmal an sich. „Auch wenn ich noch nicht weiß, wie ich die Woche ohne dich, pardon ohne euch schaffen soll", murmelte er.
Da waren wir ja dann zu zweit. „Ich auch nicht", gab ich leise zu.
„Wir schaffen das, okay? Wir schreiben ganz viel und telefonieren."
„Versprochen."
„Anna?"
„Ja?"
„Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch."
Sofort lagen Wincents Lippen auf meinen und ich erwiderte den Kuss direkt.
Nachdem Wincent sich nochmal ausgiebig von Fritz verabschiedet hatte, machte er sich wirklich auf den Weg nach München. Allerdings blieb mir gar keine Zeit, traurig darüber zu sein, denn Lara quetschte mich direkt aus. Sie wollte jedes Detail wissen, was seit unserem letzten Treffen passiert war. Ja, ich musstse zugeben, ich hatte es ein wenig vernachlässigt, mich bei ihr zu melden. Martha erwähnte ich mit keinem Wort, dafür war ich noch nicht bereit. Allerdings interessierte sich Lara auch primär für das zwischen Wincent und mir und sie rastete regelrecht aus, was er alles für mich getan hatte.
Ihr Anfall wurde durch eine eingehende Nachricht auf meinem Handy unterbrochen. Vermutlich war sie von Wincent, weswegen ich direkt nach meinem Telefon griff. Ich öffnete die Nachricht und sie war tatsächlich von meinem Freund.
„Hey Maus, ich wollte dir nur sagen, ich bin in München angekommen. Und ja, ich habe mich an die Straßenverkehrsordnung und die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten."
Ich hörte sein Grinsen und schüttelte den Kopf.
„Vielleicht können wir heute Abend ja noch kurz telefonieren. Ich muss jetzt erst einmal zu Kevin, bevor der mich einen Kopf kürzer macht. Bin sowieso schon zu spät." Er lachte. „Hab einen schönen Nachmittag mit Lara, lasst euch die Lasagne schmecken und bis später. Ich liebe dich."
„Oh mein Gott ist das süß." Lara kreischte fast, was mir ein noch breiteres Lächeln ins Gesicht zauberte. „Ich realisiere das noch immer nicht. Wie hast du das gemacht?"
„Ich habe gar nichts gemacht", verteidigte ich mich. „Fritz wollte nur nicht, dass Wincent Jever kauft. Alles danach: keine Ahnung."
„Ey, das ist... oh mein Gott. Mir fehlen die Worte. Es reicht ja nicht, dass du mit fucki**, äh Wincent Weiss zusammen bist. Nein, er ist auch noch so unverschämt süß."
Ich fand es sehr unterhaltsam, dass meine beste Freundin so ausflippte. Meine Güte, es war nur Wincent. Aber die Diskussion konnte ich noch tausend Mal führen und sie würde nie nachgeben.
„Wie gut, dass er das gerade nicht hören kann", lachte ich.
„Moment mal... Darf ich?" Lara nahm mir vorsichtig das Handy aus der Hand.
„Äh, klar."
Kurz herrschte Stille und dann kreischte Lara so sehr los, dass ich Angst um die Nachbarn hatte. Und um mein und Fritz Gehör. Ich wusste gar nicht, dass Laras Stimme so hoch sein konnte.
Was hatte sie denn jetzt schon wieder?
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Bin ich für sie blind?
Fanfiction„Sag mir, bin ich für sie blind?" Wincent ist verwirrt. Seit seinem Konzert in Berlin, wo Mats Anna kennengelernt hat, scheint sie ihn regelrecht bei seinen Auftritten zu verfolgen. Das zumindest erfährt er von Mats, denn er selbst bemerkt es gar ni...