Chapter 5

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Liana streckt ihren Körper nach vorne um einen Blick aus der Kutsche zu erhaschen.

,,Hör auf mit diesen Verrenkungen! Oder bist du Hofnarr!", klagt ihre Stiefmutter.

Sie hatte sich in den Farben ihres Landes gekleidet. Die goldenen Verzierungen auf ihrem weißen Kleid schimmerten wie Sterne am Nachthimmel.
Die Krone auf ihren Haupt trug sie mit stolz.
Liana dachte sich eher, dass es nach Überheblichkeit aussah.

Sie kannte die Einstellung ihrer Stiefmutter gegenüber den Arnyekern. Sie hegt einen tiefen Groll gegen das Land, da sie es für den langen Krieg und deshalb für den Tod und Schmerz vieler Menschen verantwortlich machte.

Sie war auch gegen die Hochzeit gewesen, nicht weil sie sich um ihre Stieftochter sorgte, sondern weil sie ein Bund mit Arneyk für eine Schande hielt.

Liana machte sich nicht viel drum, dass die Sorge ihrer Stiefmutter nicht ihr galt. Sie hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu ihr gehabt.

Die einzigen Menschen, die ihr Vater noch mehr liebte als ihre Stiefmutter, waren seine beiden Töchter. Und dies war ihrer Stiefmutter schon immer ein Dorn im Auge gewesen.

Trotz das sie nicht viel wert auf das legte, was ihre Stiefmutter sagte, ließ sie es doch sein und lehnte sich wieder zurück.

Das sanfte Ruckeln der Kutsche machte sie sehr müde und sie musste immer wieder gegen den Schlaf ankämpfen.

,,Wie lange werden wir noch fahren?", fragt Liana an ihren Vater gewandt der verträumt aus dem Fenster sah.

Zurück in die Realität gerissen, zuckte der König leicht zusammen und wanderte mit seinem Blick zu seiner Tochter.

,,Nicht mehr lange. Ich denke wir sind gleich schon am Waldrand angekommen. Von da aus müssen wir nur noch über den langen Artis Fluss und wären dann schon in der Hauptstadt angekommen.", erklärte ihre Vater.

Liana kannte den Artis Fluss genau. Nicht weil sie schon einmal da gewesen war, sondern aus Erzählungen.

Ihr Bruder Kasimir, der zurzeit an den Grenzen zu den Höhenbergen war, um sich die Lage genauer anzuschauen, hatte ihr immer davon erzählt und von den großen Schlachten, die dort passiert sind erzählt.

Es war der zentrale Punkt des Krieges gewesen. Der Ort den man immer ,,die Front" nannte.
Ein Schauder durchlief Lianas Körper, als sie daran dachte, wie ihr Bruder ihr immer von den Massen an toten Menschen erzählt hatte, die dort gestorben und dann in den Fluss geworfen worden waren.

Manche, hatte ihr Bruder erzählt, sind auch vor Todesangst, weil sie entweder um ihr Leben rannten oder wahnsinnig geworden waren, einfach in den Fluss gerannt und ertrunken sind.

Der Gedanke das sie gleich über diesen Fluss fahren würden, ließ sie leicht zittern.

Und dann gingen ihre Gedanken über zur Hochzeit. Sie soll nun dafür sorgen, dass dieser Krieg nicht wieder ausbricht. Sie ist nun für das Leben vieler Millionen Menschen verantwortlich.
Wenn sie versagt, dann werden Menschen dafür sterben müssen.

Liana war nie wirklich erpicht auf diese Hochzeit gewesen, doch dieser Gedanke machte es ihr noch schwerer gleich aus dieser Kutsche zu steigen.

Am Liebsten wäre sie umgekehrt, aus der Kutsche gesprungen und dann in den Wald gerannt, aus dem sie nie wieder gekehrt wäre.

Sie wusste nie genau was sie an diesem Wald so faszinierte. Doch jedesmal, wenn sie in diesen Wald ging, fühlte es sich so an als würde sie neue Lebenskraft schöpfen.
Als würde sie jedesmal neu geboren werden und als neuer Mensch herauskommen.

Die Kutsche ruckelte einmal ganz doll und die Räder klangen so als würden sie nun über Holz fahren. Liana wusste das es die Brücke war, die über den Fluss führte.

Die Brücke, die die Fenyer und die Arneyker gemeinsam nach dem Waffenstillstand wieder aufgebaut hatten. Das erste Zeichen des Friedens.

,,Was hast du da eigentlich mitgebracht?", fragt ihre Schwester spöttisch und deutet auf den Gegenstand in Lianas Hand.

,,Das ist eine Holzfigur eines Schafes. Ich dachte ich müsste ihm auf jeden Fall ein Geschenk mitbringen. Also habe ich diese Figur geschnitzt.", erklärt Liana und streckt ihrer Schwester die Figur ins Gesicht.

,,Und wieso genau ein Schaf?", will Sofia wissen.

,,Weil es eines unser weit verbreitetsten Tiere ist. Ich wollte ihm etwas mitbringen was ihm unser Land etwas näher bringt. Damit er unser Land genauso lieben lernt wie ich es tue.", erklärt Liana und dreht dabei ihre Figur mit ihren Fingern herum.

,,Das ist wirklich nett von dir.", lächelt der König und Liana hätte schwören können ein Anflug von Traurigkeit in seinem Blick zu erkennen.

,,Werdet ihr mich besuchen kommen, wenn ich Königin bin?", fragt Liana und versucht dabei so gleichgültig wie möglich zu wirken. Doch den leichten traurigen Unterton in ihrer Stimme kann sie nicht verstecken.

,,Ich verspreche dir, dass es kein Lebe wohl sein wird.", versucht König Thoron seine Tochter zu beruhigen, doch Liana weiß genau, dass dies wahrscheinlich nicht oft passieren wird.

Sie versucht die Gedanken beiseite zu schieben, doch unterbewusst denkt sie ständig daran, dass ihr Leben sich von nun an komplett ändern wird.

Dragonborn - die Regis ChronikenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt