Kapitel 12

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„Er wird dich und uns alle töten!"

Lachend drehte ich mich zu Arian um, der mit offenem Mund und großen Augen zu Enes sah, welcher gerade dabei war, seine Augenbinde aus seinem Gesicht zu nehmen. Die Spannung war zum Zerreißen gespannt, und die gesamte Atmosphäre in diesem Raum schien elektrisiert.

„Haj medet, sie ist sogar schlimmer als du", hörte ich plötzlich den Vater von Enes zu seiner Frau sagen, was die Mutter äußerst geschockt auflachen ließ. Es war ein Lachen voller Sorge und doch voller Vergnügen, als ob sie die Gefahr erkannte, aber auch den Mut bewunderte, was ich mich getraut hatte. Alle Blicke waren auf Enes gerichtet, dessen Körper sich bis aufs Äußerste angespannt hatte.

Breitbeinig saß er auf seinem Stuhl und ahnte noch gar nicht, was er gleich zu sehen bekam. Florim, der unter mir saß, war so versteift, dass ich selbst sein rasendes Herzklopfen spüren konnte. Seine Hände waren um den Stuhl geschlungen, um mich ja nicht anzufassen, was ich ehrlich gesagt als äußerst zuvorkommend empfand. Er benahm sich wie ein kleines Kind, gefangen in einer Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu verschwimmen schienen.

"Die erste Frau, die auf deinem Schoß sitzt, oder warum bist du so nervös?", fragte ich Florim lachend. Sein Blick war vollkommen verstandnislos, als ob er die Bedeutung meiner Worte nicht erfassen konnte.
„Definitiv nicht. Aber das erste Mal in der Geschichte, dass sich die Frau meines
Bruders auf meinen verdammten Schwanz
gesetzt hat, und das noch dazu in gottverdammten Dessous! Was habe ich dir getan, dass du mich tot sehen willst?!",stammelte Florim mit einem nervösen Grinsen. Seine Worte klangen wie ein Wirrwarr aus Verwirrung und Fassungslosigkeit, und schien tatsächlich zu denken, dass ich seine Schwägerin war.

Ein schallendes Lachen brach aus mir heraus, als ich die Absurdität der Situation erkannte. Der Gedanke, dass Enes mich nach dieser verrückten Aktion immer noch behalten würde, war fast schon undenkbar.

Heute Abend würde ich endlich meine
geliebten Jungs wiedersehen. Wir würden uns in einem Burger-Restaurant treffen und ich würde ihnen alles erzählen, was mir in den letzten Tagen widerfahren war. Es würde eine Geschichte für die Ewigkeit werden, und ich konnte es kaum erwarten, sie zu teilen.

"Na dann lasset die Show beginnen", flüsterte ich leise, als ich begann, vor Florim zu twerken, während ich seine Hände nahm und sie auf meine Hüften legte. Die Musik pulsierte, und in diesem Moment warf ich all meine Hemmungen über Bord. Mein Blick blieb wie festgeklebt an Enes haften, der endlich seine Augenbinde entfernt hatte.

Enes' Augen suchten sofort die meinen, und als seine Blicke endlich auf meine fielen, während ich seinen Bruder antanzte und dabei seine Hände über meinen Körper gleiten ließ, stockte mir der Atem. In seinen Augen konnte ich sehen, wie seine Maske der Kontrolle und Gleichgültigkeit in sich zusammenbrach. Binnen Sekunden hatte Enes den jahrelangen Kampf verloren, den er so perfektioniert hatte.

Sein gerade noch neutraler Blick verwandelte sich in einem rasenden Sturm der Wut und des Verrats. Seine Gesichtszüge entgleisten, und seine Lippen bebten vor Zorn. Er sprang auf, der Stuhl krachte zu Boden, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Der Raum schien zu erzittern, als Enes' Wut in die Luft schlug, und die Atmosphäre wurde elektrisch geladen.

Sein Atmen war tief und unregelmäßig, als ob er die Kontrolle über seine eigenen Emotionen verloren hätte.

„Das hättest du niemals tun dürfen, Ledjona Rudaj," zischte Enes mit einer solch dunklen Stimme, dass es mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Seine Worte hallten in der Stille wider, und der Raum schien sich um sie herum zu verengen.

Mein Herz raste wie wild in meiner Brust, als ich realisierte, dass ich eventuell doch ein wenig übertrieben hatte mit den Dessous. Die Dunkelheit in Enes' Augen und die Bedrohung in seiner Stimme waren so real, dass mir klar wurde, wie gefährlich diese Situation geworden war.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt