„Biiiiiiiiitteeeee!!!"
Duncan sah nach unten in die großen Kulleraugen des Omegas, der jetzt auch noch mit unfairen Mitteln spielte und schmollend die Unterlippe vorschob.
„Jooosh..." warnend hob der Alpha eine Augenbraue, doch innerlich musste er schmunzeln. Seit die Großmutter wieder in den Schutz ihres eigenen Clans abgetaucht war, hatte sich das Verhalten des Jungen grundlegend geändert.
Was mit Sicherheit auch daran lag, dass Grammy Lani die fünf Alphas auf Herz und Nieren geprüft und abgeklopft hatte. Noch nicht einmal in den Ausbildungscamps waren sie so durchleuchtet worden und schließlich hatte die resolute Dame grünes Licht gegeben, allerdings unter Androhung sämtlicher Höllenqualen sollte der Zirkel auch nur auf die saudumme Idee kommen, Josh ein einziges Haar zu krümmen.
Xander gluckste amüsiert von seinem Lieblingsplatz in dem riesigen Sessel am Kamin und stützte, nach vorne gebeugt den Kopf auf seine Fäuste, um ja nichts von dem Schauspiel zu verpassen, welches sich da gerade vor ihm entfaltete.
Josh schlang seine Arme um Duncans Mitte und blinzelte mit dem niedlichsten Dackelblick der Geschichte zu ihm auf.
Das versprach lustig zu werden... dasselbe dachten sich David, Rafe und Deke ebenfalls und lehnten sich entspannt, die Hände in den Hosentaschen vergraben, gegen diverse Wände.
„Josh? Das ist zu gefährlich..." mahnte Duncan leise und fuhr zärtlich durch die braunen Haare des Omegas, der das Zerstören seiner Frisur mit einem entrüsteten leisen Maulen quittierte.
„Biiitte, Duncan... das ist doch nur Schule! Was soll daran gefährlich sein? Und es ist auch nur noch etwas über ein Jahr... dann hab ich meinen Abschluss... ach, komm schon... du hast mich markiert. Wer, bitte schön sollte so strunzdämlich sein, es mit euch aufnehmen zu wollen?"
Josh verlegte sich nun auf die richtig ehrlose Kriegsführung und lächelte ihn engelsgleich an, bevor er sich in dem steinharte Waschbrett der alpha'schen Bauchmuskeln vergrub.
Der Anführer drehte fast hilflos seinen Kopf zu dem Clan herum, um nach Unterstützung zu suchen.
Doch diese elendigen Verräter dachten gar nicht daran und grinsten nur frech auf die entzückende Szene vor ihnen.Xander erhob sich mit einer katzenhaften Bewegung und schlenderte in die Küche, um dem Omega etwas zu trinken zu besorgen und Duncan ergriff die Gelegenheit, hob Josh hoch und nahm in dem just frei gewordenen Sessel Platz. Er drehte den Jungen auf seinem Schoß, so dass dieser ihn ansah und strich sanft mit dem Daumen über dessen Unterlippe.
„Da die Lehranstalt meines Onkels nun einmal die renommierteste des Landes ist, hab ihr einen verhältnismäßig hohen Anteil an Alphas bei euch. Und zwar junge, untrainierte Alphas, die sich und ihre Begierden noch nicht im Griff haben und deshalb eine Markierung eventuell nicht anerkennen. Und wenn sie dich verletzten, oder in irgendeiner Art auch nur anfassen würden, müssten wir anfangen, Gliedmaße gewaltsam zu entfernen, oder ein/zwei Organe rauszurupfen. Und das willst du doch nicht, hm?"
Josh presste die Lippen zusammen und ein Teil von ihm wollte tatsächlich nachgeben, da er niemanden gefährden wollte, der andere Teil allerdings war da schon selbstsüchtiger.
War es denn wirklich so verwerflich, dass er seine Ausbildung abschließen wollte? Seit zwei Jahren besuchte er die erforderlichen Seminare, um die medizinischen Grundkenntnisse zu erlangen. In diesem letzten Jahr war es nun an der Zeit sein Spezialgebiet auszuwählen.
Ja, stimmt schon... die Medizinstudenten mussten mehr Unterrichtsstunden am Tag hinter sich bringen und es wurde stets wohlwollend betrachtet, wenn am Wochenende zusätzliche Praktika in den Hospitalen abgeleistet wurden..
Aber das war es doch wert!
Er war so nah dran, das konnte... Nein, das WOLLTE er nicht verlieren!
„Bitte, Duncan... es ist doch nicht mehr lang. Bitte lass nicht die ganze harte Arbeit der letzten Jahre für nichts und wieder nichts gewesen sein. Können wir es nicht wenigstens versuchen... für vielleicht einen Monat? Und wenn das ohne Probleme funktioniert, dann lasst ihr mich die Studienzeit beenden."
Duncan sah skeptisch auf den Omega hinunter. Dann seufzte er leise und hob den Blick zu seinem Stellvertreter. David hatte sein Lausbubengrinsen abgeschraubt und eine ähnliche Miene aufgesetzt, wie der Anführer selbst.
„Ist schon riskant... aber ich kann Josh auch verstehen. Er will mehr sein, etwas bedeuten und das nicht nur für uns, sondern für sich selbst... Ich sage, wir sollten es ihn versuchen lassen. Einer von uns kann ja im Gebäude stationiert sein... nur um sicherzugehen, dass keiner dieser postpubertären Möchtegerns unserem Herz Schaden zufügt."
Bei David's Worten leuchtete Josh's Gesicht wie eine Sonne hell auf und er nickte frenetisch, so dass Duncan sich beeilte, den Kopf des Jungen mit beiden Händen zu ergreifen, damit dessen Gehirn kein Schleudertrauma bekam.Xander drückte derweil ein Glas Cranberrie-Schorle in die Hand des Omegas und knurrte leise: „Trinken!"
Dann wandte er sich an den Clansführer und sagte: „Ich kann die erste Woche übernehmen. Sobald ich den Solarsegler durchgecheckt habe, habe ich ein paar Tage Leerlauf. In der Zeit geht David dann auf seine Headhunter Mission und unser Kleiner hier kann jetzt endlich aufhören so unfassbar niedlich aus der Wäsche zu schauen!"
Schmollend warf Josh einen Blick zu dem blonden Hünen und trank dann durstig seine Schorle aus.
„Braver Junge," murmelte Duncan und nickte schließlich.
„Also gut... wir testen es einen Monat lang. Xander fängt an, danach schauen wir, wer von uns Zeit hat, unseren Kleinen zu begleiten. Bist du damit einverstanden, du Frechdachs?"
Zufrieden nickte der Junge und kuschelte sich an den braunhaarigen Riesen.Das laute, durch's Haus hallende Dröhnen des Türklopfers unterbrach die Idylle und Deke stieß sich von der Wand ab.
„Ich geh schon," sagte er und streichelte im vorbeigehen kurz zart über Josh's Wange.
Rafe bewegte sich unruhig und auch Xander konnte sich der steigenden Anspannung nicht entziehen. Und als Deke mit dem Besucher ins Wohnzimmer trat, stellten sich beide Alphas wie eine schützende Mauer vor ihrem Herzen auf.
Der Ankömmling war ebenfalls ein Alpha. Er war hochgewachsen und trotz ausgeprägter Muskeln eher schlank... was auf seine Schnelligkeit hinwies. Er hatte lange, glatte schwarze Haare und sagenhaft schöne, dunkle, mandelförmige Augen.
Deke räusperte sich und sagte: „Duncan? Dass ist Alpha Kai, der Tracker des königlichen Clans. Er möchte dich um etwas bitten."
Zögernd traten Xander und Rafe einen Schritt beiseite und fixierten den Fremden aber mit einem tiefen, warnenden Knurren.
Alpha Kai lächelte höflich und drehte seine leeren Handflächen nach vorne, als Zeichen des Wohlwollens und sagte mit einer tiefen, warmen Stimme:
„Alpha Duncan... ich möchte dich im Namen des Prinzen um eine Audienz mit dir, deinem Clan und eurem Omega bitten. Prinz Henry hätte da einige Fragen an euer Herz."Königlicher Clan?
Oh, verfluchter Doppelmist... da kam doch auch dieser Schläger her, der ihm und Gwenny den ganzen Kack erst eingebrockt hatte!
Gwenny... Himmel hilf.... War der Königsclan etwa hinter seiner besten Freundin her?
Josh's Gedanken rasten, genauso wie sein Herz und er presste sich Schutz suchend wimmernd enger an den Clansführer.
Sofort reagierten fünf Alphas auf den bitteren Geruch seiner Furcht und begannen zu schnurren. Duncan kraulte zärtlich seinen Nacken und drückte seine Lippen sanft auf die Markierung.
„Ganz ruhig, mein Liebling. Dir wird niemand je wieder weh tun, das schwöre ich dir."
Dann nickte er dem königlichen Tracker zu und sagte laut:
„Einverstanden. Aber nicht hier. In der Stadt... dort gibt es ein Restaurant, in dem auch Speisen für Omegas serviert werden. Das Horizon Inn. In einer Stunde..."
Kai lächelte freundlich und nickte erleichtert.
„Wir werden da sein, ich danke euch.."
Dann geleitete Deke seinen Amtskollegen zur Tür und überließ es zunächst seinen Clansbrüdern, den völlig eingeschüchterten kleinen Omega wieder zu beruhigen.
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Brennende Himmel
FantasiaJosh ist ein begabter junger und sehr fleißiger Mann, dessen Herzenswunsch es ist, Kinderarzt werden will. An für sich ist das ja kein utopischer Wunsch... das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass er ein genetischer Volltreffer ist. Ein geschle...