84. Im Park

138 8 2
                                    

Da ich wusste, dass mein Vater an diesem Tag zu nichts mehr zu gebrauchen war, ging ich ins Dojo, um am Training teilzunehmen.
Am nächsten morgen half ich dann meinen Vater und suchte im Internet nach passenden Jobangeboten.

"Willst du dein Leben in einem Büro verschwenden oder doch lieber in einem Supermarkt?", schrie ich durch die Wohnung, als ich ein paar Angebote fand.

Mein Dad kam aus seinem Zimmer und richtete seine Jacke, "Es ist mir scheiß egal, such irgendwas raus und schreib mir die Nummer auf, ich rufe da an.", er ging an den Kühlschrank und seufzte anschließend laut, "Einkaufen muss ich auch noch.", beschwerte er sich.

"Hättest du mir das Fahren beigebracht, als du es versprochen hattest, hätte ich für uns einkaufen gehen können.", sagte ich provokant und suchte weiter.
"Ich habe genug Probleme, da habe ich keine Zeit dir das jetzt auch noch zu zeigen."

Ich lachte auf, "Ich weiß wie man fährt.", murmelte ich, "Cool, hier kannst du im Knast arbeiten.", sagte ich begeistert und las mir die Anzeige durch.
Mein Vater nahm mir den Laptop weg und ging damit in die Küche, um selber weiter zu suchen.
Es schien mir, als würde er die nächst Beste Anzeige nehmen und wählte schon eine Nummer.

Ich verdrehte die Augen und schaltete meine Spielekonsole an. Doch als mein Vater auflegte, kam er zu mir rüber, zog die Konsole vom Fernseher und vom Strom ab und nahm sie unter den Arm, "Die verkaufen wir auch.", er stellte sie zu einem aussortierem Stapel auf den Tisch.

"Nein!", schrie ich ihn an und erhob mich, um sie zurück zu holen.
"Es ist für Miguel, Enna.", er sah mich ruhig an, "Wenn er die Operation machen kann und wieder laufen kann, dann kaufe ich dir eine neue, wenn ich genug Geld habe, ich verspreche es dir.", er legte beide Hände auf meine Schultern.

Doch ich kannte seine Versprechen, sie waren in den meisten Fällen nicht viel Wert. Doch trotzdem gab ich nach, denn es war schließlich okay für Miguel Opfer zu bringen.
"Danke.", flüstere mein Dad, als ich mich zurück auf das Sofa verzog und mich in mein Handy vertiefte.

"Was hast du heute noch vor?", fragte mein Vater mich, nachdem er viele Gespräche am Telefon geführt hatte.
Ich zuckte nur mit den Schultern, ich hatte schließlich frei und wollte meinen Tag genießen.

"Wie wäre es, wenn wir ein wenig trainieren?", er nickte mir auffordernd zu, "Ich habe den Eindruck, du lässt es ein wenig schleifen."
Erneut zuckte ich mit den Schultern, "In letzter Zeit ist vieles passiert. Aber ich war einige Male im Dojo."

"Wir gehen in den Park.", schlug mein Vater vor.
Ich stöhnte nur genervt auf, denn ich hatte keine Lust dort auch noch zufuß hin zu müssen.
"Ich habe doch ein neues Auto.", er hielt die Schlüssel hoch und grinste.

Schließlich raffte ich mich auf.
"In den Sachen? Zieh dir etwas passendes an.", sagte er sofort, denn auch er wollte sich noch etwas anderes anziehen.

Irgendwie war ich ja auch froh darüber, dass mein Vater anscheinend seine Durchhängerphase überstanden hatte und hoffentlich wieder fast der Alte war.
Doch es schien mir, als wäre er plötzlich auf mich fokussiert und ich fühlte mich eingeengt.

Als wir im Park ankamen und einen passenden Platz suchten, versuchte mein Vater ein Gespräch zu beginnen, "Hast du ein Ziel? Also beim Karate."
Ich dachte kurz nach. Natürlich hatte ich Ziele, aber ich wusste nicht, ob sie ihm gefallen würden.

Zögernd blieb ich stehen und nickte, "Ich will das nächste All-Valley gewinnen. So wie du damals.", begann ich also, "Außerdem will ich die Beste im Dojo bleiben und so gut werden wie mein Sensei."

Ich formulierte es extra so, auch wenn ich damit Sensei Kreese meinte.
Doch mein Dad schien misstrauisch, "Du meinst aber nicht Sensei Kreese?", fragte er schon leicht wütend.

Ich versuchte nicht darauf einzugehen, "Wollen wir jetzt trainieren oder nicht?", fragte ich ihn, doch das Misstrauen in seinen Augen verschwand nicht.

Wir versuchten uns auf das Training zu konzentrieren, doch schnell ließ er seine Fäuste sinken, "Also? Meinst du mich oder Kreese?", er sah mich ernst an.

Ich atmete angestrengt aus, "Das spielt doch jetzt keine Rolle, Dad.", auch ich ließ meine Fäuste sinken und sah ihn an.
"Und wie es eine Rolle spielt. Du weißt ganz genau, was ich von ihm halte."

"Natürlich weiß ich das! Du erwähnst es schließlich ohne Pause und das jeden Tag!", ich wurde lauter und ging ein paar Schritte auf ihn zu, "Menschen können sich ändern. Nur weil er früher zu euch so war, heißt es nicht, dass er es immer noch ist.", versuchte ich nun ruhig zu erklären.

Mein Vater nickte schnell, doch ich merkte, wie die Wut in ihm hochstieg.
Er hob wieder die Fäuste und hatte plötzlich einen verbissenen Blick.
Auch ich machte mich wieder kampfbereit.

Ich wusste, dass ich gut war, auch wenn ich länger nicht ordentlich trainiert hatte.
Also setzte ich zum ersten Schlag an, doch wie so oft schubste mein Vater mich einfach an sich vorbei.

Überrascht versuchte ich das Gleichgewicht zu halten und drehte mich wieder zu ihm um.
"Was? War das alles?", fragte er mich provokant, "Komm schon. Zeig was du kannst.", es klang eher ironisch, als ermutigend.

Doch ich tat es und versuchte es mit einem Tritt. Viel schneller, als ich die Situation deuten konnte, lag ich auch schon auf dem Boden.
Ich war mir sicher, dass mein Vater seinen Schlag durchziehen würde, da er wütend war, doch kurz vorher stoppte er und reichte mir die Hand.

Ich nahm sie erleichtert an und begab mich wieder in Kampfstellung.
"Wie wäre es, wenn wir es so klären? Wie damals. Wenn du es schaffst einen Treffer zu landen, dann darfst du weiter bei Cobra Kai trainieren. Wenn du es nicht schaffst, dann hilfst du mir dabei ein neues Dojo zu gründen.", schlug er vor und sah mich überzeugt an.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt