34 - Tee für die Nerven

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„Alles in Ordnung?" Samantha hatte voller Ungeduld an der Abzweigung zu der Straße gewartet, in der Lucy und Ben wohnten. Sie hatte die vergangenen Minuten damit verbracht ungeduldig von einem Bein aufs andere zu treten und Ausschau zu halten und auf jedes noch so kleine Geräusch zu lauschen. Ihr fiel ein Stein vom Herzen als sie Richard, Robin und Viv auf sich zukommen sah.

„Alles bestens."

Samantha atmete hörbar auf. „Ich rief die Polizei und wartete auf deren Eintreffen und während ich wartete, kam mir der Gedanke, dass sie euch für die Einbrecher halten könnten, wenn sie euch drinnen erwischen. Oh Gott! Ihr hättet da nicht rein gehen sollen! Aber ich bin froh, dass alles gut gegangen ist."

Samantha redete schnell und aufgeregt und während sie sprach huschten ihre Augen in einer ersten Bestandsaufnahme über Richards hochgewachsene und Robins schmalerer Gestalt. Sie war erleichtert, kein Blut oder sichtbare Blessuren festzustellen. Dann sah sie zu Viv und lächelte sie an. Doch deren Blick blieb seltsam ausdruckslos und Samanthas Blick wanderte erstaunt zurück zu Richard.

„Ehe die Polizisten mir viele Fragen stellen konnten, lenkte sie der Lärm aus dem Museum ab. Sie kamen zum Glück nicht einmal dazu, nach meinen Personalien zu fragen, was mich sehr in Verlegenheit gebracht hätte. Aber was um Himmels Willen habt ihr da drin angestellt? Ich habe Lärm und Schüsse gehört!"

„Ich habe ein kleines Spektakel veranstaltet , um die Kerle von Viv wegzulocken, damit Robin sie befreien konnte", erklärte Richard betont ruhig. „Aber vielleicht sollten wir unsere Unterhaltung im Haus fortsetzen."

Dagegen hatte keiner von ihnen etwas auszusetzen. Auch wenn Viv etwas unwillig aussah, ehe sie nickte und ihnen an dem kleinen Esoterikladen vorbei zur Treppe nach oben folgte. Samantha hatte von Lucy einen Schlüssel erhalten und schloss die Tür auf, aber sie wusste, dass die beiden an diesem Abend bei seinen Eltern zum Abendessen eingeladen waren und es spät werden konnte. Sie hatten die kleine Wohnung für sich.

Samantha machte Tee, denn nichts beruhigte die Nerven besser. Und ruhige Nerven konnte sie gebrauchen. Ihre Hände zitterten, als sie Wasser aus dem Wasserkocher über die Teebeutel in die Becher goss, so dass etwas Wasser danebenschwappte.

Sie wischte die kleine Pfütze auf, als Richard zu ihr in die Küche kam und sich dicht hinter sie stellte. „Viv ist nicht gerade dankbar für die Rettung", flüsterte er ihr zu und warf über die Schulter einen Blick in Richtung Wohnzimmer, wo Robin und Viv einander anschwiegen.

„Die Aktion war gefährlich und ihr habt das Museum verwüstet. Und natürlich steht sie unter Schock. Ein bisschen kann ich sie schon verstehen."

Richard verzog ein wenig reumütig das Gesicht. „Ich glaube nicht, dass die zwei Einbrecher Robin oder mich im Dunkeln überhaupt richtig haben sehen können. Die beiden Schüsse gingen ins Blaue, und das auch nur, weil sie sich nicht übers Nachladen im Dunkeln Gedanken zu machen brauchten. Eine raffinierte wie beängstigende Erfindung diese Pistolen... Alles, was ich tat, war, in Deckung zu bleiben und mit allem möglichen Lärm zu machen. Dabei habe ich versucht die Antiquitäten zu verschonen. So gut es ging jedenfalls. Aber ehrlich gesagt sind dort ein paar Dinge, die wirklich nicht wertvoll sind. Es hängt sogar meine alte, zerfetzte Uniform dort. Ich dachte ehrlich gesagt, Fry hätte sie längst entsorgt."

„Das dachte ich auch", sagte Samantha und senkte den Blick auf die vier dampfenden Teetassen. „Manchmal geht es nicht um den tatsächlichen Wert der Gegenstände, sondern um etwas anderes..."

Ihre Stimme war leise geworden und Richard neigte sich ein wenig näher, so dass ihre Schulter seine Brust berührte. Dann neigte er den Kopf und sie schmiegte sich an ihn. Ihre Schläfe berührte seine Wange. Bebend sog sie seinen Duft ein und er neigte ein wenig den Kopf, um ihr einen Kuss auf die Schläfe zu hauchen.

Die Schatten von FerywoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt