Kapitel 3

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TW: Depression, Erbrechen, Outing (unfreiwillig)


Shiro

"Kad hat mich schon informiert, dass du vorbeikommst. Komm ruhig rein und setz' dich schonmal ins Wohnzimmer. Ich versuche, Shiro aus ihrem...- äh, aus seinem Zimmer zu bekommen", sagte Yasu und lief die Treppen nach oben. Vor Shiros Zimmertür blieb er stehen und klopfte vorsichtig. "Shiro ... unten wartet Besuch auf dich...", sprach er liebevoll.

Shiro drehte sich jedoch nur träge in seinem Bett um und zog die Decke über den Kopf. "Besuch ...? Hm ... kann man mich heute nicht einfach in Ruhe lassen? Ich will schlafen ..."

"Du hast schon den ganzen Tag geschlafen, Sayo ...-- äh, ich meine Shiro. Komm schon, es ist Veit aus der Uni."

Erneut grummelte Shiro, drehte sich wieder zu Yasu und seufzte schwer. "Wenn du dann Ruhe gibst, okay ... aber gib' mir bitte einen Moment, damit ich mich anziehen kann." Auf Yasus Lippen entstand ein Lächeln. "Na klar."

Der Blonde drehte sich um und verschwand wieder nach unten.


Nur sehr langsam zwängte sich Shiro in seinen Binder und warf sich ein locker sitzendes, schwarzes Shirt über, welches ihm eigentlich viel zu groß war und ihm damit easy bis über den Po reichte. Mehr Kleidung wollte er nicht anziehen. Er konnte einfach nicht mehr anziehen, dazu hatte er keine Kraft.
Allmählich ging er nach draußen und verschloss seine Zimmertür. Wenn Veit hier im Haus war, durfte er unter gar keinen Umständen sein Zimmer betreten!

Auf dem Weg nach unten hörte er Yasu sprechen. "Sieht aus, als wäre der kleine Prinz auf dem Weg. Ich lasse euch dann mal alleine. Wenn ihr mich brauchen solltet, bin ich in meinem Arbeitszimmer."

Kurz darauf kam Shiro im Wohnzimmer an und sah Yasu noch an sich vorbeilaufen, ehe er sich zu Veit auf das Sofa setzte. "Hey...", grüßte er leise. "Was machst du hier ...?" Man sah die Erschöpfung in seinem Gesicht. Eine geistige Erschöpfung, die sich sogar auf seine körperliche Erscheinung auswirkte. "Ich hab mir Sorgen gemacht, weil du nicht in der Vorlesung warst. Da wollte ich dir meine Notizen vorbeibringen, denn schließlich hast du doch ein großes Ziel vor Augen, Shiro." Während Shiro ihm schweigend zuhörte, zog er seine Beine an die Brust und schlang seine Arme darum.

"Und woher weißt du, wo ich wohne ...?"

"Äh, die Adresse habe ich von deinem Bruder bekommen. Hier in der Gegend gibt es nur ein Waisenhaus, also musste ich nicht lange suchen, um ihn zu finden. Ich habe ihm gesagt, wer ich bin und dann gab er mir eure Adresse", erklärte Veit und begann in seiner Tasche herum zu wühlen. Er holte die besagten Notizen heraus und hielt sie Shiro entgegen, welcher die Notizen wortlos annahm. "Und, äh ... ich habe dir noch etwas mitgebracht." Erneut beobachtete Shiro, wie Veit in seiner Tasche kramte und eine Plastiktüte hervorholte. "Weil du gestern sagtest, dass du die so gerne isst, bin ich auf dem Weg hierher extra noch an dem Stand vorbeigefahren, der Schoko-Früchte verkauft. Der, von dem ich dir erzählt habe."


Der Anblick der Tüte ließ Shiro doch neugierig werden. Als er hinein sah, veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen und seine Miene hellte tatsächlich ein bisschen auf. "Du ... hast mir Schoko-Erdbeeren gekauft ...?", fragte er ungläubig und nahm sich eine der süßen Verführungen aus der Tüte, ehe er langsam hinein biss. "Na klar. Glaub mir, ich weiß, dass man in solchen Phasen eigentlich niemanden sehen will. Und wenn man dann zum Reden gezwungen wird, macht es das oft nur schlimmer. Dafür zählen die kleinen Gesten jedoch umso mehr", sagte Veit und beobachtete ihn mit einem sanften Ausdruck in den Augen dabei, wie er in die erste Erdbeere biss.

Smile At The EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt