57

198 17 9
                                    

Wincent

Es war so schön, Anna wieder im Arm zu halten und zu wissen, dass es ihr gut ging. Zumindest solange, bis ich das leise Klicken von Mats Kamera hörte. Dieser Mann machte mich noch wahnsinnig.
Nach einem kurzen Schlagabtausch wollte dann noch jemand anderes meine Aufmerksamkeit. Nur zu gerne hockte ich mich vor ihm hin und kraulte ihn. Fritz schien es zu genießen und ich freute mich auch, ihn zu sehen. Ich hatte mich so an ihn gewöhnt, dass es seltsam war ohne ihn.
Annas Spitze ignorierte ich, obwohl ich echt lächeln musste. Sie kannte mich schon ziemlich gut. Beziehungsweise mich und ihren Hund.
„Wince, was hälst du von Essen?", fragte Mats belustigt und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er Aufnahmen gemacht hatte.
„Essen klingt gut", sagte ich und stand auf.
Fritz sah mich beleidigt an.
„Sorry Kumpel, aber Essen ist wichtig", sagte ich und streichelte über seinen Kopf.
Sofort wedelte er mit dem Schwanz. Essen schien er auch gut zu finden.
„Schön, dass ihr beide euch einig seid", kommentierte Mats.
„Italienisch?", schlug ich vor und bekam von allen Zustimmung. Inklusive Fritz natürlich.
„Dann mal los." Ich nahm Annas Hand, Fritz Leine in die andere Hand und gemeinsam mit Mats gingen wir zu meinem Auto. Dieses Mal hatte ich den BMW genommen, denn der war für längere Strecken einfach besser.
„Ah, der schwarze BMW", sagte Mats, als er mein Auto entdeckt hatte.
„Ein neues Auto?", fragte Anna leise.
„Nein. Aber ein anderes als sonst", erklärte ich ihr. „Bisher kennst du nur meinen grünen Oldtimer. Mein Lieblingsauto."
Ich half ihr beim Einsteigen, während Mats mit Fritz auf der Rückbank rutschte.
„Heute musst du deinen Platz mal teilen", sagte ich an Annas Hund gewandt.
„Wir kommen schon zurecht", erwiderte Mats. „Konzentrier du dich mal auf die StVO, Wince."
„Wieso unterstellt mir eigentlich jeder, ich könnte nicht Auto fahren?", murrte ich und startete endlich mal den Motor.
Mats und Anna fingen nur an zu lachen, was ich nun noch weniger verstehen konnte. Ey, tolle Freunde hatte ich.
Ich fuhr zu einem kleinen Italiener, der nicht so weit von meiner Wohnung entfernt war. Ich mochte den Laden nicht nur wegen der Lage. Er war irgendwie total heimelig und auch nie wirklich überfüllt. Man konnte einfach in Ruhe essen und ich für meinen Teil liebte die Privatsphäre dort. Zusätzlich waren Hunde dort gerne gesehen und bekamen jedes Mal auch einen Wassernapf. Hatte ich mit Amelie, Kevin, Maty und Gigi bereits ausgiebig getestet.
„Ah, du auch mal wieder da?", begrüßte mich der Kellner direkt, als Anna, Mats, Fritz und ich das Restaurant betraten.
„Klar. Habt lange genug ohne mich durchgehalten", grinste ich.
Er schüttelte mir freundlich die Hand. „Ihr drei, sorry vier?"
„Ja."
„Dann kommt mal mit."
Er führte uns in eine recht ruhige Ecke, wo wir genug Platz hatten. Außerdem war auf einem Montag Abend sowieso nicht so viel los. Das half mir dabei, mich recht schnell zu entspannen. Wir setzen uns hin und der Kellner brachte direkt die Karten. Ich wusste zwar schon ungefähr, was ich wollte, blätterte aber dennoch aus Interesse mal durch. Manchmal kamen nämlich neue Gerichte dazu, die ich dann noch nicht kannte.

Annalena

Wincent hatte ein echt gutes Restaurant ausgesucht. Er schien sich auch sehr wohl zu fühlen, wodurch ich mich auch entspannte. Wincent erzählte mir in Ruhe, was es so zu essen gab und welche Sachen er empfehlen konnte.
„Wenn du das eh erzählst, muss ich ja gar nicht selbst lesen", sagte Mats und ich hörte, wie er die Karte zuklappte.
„Gewöhn dich nicht an den Luxus", erwiderte Wincent.
„Soll das heißen, ich erfahre ab sofort nicht mehr, was es zu essen gibt, wenn er dabei ist?", fragte ich meinen Freund.
„Okay, der Punkt geht definitiv an Anna", meinte Mats und ich hörte, dass er lächelte.
„Ja. Da kann ich nicht widersprechen", gab Wincent nach.
Insgesamt wurde es ein sehr lustiger Abend. Mats machte es mir leicht, ihn zu mögen und so ein wenig Sticheleien hatten irgendwie was. Mal zwei gegen ein und mal nahm jeder jeden auf den Arm. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so wohl und so entspannt gefühlt.
Wincent fuhr Mats noch zum Hotel, da er sich weigerte, bei Wincent im Gästezimmer zu schlafen. Als wir dann schließlich gegen Mitternacht in Wincents Wohnung kamen, war ich ziemlich fertig. Er zeigte mir einmal alle Räume und gab mir Orientierungshilfen anhand von markanten Möbeln. Scheinbar hatte er sich sehr viele Gedanken gemacht.
„Du kannst ruhig ins Bad, wenn du willst. Ich geb Fritz noch sein Abendbrot", sagte Wincent.
„Okay, danke." Ich verschwand im Badezimmer und machte mich für die Nacht fertig.
Dann ging ich ins Schlafzimmer und versuchte, nirgendwo gegen zu laufen. Neue Räume waren manchmal echt fies. Im Schlafzimmer fiel ich nur noch aufs Bett und wäre fast sofort eingeschlafen.
„Hey Maus, ab unter die Bettdecke mit dir", wies Wincent an, der von mir unbemerkt den Raum betreten hatte.
Ich murmelte leise etwas Unverständliches und kuschelte mich unter die Decke.
„So ist gut. Bin auch gleich da." Wincent gab mir einen Kuss auf die Stirn und dann hörte ich nur noch seine Schritte, die sich entfernten.
„Fritz?", rief ich nach meinem Hund. Immerhin schlief er immer in meiner Nähe.
Ich hörte, wie er über den Flur lief und im nächstes Moment fühlte ich seine Wärme neben dem Bett.
„So ist gut", lobte ich, streckte meine Hand aus und streichelte ihn. „Gute Nacht."
Er schleckte mir einmal über den Handrücken und suchte sich dann seine Schlafecke. Ich lauschte ihm noch kurz und schloss dann meine Augen. Fast wäre ich eingeschlafen, aber als Wincent ins Bett kam, schreckte ich kurz wieder hoch.
„Alles gut. Schlaf jetzt, Maus." Wincent gab mir einen zärtlichen Kuss.
„Gute Nacht, Wince", murmelte ich und kuschelte mich an seine Brust.
In Wincents Armen fühlte ich mich absolut sicher und so schlief ich ziemlich schnell ein.
Leider begann der folgende Tag nicht ganz so entspannt und harmonisch, wie der Vortag geendet hatte. Ich wachte alleine im Bett auf und sogar Fritz schien nicht da zu sein. Kurz überkam mich Panik, denn er war immer da. Als ich bemerkte, dass Wincent nicht neben mir lag, dachte ich kurz, ich hätte geträumt. Der Schrank, gegen den ich auf dem Weg zum Bad stieß, bewies mir allerdings das Gegenteil. Ich fluchte leise und machte mich ein wenig frisch. Dann begab ich mich auf die Suche nach meinen beiden Männern. Erster Gedanke: Küche.
Tatsächlich hörte ich dort Wincents Stimme. Für die recht frühe Uhrzeit klang er allerdings schon ziemlich beunruhigt.
„Was soll ich denn machen?... Ich kann mich doch nicht unsichtbar machen... Ich will nichts aus meinem Privatleben in die Öffentlichkeit tragen. Und Anna ist meine Familie. Sie gehört nicht in die Presse und jegliche Klatschzeitschriften. Schlimm genug, dass ich da immer wieder drin lande... Ja... Das ist mir klar... Ich wüsste auch nicht, was ich ohne euch machen würde... Haben wir noch irgendwas zum Ablenken? Crewmas?... Ich weiß, dass es noch ein halbes Jahr bis Weihnachten ist... Ja... Okay..."
Mit wem auch immer er sprach, es war nichts Gutes. War schon wieder etwas passiert? Hatten uns gestern doch Fans gesehen?
Übelkeit kam in mir hoch und ich flüchtete mal wieder ins Badezimmer. Weil der Tag ja noch nicht schlimm genug begann, meldete sich auch noch Martha zurück. Na super.

Bin ich für sie blind? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt