Sie hasste sie. Diese miesen Dummköpfe mit ihren Sprüchen. Wieder einmal hatte irgendsoein Dahergelaufener einen unglaublichen Kommentar abgegeben, der sie wie immer vor Wut brodeln ließ. Sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, biss sich auf die Lippe und konzentrierte sich darauf seinen Kaffe zuzubereiten. Eine Prise Kaffepulver zuviel und ausversehen den Zucker mit dem Salz verwechselt. Konnte jedem mal passieren. Schadenfroh lächelte sie ihn an, als sie ihm den heißen Becher überreichte und die Bezahlung entgegennahm. Dann sah sie nur noch, wie der gestresste Geschäftsmann eilig den Laden verließ. Die Schlange rückte vor und der nächste stand bereit ihre Ohren mit irgendwelchen Sprüchen zu strafen. Jetzt stand ein kleiner, dicklicher Mann vor ihr, der an seinen gelblichen Fingernägeln kaute und sich daraufhin durch seine fettigen Haare strich. Sein Blick war auf die Anzeigetafel hinter ihr gerichtet, sodass er nicht bemerkte, wie sie ihn musterte. Angewidert von seinem Anblick rümpfte sie die Nase und versuchte ihre Stimmung zu verbergen. Wie jeden Tag, den sie in diesem Laden verbrachte, hatte sie auch heute, seit sie die Türschwelle überschritten hatte, schlechte Laune, die sie laut ihrem Chef, nicht an den Kunden auslassen sollte. Das sagte sich so einfach.
Der Mann beachtete sie immer noch nicht. Genauso wenig wie die genervt dreinblickenden Gäste, die hinter ihm in der Schlange standen. Höchste Zeit ihn darauf aufmerksam zu machen. "Was möchten Sie bestellen?" Sie bemühte sich um einen freundlichen Ton, den sie durch ein Lächeln zu stärken versuchte. Der Mann schenkte ihr nur einen kurzen Blick, wandte sich wieder der Auswahl zu und ignorierte völlig, dass er sich viel zu viel Zeit ließ. Anscheinend hatte er die Minuten, in denen er in der Schlange gestanden hatte nicht genutzt um seine Asuwahl zu treffen. "Entschuldigen Sie, die Gäste hinter Ihnen wollen auch noch bestellen." Sie deutete mit einem ausgestreckten Finger hinter ihn. Er drehte sich um, musterte die Personen, die ihm wütende Blicke zuwarfen und machte sich noch nicht einmal die Mühe zu verbergen, dass es ihn nicht störte. Im Gegenteil. Es freute ihn sogar die Leute zu provozieren. "Wenn Sie jetzt nicht bestellen, muss ich Sie bitten die Schlange zu verlassen." Ihr freundlicher Ton blieb aus. "Ich glaube, Sie müssen unbedingt darauf achten mich nicht zu reizen.", antwortete er ihr scharf. "Wie bitte?" Ihre Geduld neigte sich dem Ende zu. "Sie sagen mir, ich solle Sie nicht reizen?" Verächtlich schnaubte sie und fuhr fort ihn über die eigentlichen Umstände aufzuklären. "Sie stehen hier ungefähr fünf Minuten in der Schlange ohne ihre Auswahl zu treffen, halten dann weitere fünf Minuten den Verkauf auf und meinen zusätzlich auch noch ich würde Sie provozieren ?" Ihre Stimme blieb gefährlich ruhig, doch der Mann ließ sich davon nicht beeindrucken. "Der Kunde ist König, nicht wahr?" Er ließ sich kurz Zeit bevor er weiterredete. "Also sein Sie still. Ich habe wegen ihrer Unterbrechung immer noch nicht entscheiden können was ich bestellen möchte." Ein selbstgefälliges Grinsen trat in sein Gesicht, dass sie am liebsten durch einen kräftigen Schlag in seine Magengrube beseitigt hätte. Er hatte wohl oder übel Recht. Der Kunde war König. Ihrer Meinung nach, aber nur solange er den Bogen nicht überspannte. Und der Bogen war ganz eindeutig kurz vor dem Zerspringen. Ihre Wut kochte allmählich über und sie scherte sich nicht länger um höfliche Umgangsformen. Sie knirschte mit den Zähnen und ballte ihre Hände hinter der Theke zu Fäusten. Mit einem schnellen Hieb griff sie nach vorne und ihre Finger gruben sich in das Hemd des Mannes. Durch den Ruck verlor er sein Gleichgewicht, sodass allein Lunas fester Griff ihn vor dem Fall bewahrte. "Das hätten sie nicht tun sollen." flüsterte er. "Stimmt. Ich hätte ihnen direkt den Hals umdrehen sollen.", zischte sie als Antwort. Kurz weiteten sich die Augen des Mannes, um darauf hin zu Schlitzen zu verengen. "Luna." Die dümmliche Mitarbeiterin meldete sich zu Wort. "Lass es gut sein. Du verletzt noch jemanden." Sie schien sichtlich verängstigt zu sein und folgte mit großen Rehaugen der Szenerie. Wieder verzogen sich die Lippen des Mannes zu einem Grinsen. "Deine kleine Freundin hat Recht. Wir wollen doch nicht, dass jemand zu Schaden kommt." Luna's Geduld war zum Erliegen gekommen und ihre Gesichtszüge spannten sich an. Trotzdem zog sie ihre Hand zurück, was den Mann kurz schwanken ließ. "Du hast Recht. Er ist es nicht wert." Luna wandte sich ab un schenkte dem Mann keine Aufmerksamkeit mehr. Dieser strich sich sein Hemd wieder glatt und lief schnellen Schrittes zur Tür herraus.
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Schattenwandler [ON HOLD]
FantasyLuna sah ihre Gabe als Fluch. Sie hatte ihr Leben zur Hölle gemacht. Und doch schien sie das Beste zu sein, was Luna passieren konnte. Luna ist der wichtigste Teil einer jahrhundertealten Fehde. Der Teil, der über das Schicksal entscheiden wird. *...