[Molly Kate Kestner - Footprints]
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kleine Info am Rande: meine Geschichte spielt im Jahr 2013; wie ich darauf gekommen bin: der letzte DWK-Teil ist 2008 rausgekommen und da spielte Marlon (Maxi) einen 16-jährigen und da er in meiner Story 21 ist, habe ich einfach von 2008 fünf Jahre dazugerechnet, somit sind wir im Jahr 2013 :)
Nick's Pov
"Ich würde eine Lösung finden, wäre ich derjenige, der heiraten soll und nicht will", trichtere ich meiner Schwester zu. Wir sitzen jetzt in ihrem Zimmer und sie sieht echt fertig aus. Ich hasse es, sie so zu sehen, so zerbrechlich. Sie ist doch eigentlich hart im Nehmen, was sie auch vorhin gerade unserer Mutter bewiesen hat, aber das hat sie jetzt anscheinend müde gemacht. "Wir finden zusammen eine Lösung, Honeybun. Für dich", versichere ich ihr und sie lässt nur tief Luft aus ihren Lungen.
Mit einem weiteren Seufzen lässt sie sich auf ihr Bett sinken und sie wirkt auf einmal viel jünger, ich mache mir schon langsam wirklich Sorgen um sie. Habe Angst, dass sie irgendwann einknickt und auf die Bedingungen unserer Eltern eingeht, denn das würde nicht zu ihr passen, sie würde für Gerechtigkeit kämpfen, egal um welchen Preis. "Verlier nicht den Mut, und schon gar nicht die Geduld, hast du gehört?", verlange ich von ihr und setze mich neben sie aufs Bett. "Ich halte das aber bald nicht mehr aus, Nick", verrät sie mir, aber das habe ich gerade eh schon geahnt, weshalb meine Worte.
Ich streiche ihr übers Haar, so wie ich es früher auch immer gemacht habe, wenn sie traurig war. Früher, wo alles noch besser war. Als unsere Eltern uns Liebe gezeigt und uns umschwärmt haben. Ich allerdings, immer als kleiner Junge Angst hatte, nicht so geliebt zu werden, wie meine kleine Schwester, die auf dem Weg zu uns war. Mir wurde immer versichert, dass ich nicht weniger geliebt werde als sie. Es hat sich herausgestellt, dass sich dieses Angstgefühl umsonst in mir breit gemacht hat. Ich wurde tatsächlich nicht weniger beachtet, aber irgendwann haben sie uns beiden keine Beachtung mehr geschenkt. Zwar auf ihrer Art und Weise Aufmerksamkeit gegeben, das hat aber überhaupt nichts mehr mit Liebe zu tun. Ich habe einen Weg gefunden, damit umzugehen, Hannah scheint es da anders zu gehen, wobei ich genau weiß, dass sie denkt, ich stehe bei unseren Eltern im Rampenlicht.
"Du bist stark", versichere ich ihr, aber sie sieht nicht so überzeugt aus. Ich wünschte, ich könnte ihr einen Teil ihres Schmerzes nehmen, sie hat nichts von alldem verdient. Ja, diese Art von Bruder bin ich. Die ganze Last, die sie trägt, sollte kein Mensch fühlen müssen und ich bin innerlich froh, dass ich diese Bürde nicht tragen muss.Hannah's Pov
Nachdem mein Bruder vor einer halben Stunde aus meinem Zimmer gegangen ist, habe ich nichts anderes gemacht, als an meine Decke zu starren. Meine Gedanken kreisen um so viele Dinge, dass ich einfach nur schlafen möchte, um nichts mehr mitzubekommen. Aber einzuschlafen erweist sich schwieriger als gedacht. Jedes Mal, wenn ich meine Augen geschlossen habe, habe ich meine Mutter vor mir gesehen, während ich sie angeschrien habe oder umgekehrt, genauso erschien mein Vater vor meinem inneren Auge, der mir Vorwürfe macht. Deswegen starre ich einfach nur nach oben und versuche meine Gedanken zu ordnen.
Ich bin dankbar, Nick an meiner Seite zu haben, auch wenn ich kurz daran gezweifelt habe, er könnte mir in den Rücken fallen. Das war nicht fair von mir, aber er hätte auch einfach ehrlich sein können. Wenigstens konnten wir uns jetzt aussprechen und ich weiß, dass er für mich da sein wird, egal was passiert.Nach weiteren verstrichenen Minuten des Starrens greife ich neben mich, öffne die Schublade meines Nachttisches und krame mein Tagebuch heraus, an welches ich mich gerade erinnere und in das ich ewig nicht mehr hineingeschrieben habe und es wahrscheinlich jahrelang in der Lade gelegen hat. Meine Vermutung bestätigt sich, als ich es an mich nehmen und eine kleine Staubschicht darauf erkenne, ich puste sie weg und der Staub landet auf dem Boden. Ich denke augenblicklich darüber nach, ob die Situation, die mich bedrückt, mir leichter fallen würde, hätte ich bloß öfter meine Gedanken niedergeschrieben. Früher habe ich das ständig gemacht, aber irgendwann habe ich damit aufgehört und das Tagebuch hat sein Leben in dieser Lade weitergelebt, ohne mich. Ich habe nämlich das Gefühl, dass ich mich in meinem Leben nicht weiterbewege, als wäre die Zeit irgendwann stehen geblieben, als ich es nicht mitbekommen habe und alles hat sich nur mehr um die Verlobung gedreht.
Als ich durch die Seiten blättere, ist es so, als würden mich diverse Gefühle überfallen. Alle, die ich bisher aufgeschrieben habe.Freude: wenn ich eine Aufgabe perfekt gemeistert habe; wenn ich meine Erwartungen übertroffen habe und sie sich als positiv herausgestellt haben; wenn ich etwas bekommen habe, das ich mir gewünscht habe, oder ich noch tun und machen konnte, was ich wollte
Angst: wenn ich nach einem Streit mit meinem Bruder gedacht habe, wir vertragen uns nicht mehr; wenn mir etwas nicht geheuer war oder, als ich bei Horror-Filmabenden mir die Augen zugehalten habe
Traurigkeit: wenn ich an schmerzhafte Erinnerungen zurückdenken musste; als ich gemerkt habe, dass ich nicht mehr auf meine Eltern zählen kann, wie ich es einmal konnte oder, traurige Bücher gelesen habe
Scham: wenn mir in der Schule oder in der Öffentlichkeit etwas Peinliches passiert ist oder, wenn ich dachte, ich erzähle etwas Wahres, wobei es gar nicht gestimmt hat und ich einfach keine Ahnung hatte
Liebe: immer, wenn mein Bruder für mich da ist, weil ich das Gefühl von Sicherheit verspüre; bei Verbundenheit und Freundschaft
Wut: wenn mal etwas nicht nach meiner Nase gelaufen ist; wenn ich mich nicht rechtfertigen konnte; als ich erfahren habe, was in meiner Zukunft passieren sollte oder, als ich erkannt habe, dass ich schlecht behandelt worden bin
Ich bin bei meinem letzten Eintrag angekommen, der tatsächlich von vor zwei Jahren stammt. Ich überfliege ihn und muss feststellen, dass es von einem nicht sonderlich freudigen Inhalt handelt. Ich war aufgebracht, wütend, verdammt wütend.
25.06.2011
Es ist echt schwer, in Worte zu fassen, was ich gerade fühle. Obwohl, nein, das ist es eigentlich nicht. Alles in mir ist ein einziger brodelnder Vulkan aus Wut und Enttäuschung. Wie konnte ich nur so blind sein? Wie habe ich nicht gesehen, was vor sich geht? War ich wirklich blind vor Liebe, so wie es immer in Filmen gezeigt und in Büchern beschrieben wird? Aber endlich habe ich die bittere Wahrheit erfahren, die mich jetzt noch erschauern lässt. Er hat mich benutzt, ich war nur ein dahergelaufenes Mädchen, das er sich ausgesucht und sich zugutekommen lassen hat. Mich angeschmachtet, mich mit schönen Augen umworben, mir ein Jahr lang vorgemacht wie sehr er mich lieben würde, mir Aufmerksamkeit geschenkt und mir eingeredet wie wertvoll ich bin. Dabei hat er nur mein Geld als wertvoll angesehen. Ich habe ihm verdammt nochmal vertraut und er hintergeht mich. Alles schien so perfekt, ich habe mich ihm geöffnet, ihm mein Herz geschenkt und gedacht wir hätten eine Zukunft. Wie sich alles nur an einem Tag ändern kann, verdammte Scheiße. Er war nie an mir interessiert, nur an meinem Geld. Ich fühle mich betrogen und belogen, wer tut einem so etwas an? Alles eine beschissene Lüge. Unsere nächtlichen Spaziergänge, die ausgefallenen Dates, die Abenteuer, die wir zusammen erlebt haben, seine Liebeserklärung, basieren alle auf einer Lüge. Mein Herz zieht sich zusammen und tut verdammt weh. Ich bin auf einen Scheißkerl hereingefallen, echt demütigend.
Die Worte, die er heute zu mir gesagt hat, hallen noch immer in meinen Ohren wider: 'Ja, ich wollte von Anfang an nur an dein Geld, Hannah. Du bist eine einfache Geldquelle für mich.' Einfach? Was soll das denn bitte heißen, bin ich etwa so leicht zu haben? Er hat es mit so einer Leichtigkeit über seine Lippen gebracht, als wäre es nichts, als hätte er mir nur vom Wetter berichtet. Ich habe darauf gehofft, er würde nur einen schlechten Witz bringen, aber seine Ernsthaftigkeit in seinen Augen konnte ich nicht übersehen, und als er mich dann noch ausgelacht hat, ich wäre so leicht zu durchschauen und zu naiv, gab's bei mir eine Kurzschlussreaktion. Die Wut brodelte in mir, Traurigkeit, die ich nicht zurückhalten konnte, weshalb mir Tränen über die Wangen gerollt sind, für die ich mich jetzt noch verfluche. Wie schwach wirkte das denn bitte? Und jetzt gerade bin ich einfach nur verärgert, ich hätte etwas ahnen sollen, mich besser vorbereiten können, mich nicht einfach über Kopf in eine Beziehung stürzen sollen. Das nächste Mal muss ich einfach vorsichtiger sein, niemanden einfach mehr so schnell an mich heranlassen.Mir wird beim letzten Satz klar, warum ich so verschlossen zu Maxi war, ich habe Angst. Gleichzeitig wird mir bewusst, wie stark sich dieser Tagebucheintrag, dieser besagte Tag, in mein Herz eingenistet hat. Er war immerhin meine erste Liebe und ich spüre die tiefen Wunden, die er hinterlassen hat, immer noch. Ich fasse automatisch an meinen Brustkorb, hinter dem mein Herz seinen Platz hat, will es automatisch beschützen. Danach greife ich nach meiner Brille, die ich zum lesen und schreiben verwende und nach einem Stift, der sich auch, wie mein Tagebuch, in der Schublade befindet, und frage mich, warum ich seitdem nichts mehr in das Buch geschrieben habe. Dieser Gedanke verfliegt aber, sobald ich den Stift ansetzt und meine jetzigen Gefühle aufschreibe.
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Zwischen Herz und Verstand
ФанфикHannah verbringt diesen Sommer erneut mit ihrer Familie in ihrem Ferienhaus auf einer griechischen Insel. Da sie seit ihrer Kindheit jeden Sommer hier verbracht hat, gibt es nichts Neues, was sie erleben kann. Doch wie das Schicksal es so will, lern...