Deathly Desire (Mattheo Riddle)

01

Der erste September kam schneller, als Liz lieb war. Gemeinsam mit Luna und ihrem Vater hatten sie alles für die Schule besorgt, aber es fühlte sich immer noch surreal an. Hogwarts war wieder geöffnet und das Schuljahr würde beginnen, als wäre nichts passiert.

Als hätte Liz nicht Wochen mit dem Sohn des Dunklen Lords zusammen gelebt.
Als hätte ihre Tante und Ziehmutter nicht versucht sie umzubringen.
Als wäre Mattheo nicht einfach vom Erdboden verschwunden.

"Alles okay?" Luna trat in ihr Sichtfeld und riss Liz aus ihren verwirrenden Gedanken.

"Na klar", lächelte sie aufmunternd, obwohl sie sich alles andere als munter fühlte. "Es ist nur seltsam, dass niemand weiß, was mit dem Djinn passiert ist." Das war ihre Ausrede die letzten Tage über gewesen. Sie wäre nervös, weil sie lügen musste. Als würde sie nicht schon ihr ganzes Leben lang lügen.

Es machte ihr keinen Spaß, Luna zu belügen, aber Liz musste sich erst selber klar darüber werden, was der vergangene Sommer für sie bedeutete, ehe sie wirklich ehrlich sein konnte.

Sie packte einen von Lunas Koffern und hob ihn für den Zugbegleiter an, der das Gepäck in eines der Ablagefächer schob.

Liz selbst hatte nur einen winzigen Handgepäckskoffer, der fast ausschließlich Schulsachen enthielt. Sobald sie in Hogwarts waren, würde sie Professer Flitwick fragen, ob es vielleicht noch gebrauchte Uniformen gab, da sie nur noch die eine besaß, in der sie den Großteil des Sommers verbracht hatte. Mister Lovegood hatte sein Bestes gegeben, als er versucht hatte, zu retten, was noch zu retten war, aber irgendwo hatte selbst Magie ihre Grenzen.

Aus dem Augenwinkel entdeckte Liz ein Meer aus Kupferrot. Einer nach dem anderen traten die Weasleys durch die Absperrung zum Gleis 9 3/4. Wie immer stach das dunkle Haar des beinahe-Weasleys aus der Gruppe hervor. Harry Potter.

Liz hatte sich nie wirklich die Mühe gemacht, irgendetwas über den "Auserwählten" in Erfahrung zu bringen - alles, was sie wusste, stammte von Ginny.

Der jüngste Rotschopf entdeckte die beiden Mädchen in der Menge und kam sofort zu ihnen herüber. "Wenn ihr mich noch mal so lange im Dunkeln lasst, dann schwöre ich, werde ich euch bis ans Ende meines Lebens nicht verzeihen!", zischte sie aufgebracht. "Hätte es dich umgebracht, uns vielleicht mal zwischendurch eine Eule zu schicken?", fuhr sie Liz an, während sie alle, die in Hörweite kamen, mit einem finsteren Blick vertrieb.

Liz hatte Luna und Ginny erst aus dem St. Mungo Eulen geschickt. Rückblickend war das wirklich nicht cool von ihr gewesen, aber das Risiko, dass Bellatrix einen Brief abfing, war einfach zu groß gewesen.

Schlechtes Gewissen machte sich jedes mal aufs neue breit, wenn eine der beiden Freundinnen Liz daran erinnerte, was für Sorgen sie sich gemacht hatten. Zum Glück waren die Mädchen nicht besonders nachtragend.

Ginny schimpfte tatsächlich nur wenige Minuten mit Liz, ehe ein schriller Pfiff sie unterbrach. Der Zug machte sich zur Abfahrt bereit.
Zu dritt suchten sich die Mädchen ein freies Abteil und kaum, dass sie saßen, schlug Ginny auch schon ein neues Thema an. Der Urlaub in Ägypten.

Es war der erste richtige Urlaub der Weasleys und war auch nur deshalb möglich gewesen, weil Mister Weasley bei einer Verlosung eine nette Summe gewonnen hatte. Liz schwieg lieber, wenn es um Geld ging.

Sie hatte zwar kein Vermögen wie die Malfoys, aber sie war stolze Besitzerin eines Schließfachs bei Gringots. Das Geld, das ihre Großeltern für sie beiseite gelegt hatten, würde Liz auch ohne die Unterstützung der Lestranges oder Malfoys -oder sonst einem Familienzweig - durch die Schulzeit bringen. Und wenn sie nicht alles täuschte, war sie die offizielle Erbin der Blacks und vielleicht sogar der Lestranges.