Prolog

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Mai, 2023

Früher las ich oft davon, dass man sich oft genug umarmen sollte, weil man nie wusste, wann es damit vorbei ist. Ich habe es immer für verrückt und überflüssig gehalten, da man ja schließlich fast immer wusste, wann man sich zuletzt sehen würde und dass man sich darauf einstellen konnte. Niemals hätte ich gedacht, dass ich selbst Mal an diesem Punkt stehen würde, wo ich es bereute, eine bestimmte Person nicht noch fester umarmt zu haben. Wann war unsere letzte Umarmung? Vor ein paar Tagen? Letzte Woche? Letzten Monat? Ich habe mich oft geweigert ihn zu umarmen, aus Angst in eine Panikattacke zu rutschen, doch jetzt, an diesem Punkt wo ich jetzt stand, bereute ich jeden einzelnen Tag wo ich es nicht getan hatte. Dabei ist es erst wenige Tage her, dass ich ihn fast in meinen Armen hielt. Es war ein komischer Moment gewesen, aber ich war bereit dazu gewesen. Wirklich bereit. Kein komisches Gefühl, nicht das Gefühl, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren. Es war einfach nur okay. Und genau dies sagte ich ihm. Er war mindestens genauso überrascht wie ich und es machte es nicht weniger überraschend, als meine beste Freundin mich anschaute und zufrieden lächelte. Doch so schnell wie dieser Moment des Mutes kam, so verschwand er auch wieder. Wir haben uns darüber lustig gemacht und Blicke ausgetauscht, erst dann stand er vor mir und wirkte irgendwie unbeholfen. Und aus dem Moment der Umarmung, wurde ein schüchternes „Ich schaffe das doch nicht". Ich schämte mich in diesem Moment so sehr vor mir, denn auch wenn ziemlich große Überraschung in seinem Blick gewesen ist, war da dennoch auch Freude zu sehen. Die so schnell wieder erloschen war, wie sie aufgetaucht ist. Ich schämte mich unendlich und jetzt, jetzt schämte ich mich nicht nur, ich war zugleich traurig und wütend. Wütend auf mich. Denn das wäre ein Moment gewesen, an den ich mich nun hätte erinnern können. Nun bleib also nur das unendliche rätseln darüber, wann nun unsere letzte Umarmung gewesen ist und ich wusste es nicht. Letzten Winter? Sommer? Schon länger her? Sollte man sich an sowas nicht erinnern können? Nun stand ich also hier, las diese Nachricht und bereute Entscheidungen die ewig her waren und die ich eh nicht mehr ändern konnte. Aber ich dachte lieber über sowas nach, als über die Tatsache, dass es dieses mal wirklich war. Kein erneutes schreiben bei Instagram. Keine peinlichen Briefe. Kein erneuter Versuch es wieder hinzubekommen. Es war aus und vorbei und ich war selbst Schuld daran. Leb wohl, Jo. Mehr nicht. Kein: Lass es uns nochmal versuchen. Kein: Wir schaffen es gemeinsam da durch. Kein: bitte gib uns nicht auf. Lediglich ein: Leb wohl, was gleichbleibend mit einem Okay ist und somit sagt, er ist mit meiner Entscheidung einverstanden und wir gehen von nun an getrennte Wege. Hätte er doch nur gewusst, dass ich all meine Bedenken weggeschmissen hätte, hätte er es nur gesagt... Aber so ist es nun und man sollte meinen, es wäre besser so. Denn gebe es ein Happy End, wäre es nicht mein Leben. Denn in der Realität gab es kein Happy End. Zumindest nicht für mich.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 19 ⏰

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