Nachdem ich lange Zeit die Tage gezählt habe, zähle ich jetzt Stunden. Jeden Abend streichen meine Finger über James McKinleys wundervolle Einladung zum Halloween-Ball. Bedingungen gibt es nur wenige:
• komplett geschminkte Gesichter oder Tragen einer Maske
• Männer elegant gekleidet oder klassische Halloweenkostüme
• Frauen vorzugsweise in Kleidern
Mein eigens für den Abend angefertigtes Kleid hängt in einem durchsichtigen Kleidersack am Schlafzimmerschrank.
So oft hatte ich es bereits an. Diese Mischung aus schwarz-rotem Samt, Seide und Spitze. Die tief ausgeschnittene Corsage mit ihren Schnüren, die mehr Haut zeigt als verhüllt. Der kurze Tüllrock, die passenden dunkelroten Wildleder-Overknee-Stiefel und der Umhang aus schwarzer Spitze mit dem Samtkragen. Alles zusammen ist die pure Sünde.
Oh hell, bei dem Gedanken an die aufregende Nacht zieht sich alles in mir lustvoll zusammen.
In vierundzwanzig Stunden ist es so weit. Ich hoffe auf ein Wiedersehen mit Rodney und Holly. Auch wenn Rodney inzwischen tabu für mich ist, wünsche ich mir dennoch ein weiteres Abenteuer mit Holly und ihm als Zuschauer.
Meine Mitte pulsiert bei den Erinnerungen an die gemeinsamen Stunden im Paradies.
Grinsend ziehe ich die Schublade meines Nachtischs auf und holemeinen schwarz-goldenen vibrierenden Freund heraus. Voller verruchter Gedanken lasse ich den Bademantel von meinen Schultern gleiten, lege mich aufs Bett und erträume mir eine Nacht voller Lust und Leidenschaft.Der Taxifahrer lässt mich am Tor zu einem Gut heraus.
Bereits beim Aussteigen sehe ich die aufwendigen Halloweendekorationen. Ein kribbelnder Schauer rieselt über meine Wirbelsäule herab, mein Magen flattert und mein Herz pocht unregelmäßig. Langsam schreite ich den nur von Fackeln beleuchtet Weg zu einem gut erhaltenen Herrenhaus entlang.
Das Haupthaus und die Nebengebäude sind ebenfalls gruselig dekoriert und werden von roten Scheinwerfern angeleuchtet. In den Fenstern selbst sind kaum Lichter zu erkennen.
Vor dem Eingangsbereich stehen zwei Skelette je mit einem Zylinder auf dem Schädel.
Knarzend öffnet sich die schwere Holztür und ich richte meine schwarz-rote perlenbesetzte Maske sowie mein Dekolleté.
»Ihre Einladung, bitte«, fordert mich ›Frankenstein‹ auf.
Lächelnd reiche ich sie ihm und er lässt mich in den Vorraum treten. Erneut ziehen Schauer über meine Haut.
Einen kurzen Moment soll ich warten, da ich ohne Begleitung bin. Wie immer ist alles durchorganisiert.
Sekunden später begrüßt mich ein Vampir, der mich in einen nur vom Fackelschein erhellten Saal begleitet.
An mir bekannten Körperhaltungen mache ich James McKinley aka der Teufel himself und Artemis - eine verführerische Teufelin aus. Neben ihnen stehen Lena und Jeremy in Skelett-Kostümen. Mein Blick schweift über die überraschend große Gesellschaft. Lächelnd erkenne ich Rodney in einer edlen Halloween-Steampunk-Robe und passend sexy gekleidet Holly in seinem Arm.
»Ich würde gern ein paar Freunde begrüßen«, sage ich zu meiner Begleitung.
»Nur zu«, gibt er zurück.
In einem angemessenen Abstand folgt er mir und ich begrüße zu allererst Holly.
»Heißes Outfit«, raunt sie mir bei unserer Umarmung ins Ohr.
»Deins aber auch«, flüstere ich zurück.
Freundschaftlich umarme ich Rodney zur Begrüßung.
»Und sonst noch bekannte Gesichter gesichtet?«, frage ich kichernd.
»Schwer mit den Masken«, antworten beide wie aus einem Mund.
»Aber dort hinten sollte Sam mit Mira stehen.« Rodney nickt in eine Richtung und ja, von der Statur her sollte es Sam sein.
Doch bittet James in diesem Augenblick um unsere Aufmerksamkeit.
Wie bei allen Veranstaltungen erfolgt nach seiner Begrüßung die Bekanntgabe der Regeln für den Abend.
»Zum Eröffnungstanz haben alle einen teilweise zugewiesenen Partner. Die Bindungen können den Abend über gehalten oder nach der offiziellen Eröffnung wieder gelöst werden. Hier im Saal wird den ganzen Abend Musik gespielt und getanzt. Zwei Nebenräume und das Kellergewölbe werden für geplante Spiele genutzt. In einem der Nebenräume befindet sich die Bar. Einige Zimmer für Zweisamkeiten stehen in der oberen Etage zur Verfügung. In den Nebengebäuden gibt es zum einen ein üppiges Halloweenbüfett und weitere Räumlichkeiten zum Zurückziehen.
Wie bisher bei all unseren Treffen gilt: Alles ist erlaubt, soweit jeder dahintersteht. Es gibt keine verbalen oder körperlichen Übergriffe, alles findet im gegenseitigen Einverständnis statt. Grenzen dürfen ausgetestet, jedoch nicht überschritten werden. Ich bitte euch eröffnet mit Artemis und mir den Halloween-Maskenball.«
Mein Vampir reicht mir die Hand und wir begeben uns in Tanzposition.
Bereits mit den letzten Klängen des Eröffnungstanzes verabschiedet er sich. Erneut lasse ich meinen Blick schweifen, um mir einen Überblick über potenzielle Gesprächspartner zu verschaffen. Grinsend verharre ich an einer Frau im Streichholzkostüm, deren Maske perfekt als Flamme inszeniert ist – mutig, denke ich. Meine Augen wandern weiter und bleiben an Graf Dracula hängen. Seine Körperhaltung strahlt eine Überlegenheit aus, dass sich schlagartig alle meine Nackenhärchen aufrichten. Viel zu schnell pocht mein Herz und mein Blut rauscht durch meine Ohren.
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Halloween-Ball
Historia CortaFortsetzung Verlockungen im Paradies Ein weiteres Treffen altbekannter Freunde steht an. James McKinlay lädt zum Halloween-Ball. Joy trifft auf einen Mann, der sie überaus reizt und sie an ihre Grenzen der Lust und des Verlangen bringt. Und es gib...