You're not alone anymore

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„Wen hast du da vorher gesehen?", fragte mich Kai neugierig. Wir waren zum Salvatore Anwesen zurückgekehrt. Ich fühlte mich dort wohl, da es mich an Damon erinnerte. Wir saßen auf dem Sofa und Kai musterte mich besorgt. Ich zögerte einen Augenblick mit meiner Antwort, dann überwand ich mich es zu sagen: „Meinen Ehemann." Sofort war er überrascht und fragte: „An den du vergeben bist?" „Oh Gott nein!", erwiderte ich schockiert. Ich blickte auf meinen Verlobungsring und seufzte. „Es ist eine komplizierte Geschichte..."

Kai schnappte sich die Essenspackung, welche er hier liegen gelassen hatte und meinte: „Ich hab Zeit." Ich lächelte, während er wieder anfing zu essen. Ich zuckte die Schultern. Wie sollte ich ihm das alles erklären? „Also ich hatte als Mensch einen Ehemann, das war der den ich vorher gesehen habe. Es war eine gezwungene Ehe und ich habe ihn gehasst. Sein Name war Leopold." Angewidert blickte mich Kai an und meinte: „Alleine der Name ist schon grauenvoll." Ich lachte. Dieser Typ brachte mich echt zum Lächeln, aber es war ein anderes Gefühl als das ich bei Damon verspürte, wenn er mich zum Lächeln brachte.

„Und welchen grauenvollen Namen trägt der Mann, an den du momentan vergeben bist?", fragte er mich. Ich verdrehte die Augen und meinte: „Er hat keinen grauenvollen Namen!" Kai grinste und erwiderte: „Das entscheid ich noch." Lächelnd sprach ich seinen Namen aus: „Damon..." Er machte nun einen abwägenden Gesichtsausdruck, als würde er überlegen, ob er den Namen gut oder schlecht fand. „Sag nichts falsches", ermahnte ich ihn. Er lachte und aß noch so ein rundes Ding. Neugierig fragte ich: „Was ist das?" Sofort blickte er mich schockiert an und fragte: „Du kennst Chips nicht?" War das so schlimm? „Aus welcher Zeit kommst du den bitte?", fragte er mich und wirkte wirklich baff darüber, dass ich Chips nicht kannte. Eigenartiger Name für diese runden Dinger. Aus was bestanden die überhaupt?

„Ich bin 1470 geboren", erklärte ich ihm stolz. Mit offenem Mund starrte er mich an. „Ich war seit 1864 in einer Gruft eingesperrt, also hab ein paar Sachen, wie diese eigenartigen Chips, verpasst." Er war immer noch sprachlos. „Du bist schon über fünfhundert Jahre alt?", fragte er ungläubig. Ich nickte. „Für immer zweiundzwanzig. Wann bist du geboren?" „1972." Ok, er war ziemlich genau fünfhundert Jahre jünger. Aber dafür, dass er 1972 geboren war, sah er noch extrem jung aus. Er müsste doch jetzt fast vierzig sein. „Du hast dich gut gehalten", stellte ich fest. „Danke, aber das liegt wohl daran, dass ich seit 1994 hier eingesperrt bin." Nun war ich die etwas Schockierte.

„Das tut mir leid, muss schrecklich sein, hier ganz alleine", meinte ich mitfühlend. Er zuckte die Schultern, versuchte so zu tun als wäre es ihm gleichgültig. Mit einem traurigen Lächeln gestand er mir: „Bin es gewohnt allein zu sein. Ich kenne nichts anderes." Ich wusste, wie das war. Ich hatte zwar meist immer Menschen um mich, aber innerlich fühlte ich mich auch die meiste Zeit alleine. Ich legte meine Hand auf seine und meinte mit einem aufheiternden Lächeln: „Ab jetzt nicht mehr." Er wirkte überrascht und leicht gerührt, aber dieser Blick verschwand auch schnell wieder.

Er entzog mir seine Hand und meinte abwertend: „Ist ja auch egal." Er versteckte seine Gefühle. Er hatte wohl eine Mauer um sich aufgebaut und diese hatte ich gerade zum Bröckeln gebracht. Ich würde mich nicht mit so etwas zufrieden geben, ich hatte doch gerade gesehen, dass er anders fühlte, als er es behauptete. Lächelnd wies ich ihn drauf hin: „Du bekommst mich jetzt nie wieder los, Kai." Er schmunzelte und konterte: „Ich bekomme jeden los, den ich loswerden will." Er aß ein Chip und ich verdrehte die Augen.

Neugierig fragte ich: „Aus was bestehen die?" Verwirrt antwortete er: „Kartoffeln gewürzt mit Salz. Warum?" Ich beugte mich zu ihm vor und verlangte: „Ich will eines kosten." „Ich teil mein Essen nie", gestand er mir. Er aß also gerne, konnte ich mir schon denken. Ich machte nun einen Schmollmund und blickte ihn bettelnd an. Er seufzte, lächelte jedoch. „Na gut, ausnahmsweise", meinte er und nahm eines heraus. Er hielt es mir hin. Ich beugte mich noch etwas vor und schnappte es mir mit dem Mund. Ich musste schmunzeln, während ich es aß. Er hatte doch mit mir geteilt. Der Chip schmeckte eigentlich recht lecker. Es war wirklich salzig gewürzt und das passte irgendwie perfekt zusammen. Irgendwie gustierte es mir beim dem Geschmack nach mehr. „Bild dir ja nichts darauf ein", meinte er und ich grinste nun. Ergeben hob ich die Hände und erwiderte: „Würde ich niemals."

„Du benimmst dich lächerlich." Ich fuhr herum, als ich die Stimme meines Vaters vernahm. Er stand im Türrahmen des Salons. Ich schluckte und blickte ihn erstarrt an. Er trat heran, auf mich zu und ermahnte mich: „Benimm dich wie eine Lady, Kathalena." Ich nickte eingeschüchtert. „Kathleen", meinte Kai und berührte mich am Arm. Ich wandte meinen Blick zu ihm. „Du bildest dir das wieder nur ein", erinnerte er mich. Benommen nickte ich.

„Kathalena, hör nicht auf diesen Nichtsnutz-Knappen", meinte mein Vater. Ich funkelte ihn an und erwiderte gereizt: „Nenn ihn nicht so." Er war mir nun ganz nah. Wäre er wirklich hier, könnte er mir eine Ohrfeige geben, doch ich wusste dass er es nicht konnte. Er war nicht wirklich hier. Kai konnte ihn immerhin nicht sehen. Aber dennoch erzitterte ich leicht. Ich erhob sonst nie das Wort gegen ihn. Vater blickte mich eindringlich an und ich senkte nun den Kopf, eingeschüchtert vor ihm. Ich fühlte mich wieder wie das Mädchen von damals...

Flashback – Dreizehnjährige Kathleen

„Erhebe nie wieder das Wort gegen mich", zischte mein Vater mich an. Ich schluckte schwer. Mein Blick war gesenkt. Mit leiser Stimme, welche etwas zitterte versprach ich: „Ich werde es nie wieder wagen, Vater. Ich..." Da ohrfeigte er mich. Ich verstummte augenblicklich und musste mich zurückhalten mir nicht die Wange zu halten. Sie brannte, aber ich ignorierte den Schmerz. Ich hatte diese Ohrfeige verdient und ergab mich meinem Schicksal.

„Nie wieder, verstanden?", fuhr er mich an. Ich blickte zu ihm auf und nickte. Es würde nie wieder vorkommen. „Du hast die Pflicht nie das Wort über einen Mann zu erheben", erklärte er mir und hatte recht. Ich durfte niemals einem Mann widersprechen, vor allem nicht meinem Vater und Ehemann. „Wie Leopold dich nur aushalten kann? Du kannst dich glücklich schätzen, dass er dich nicht einfach verlassen hat bei deinem Benehmen", redete er mir ein. Glücklich schätzen? Mit Leopold? Ich hasste den Kerl!

„Niemand will eine Frau, die keine Manieren hat." Das traf mich. Er machte mich runter. Ich hatte doch Manieren! Ich war sonst immer gehorsam. Ich befolgte alle Regeln. Aber ich durfte ja nicht widersprechen, weshalb ich nickte und ihm zustimmte: „Ihr habt recht, ich werde mich versuchen zu bessern." Finster blickte er mich an und entgegnete: „Das will ich auch hoffen." 

Which Love Is Stronger? / Kol or Damon?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt