Eine Klasse, oder mehr?

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                        ———————————-IDENTITY CRISIS———————————-
Kapitel 3: „Eine Klasse, oder mehr?"

Als die endlosen Landschaften an mir vorbeizogen und die unvertrauten Grüntöne sich in meinem Sichtfeld verbreiteten, fielen einpaar Regentropfen elegant auf die kalte Wiese. Einpaar von diesen kleinen Tröpfchen blieben an der durchsuchtigen Fensterscheibe kleben und rannten glitzernd hinunter bis sie von dem Rahmen des Fensters aufgehalten worden. So einen Anblick findet man selten, gar überhaupt nicht, wenn man sein ganzes Leben lang in der Großstadt verbrachte. Manchmal verdiene ich mir diese frische Luft, wenn wir wegen Fotoshootings in eine andere Stadt oder Bundesland fahren müssen. Doch auch dann fliegen wir meistens mit dem Privatjet, da meine Mutter Käfer und Natur im generellen nicht ausstehen kann.

Gerade als ich dachte, ich hätte endlich meine langersehnte Ruhe bekommen, und meine Augenlieder sichtlich schwerer wurden, schreckte mich aufeinmal die arrogante Stimme meine Mutter aus der Ruhephase heraus. „Ich kann es noch immer nicht glauben! Hätte dieser Allan nicht für seine eigenen Bedürfnisse unser Privatjet gemietet, dann hätten wir nicht durch diese ekeligen Landschaften fahren müssen!" empört beschwerte sie sich über die Aktuellen Ereignisse und blickte unseren Fahrer genervt entgegen. Der stotterte nur nervös und stimmte meiner Mutter beifällig zu, sein steifer, schwarzer Hut tief in seinem Gesicht liegend.

Ich war um ehrlich zu sein ziemlich überrascht darüber, dass meine Schwester noch kein einziges Wort verlor seitdem wir in dieses Auto eingestiegen sind. Ich frage mich, was wohl der Grund ist?
Ich blickte auf die Spiegelung die meine Fensterscheibe wiedergab und sah wie sie mit einem verliebten Lächeln vertieft auf ihrem Handy herumtippte. Sie schrieb wohl mit ihrem Freund, der zufälligerweise im gleichen Studio wie wir heute ein Shooting hat. Und wer hätte es geahnt, seitdem sie es erfuhr, ist es das einzige wörüber sie in den letzten drei Tagen redete. Ich hörte wie meine Mutter weiter quaselte und den Fahrer auch jetzt noch nervte, meine Schwester weiter auf ihr Handy starrte und wie die Regentröpfen immer schwerer und härter gegen unseren Blechdach schlugen. Auch die, die auf der Scheibe hängen geblieben sind, nahmen an Geschwindigkeit an und vermengten sich am Rahmen des Fensters erneut. Da ich dieses ganze Chaos jedoch gewöhnt bin, blendete ich alle unnötigen Geräusche einfach aus. Das Gequasel der arroganten Frau verdimmte und hörte sich nun unverständlich an, einfach wie ein leises Hintergrunderäusch. Das kleine Kichern, das immer wieder von meiner Schwester entwich, ignorierte ich auch gekonnt und ließ es wie ein kleiner Hintergrundton in meinem Gedächtnis klingen lassen. Ich stellte das gleiche mit dem immerwieder erklingenden, stotterndem Zustimmen des Fahrers, der innerlich darum bettelte, dass meine Mutter aufhörte zu reden, an. Der einzige Ton den ich einlass in meinen Gedankgengang erlaubte, war das angenehme Geräusch, wie die kleinen Wassertröpfchen auf das Material des Autos aufprasselten und zu Boden fielen.
Mag zwar sehr Cliché-haft klingen, jedoch beruhigte mich der Laut von Regen schon von Kindes Alter an. Jedesmal, wenn mir die Umgebung zu laut oder zu überwältigend wurde, suchte ich mir ein Geräusch heraus, welches zwischen all den anderen angenehm klang. Das war in den meisten Fällen, der Regen.

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Nachdem ich den anstrengenden Tag doch noch überlebte, schmiss ich mich stöhnend in das große, weiche Hotelbett. Ich hatte noch nicht einmal meine wenigen Sachen für die nächsten drei Tage in diesem Bezirk ausgepackt, jedoch war ich sowieso viel zu erschöpft dafür. Stattdessen schlüpfte ich in ein großes altes T-shirt, legte mich in das Bett und zog die sanfte Decke über meinen Bauch. Ein langer Luftstoß verließ meine Nase, ehe ich es mir endlich bequem machen konnte.

Vertieft in Gedanken erwischte ich mich, wie ich wieder lächelnd auf die E-mail von Mr. Allan starrte. Das schwache Licht meines Handys erhellte nur einen Bruchteil des Raumes, welches nebenbei auch die einzige Lichtquelle im Moment war, da ich die große Deckenlampe schon vor längerer Zeit ausknipste. Es schien, als ob ich seitdem ich die E-mail erhielt, meine Shootings mit mehr Freude und Willen schoss, da ich nicht so schnell wie sonst Interesse verliere. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis meine Mutter mich darauf ansprechen wird, da sie mich selten so motiviert sieht. Natürlich kann ich ihr den Grund nicht verraten, auf keinen Fall, aber sie wird es wahrscheinlich früher oder später sowieso bemerken. Bis dahin bin ich sowieso schon weg.

{美麗} 𝑰𝑫𝑬𝑵𝑻𝑰𝑻𝒀 𝑪𝑹𝑰𝑺𝑰𝑺    Suna Rintarō x fem!ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt