Hokage Kakashi Hatake

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„Denkst du um 12:30 Uhr an die Versammlung?" fragt mich meine absolut unsensible Kollegin, die mir immer schon seit Tagen mit diesem Thema regelrecht ein Ohr abkaut.
„Immerhin kommt der Hokage um sich die neue Klinik in Konoha anzusehen! Das ist wirklich eine Ehre und wir müssen uns von unserer allerbesten Seite zeigen. Hm.. vielleicht solltest du dir nochmal die Haare kämmen!"
Augenrollend wende ich mich wieder meiner Arbeit zu.
Selbst wenn er ein Gott wäre... Ich habe keine Zeit und herzlichst wenig Interesse für solche Veranstaltungen. Mein Interesse gilt meinen Patienten.
Wir sind hier direkt am Menschen, wir betreuen hier die Realität. Vergangene und aktuelle Opfer. Und jetzt bequemt er sich zu uns um uns auf die Finger zu glotzen? Jetzt will er wissen, ob wir unseren Job anständig machen? Da könnt ich kotzen...
Ich streiche meine Haare zurück und stecke sie mir hoch. Jetzt hat mich meine Kollegin nun doch zu dieser blöden Versammlung geschleppt. Da stehen wir nun und wer lässt auf sich warten? Der achso-tolle... Zeitverschwendung!
Unser Chef betritt den Versammlungsraum, dicht gefolgt von ihm in weiß-roten Umhang und merkwürdig Hut.
„Bitte begrüßen Sie alle unseren ehrenwerten Hokage mit einem herzlichen Applaus! Kakashi Hatake!" verkündet der Chef mit einem extrem aufgesetzten Lächeln.
Wir applaudieren wie gewünscht. Viele mit einem Strahlen im Gesicht, einige mit einem Lautstarken anhimmelnden Seufzen oder Quieken. Jedoch auch einige mit einem verächtlichen Schnauben. Es sind alle Launen vertreten.
Nach einer, durch seine Maske nur schwer zu verstehenden, kurzen und knappen Rede des Hokage, verkündet er, den restlichen Tag an der Seite eines Angestellten zu verbringen. Er möchte unsere unfassbar wertvolle Arbeit von Nahem erleben.
Mir kommt mein Mittagessen gleich hoch. So ein Schleimer.
Doch meine Gedanken werden unterbrochen als mein Chef mich aufruft.
„Ihnen wird die Ehre zu Teil den Hokage heute an Ihrer Seite zu haben!" verkündet der Chef stolz.
Moment - was?! ICH soll den mitnehmen? Oh nein, bitte, nein...!
Ich sehe Hilfesuchend in die Runde zu meinen Kollegen, welche mich begeistert anstrahlen. „Du glückliche...!" beneidet meine lästige Kollegin mich. Na toll... ich setze mein schönstes Lächeln auf, trete hervor und gehe auf den Hokage zu.
Ich versuche mich daran zu erinnern, dass ich nach Feierabend einen Termin in dem fabelhaften Onsen in der Nähe habe und mich dort entspannen werde. Also zumindest eine Belohnung für diese unangenehmen Stunden.

Sehr ruhig begleitet mich der Hokage bei meinem Alltag und stellt nur vereinzelt Fragen. So richtig gesprächig ist der ja nicht gerade... „Ich muss gestehen, ich hatte keine konkrete Vorstellung davon, wie die Arbeit in einer Klinik so abläuft - aber es ist durchaus sehr beeindruckend!" bemerkt er anerkennend.
Ich setze ein falsches Lächeln auf und nicke zustimmend. Ich weiß nicht ob er das ernst meint, aber es ist mir eigentlich auch egal - ich will einfach nur eine Massage und ein heißes Bad. Alles weitere interessiert mich gerade nicht.
Nach meinem letzten Patienten sind wir auf dem Weg zum Dokumentationsraum um meine Arbeiten noch festzuhalten. Bald kann ich endlich entspannen - ich zähle regelrecht die Minuten. Besonders da ich den Bus nicht verpassen darf, sonst kann ich meinen heiß ersehnten Wellnesstermin nicht wahrnehmen!
Meine Gedanken werden wieder unterbrochen und ich höre schnelle Schritte hinter uns im Flur.
„Ah Hokage - seid ihr es? Wartet kurz auf mich!" ruft meine absolut nervige Kollegin um die Ecke.
Oh nein, wenn die uns jetzt in ein Gespräch verwickelt komm ich so schnell da nicht mehr weg. Dann war's das mit dem Spa! Das darf ich auf keinen Fall zulassen!
Ich bekomme Panik, schaue hektisch um mich herum und suche nach einer Fluchtmöglichkeit.
Das Lager! Das ist nur zwei Türen weiter, dort könnten wir uns verstecken! Ich greife nach der Hand des Hokage und laufe mit ihm schnell in das Lager.
Ich lasse das Licht im Lager aus und zerre den Hokage in eine Nische zwischen zwei Regal. Ich drücke ihn so weit es geht in die Ecke. „Ähm, Verzeihung.. was wird..." doch bevor er fertig reden konnte halte ich ihm den Mund zu und zische ein leises „pssssssttt!!!!"
Ich forme ein lautloses „Bitte" mit meinen Lippen und sehe ihn flehend an.
Er atmet ein und nickt zustimmend. Wir halten beide die Luft an und verweilen in dieser Position. Er mit dem Rücken an der Wand, ich an ihn gepresst und ihm den Mund zu haltend. Dabei sieht er mich direkt an und ich kann nicht anders, als ihm in die Augen zu sehen. Diese dunklen mystischen Augen die mich zu durchdringen versuchen. Mir fällt nun seine Narbe am linken Auge erst richtig auf. Er hat wohl doch schon viel durchgemacht, bevor er zum Hokage wurde. Ich halte den Atem an, spüre seinen heißen Atem an meiner Hand. Sehr intensiv nehme ich in diesem Moment meinen Herzschlag wahr.
Ich höre Schritte. Meine Kollegin hat das Lager betreten. Ein Schreck durchläuft mich. Verdammt! Ich will doch einfach nur meine Ruhe und baden gehen! Ich presse die Augen zusammen, ganz nach dem Motto „wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht" und bete regelrecht, dass ich noch pünktlich hier raus komme. Doch noch bevor sie das Licht anschalten kann, zieht der Hokage mich näher an sich heran.
Er legt die Hände um meine Taille und ich spüre seine Brust an meiner, sein Becken an meinem. Meine Hand weiterhin auf seinem Mund ruhend fühle ich Bewegungen seiner Lippen. Er flüstert etwas, was ich nicht verstehen kann.
Das Licht geht an und meine Kollegen durchsucht das Lager. „Hallo? Wo seid ihr? Ich hab euch doch hier reingehen sehen!"
Sie kommt uns näher und ich möchte mich schon ertappt umdrehen, doch er hält mich ganz fest an sich gedrückt.
Ich kann mich nicht bewegen.
Seine Hände um mich geschlungen, meine Hand weiterhin auf seinem Mund starre ich ihn förmlich an. Was passiert hier? Sie steht direkt hinter mir! Kann sie uns nicht sehen?
Ich höre ein Rufen aus dem Flur. Meine Kollegin wird gesucht. Sie stöhnt genervt auf, antwortet und verwindet aus dem Lager.
Nachdem das Licht wieder aus ist, lockert er seinen Griff um mich. Schade eigentlich... etwas wehmütig löse ich mich von ihm.
Ich sehe ihn verwundert an. Was... war das? Er lacht einmal sanft auf, als könne er meine Gedanken gelesen. „Ein Jutsu - ich habe uns getarnt" sagt er und zwinkert mir zu.
Also sowas wie ein Tarnmodus! Das erklärt alles!
Ich bedanke mich herzlich bei ihm und entschuldige mich im gleichen Atemzug. Dann sehe ich erschrocken auf die Uhr. Mein Bus fährt in 10 Minuten! „Es tut mir leid, ich muss los! Ich hoffe, der Tag hat ihnen Spaß gemacht und - Machen Sie's gut!" bringe ich gehetzt hervor und renne aus dem Lager.
Auf dem Weg zur Umkleide reiße ich mir schon die erste Arbeitskleidung vom Leib, springe dann in meine privaten Sachen und renne zur Bushaltestelle.
Doch leider zu spät. Der Bus fährt gerade weg. Ein paar Meter laufe ich noch winkend hinterher, doch - keine Chance. Der Fahrer sieht mich nicht und schon ist der Bus hinter einer Kurve verschwunden.
„So eine verdammte Schei - " will ich gerade laut fluchend als ich den Hokage hinter mir bemerke. Ich hätte ihn fast nicht erkannt, so ohne Umhang und Hut.
Er sieht mich an und lacht kurz laut auf. Ich werde rot. Dieser Arsch lacht über mich! Ich gehe wütend zur Bushaltestelle und setze mich schmollend auf die Bank. „Wenigstens konnte ich Sie amüsieren" bringe ich schnaufend hervor.
Er setzt sich neben mich und entschuldigt sich. „Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen. Es war mehr die Situationskomik, die mich zum Lachen gebracht hat. Waren Sie nicht in Eile?" fragt er verständnisvoll nach.
Ich lege meinen Kopf in meine Hände und seufze einmal verzweifelt laut auf.
„Doch! Endlich hatte ich mal wieder einen Termin in dem luxuriösen Onsen hier... es ist inzwischen ein Jahr her, dass ich mir sowas das letzte mal gegönnt hatte und jetzt... hab ich Pech gehabt..." schütte ich ihm mein Herz aus.
„Das Onsen im Nachbarort?" fragt er mich, woraufhin ich zustimmend nicke.
„Ah, das kenne ich! Es ist wirklich ein sehr schönes und erholsames Onsen. Dürfte ich Sie dorthin bringen? Ich fühle mich etwas verantwortlich für Ihr Zuspätkommen... Dann können Sie den Feierabend doch noch genießen."
Verwundert über dieses freundliche Angebot starre ich ihn ungläubig an. Ob ich dann wohl mit einer Limousine oder Ähnlichen fahren werde? Der Hokage wird bestimmt luxuriös kutschiert. Ich grinse breit und stimme seinem Angebot voller Vorfreude zu. Vielleicht wird heute ja doch noch mein Tag!

ℋ𝑜𝓀𝒶𝑔𝑒 𝒦𝒶𝓀𝒶𝓈𝒽𝒾 ℋ𝒶𝓉𝒶𝓀𝑒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt