Kapitel 1: Die Wölfe

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Chuya:

Ich blickte in den wolkenverhangenen Nachthimmel. Der aufziehende Sturm lies die Rollläden des Hochhauses klappern auf dem ich stand. Die vertraute Stille des nächtlichen Yokohamas rief in mir so etwas wie Nostalgie hervor. Mein Mantel flatterte im kühlen Nachtwind und ich fröstelte. Nachdenklich sah ich in den Himmel hinauf, wo gerade ein Flugzeug vorüber zog und in der Dunkelheit verschwand. Nur noch schemenhaft sah man das rote Blinken in den dunklen Wolken. „Na Chibi... Suchst du im Universum nach deinem Zwergen-Planeten? Ich würde dir nur raten nicht zu lange zu brauchen. Es wäre doch ärgerlich, wenn wir in unsrem Auftragsbericht stehen hätten:

Leider kam das Team zu spät am Zielort an, da einer der beiden (Chuuya Nakahara) seine Zeit damit verbrachte, in den Himmel zu glotzen!"

Ich fuhr herum und starrte meinem Partner, Dazai Osamu, in das breit grinsende Gesicht. Fast noch im selben Moment spürte ich, wie sich eine unbändige Wut in meinem Bauch zusammenballte. Was bildete sich dieser vorlaute Penner eigentlich ein, wer er war?! „Halt dein vorlautes Mundwerk, Osamu! Ich warne dich nur einmal heute!", fauchte ich und Dazai hob überrascht eine Augenbraue, was mich noch mehr provozierte. „Was hast du denn vor Chibi? Willst du mich von diesem Hochhaus werfen? Ich glaube, das würde Mori nicht gefallen...", stichelte er und sah hinunter auf die glitzernden Straßen unserer Stadt. Yokohama gehörte nicht der Regierung, sondern der Hafenmafia und dem Büro der bewaffneten Detektive. „Komm! Oder willst du, dass uns die Militärpolizei zuvor kommt?", fragte er und ich atmete erleichtert auf. Endlich konnte ich irgendwo meinen Frust auslassen. Wir schlenderten durch den Wald am Rande von Yokohama und Dazai spielte Fußball mit einem Tannenzapfen. „Wo sind die denn jetzt? Mori hatte doch versprochen, dass hier überall welche von denen lauern würden", jammerte er und sah sich enttäuscht um. Ich sah mich aufmerksam um und lauschte. Mit einem Satz sprang ich auf einen tiefgelegten Ast, um mir einen ungefähren Überblick von unserem Einsatzgebiet zu verschaffen. „Chuuya! Wo zur Hölle bist du hin?!" hörte ich Dazai leicht panisch und ich ließ mich genervt kopfüber von einem der Äste hängen. „Hier, du Trottel! Wieso machst du dir denn direkt in die Hose, wenn ich mal verschwinde?", fragte ich und richtete mich wieder auf. Dazai grinste zufrieden und winkte ab. Diese Geste trieb mich beinahe zur Weißglut. „Hey!!! Was fällt dir ein! Ich hab dir eine Frage gestellt!", schrie ich und sprang zu Dazai auf den Waldboden. Plötzlich zog mich mein Partner grob am Arm in einen der Büsche. „Schhh!", zischte er und presste mir die Hand auf den Mund. 

Ich erstarrte und spannte mich an. Dazai atmete stockend und spähte hinaus auf einen der Wege. „Nun gut, danke für ihre Zeit Mrs. Ioro. Ich hoffe wir sind uns jetzt einig, was die Hafenmafia angeht." Ich hielt den Atem an als ich Ango Sakaguchi sah. Die Brillenschlange drehte sich um und ich spürte wie mich die Wut packte. „Ich bring ihn um!", zischte ich und versuchte mich aus Dazais Griff zu befreien. „Chuuya! Verdammt noch mal! Hör auf so zu zappeln!", fluchte er leise und ich rammte ihm meinen Ellenbogen in die Magengrube. Dazai atmete erschrocken ein und presste sich die Hand auf den Mund. Mit schmerzverzerrter Miene sah er mich an und ich sprang aus der Hocke in die Luft. 

Als ich aufkam, splitterte der Boden unter mir und Risse ließen ihn aufbrechen. Ango starrte mich geschockt an. „A5158! Was zur Hölle suchen Sie hier!", schrie er und wich einem Stein aus, der aufgewirbelt worden war. „Das gebe ich zurück, du Scheißkerl! Was machst du hier!?", donnerte ich und sah ihn wütend an. Ango blieb stumm und eine junge Frau trat an seine Seite. Sie hatte schneeweißes Haar und kristallklare blaue Augen. Hinter ihr warteten zwei weitere Mädchen, die von vier Jungs flankiert wurden. „Ich weiß nicht, was du hier suchst, aber das ist kein Spielplatz für ein Kind wie dich! Geh lieber wieder nach Hause und misch dich nicht in unsere Angelegenheiten ein, du Rotzlöffel!", spottete das eine Mädchen und fuhr sich durch die langen schwarzen Haare. Ihre Partnerin nickte und ging einen Schritt auf mich zu. „Bitte, sei vernünftig Kleiner. Wir wollen dir nichts tun, also bitte geh jetzt nach Hause. Wenn du willst, können Yoshy, Mikon, Shiva und Ich dich nach Hause bringen. Was sagst du?", fragte sie sanft. Ihre Stimme erinnerte mich sehr an eine Mutter, die mit ihrem ungehorsamen Sohn sprach und ich knirschte mit den Zähnen. Die Jungen blickten mich an und schienen sehr von sich überzeugt zu sein. Wütend hob ich die Hände und sprintete los. In einer fließenden Bewegung wich ich der Hand des einen Mädchens aus und schlug Ango ins Gesicht.

 Mit einem Krachen schmetterte ich ihn an einen Baum und trat das weißhaarige Mädchen in den Rücken. Sie schlug mit dem Kopf auf den Boden und die Jungs starrten mich verwirrt an. Ich grinste und ließ meine Finger knacken. „Ein Befähigter also. Was für eine Überraschung", stellte das schwarzhaarige Mädchen fest und zeigte mir den Mittelfinger. Ich schnellte nach vorne und schloss meine Finger um ihren Hals. Eine Kälte überströmte mich, als ich sie berührte und Eisblumen krochen über meine Handschuhe und meinen Jackenärmel. Mit einem Ruck ließ ich sie fallen und wich zurück. Vor meine Augen verschwamm plötzlich alles und mir wurde schwindelig. Der Boden wackelte und alles zog sich in die Länge. Ich fühlte mich wie in einem Film. Alles wurde verschwommen und nebelig. 

Die Bäume schienen zu flüstern und auf mich zu zu kommen. Sie hatten monströse rotglühende Augen und lange Fangzähne. Tausende Reihen voller nadelspitzer Zähne blitzten mich aus den Mäulern dieser gefräßigen Ungeheuer an. Mit einem Rückwärtsalto rettete ich mich auf einen Felsen und spürte wie erneut Eis an meinen Beinen hinauf kroch. Elektrische Schläge ließen mich erzittern und ich taumelte.


Das Schwarze-DuoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt