Kapitel XI

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Ich beschließe noch einmal duschen zu gehen, um meine Haare frisch zu waschen bevor wir das Kapitol erreichen. Als ich wieder aus dem Bad komme, klopft es an der Tür. „Ja?“, frage ich verwirrt und ziehe die Stirn kraus.

„Ich bin es nur“, erwidert die hohe Stimme von Ameena. „Ich wollte fragen, ob du Hilfe brauchst, deine Klamotten für die Ankunft im Kapitol auszusuchen.“

Ich seufze und gebe mir einen Ruck. „Okay, komm gerne rein.“

Sie lächelt mich an und öffnet gleich die Türen des Schrankes. „Eigentlich hatte ich überlegt mein Kleid wieder an zu ziehen“, erzähle ich dann. „Vielleicht erkennen mich die Menschen dann eher wieder.“

„Verstehe“, murmelt Ameena und geht trotzdem die Kleiderbügel in meinem Schrank durch. „Wie wäre es, wenn du das Kleid ansiehst, aber wir es noch ein wenig ausschmücken. Mit einer Kette und einem Mantel zum Beispiel.“

„Eine Kette habe ich schon“, werfe ich ein.

Sie nickt. „Komm her, ich zeigs dir.“ Sie winkt mich zu sich. Dann legt sie mir eine lange Perlenkette um und zieht die andere Kette zurecht. „Die alte und die neue Cassiopeia vereint. Siehst du?“

Ich nicke und schaue auf die beiden Ketten. Es sieht tatsächlich gut aus.

„Weißt du, wir legen ein besonderes Auge auf Mode. Wenn du das Kapitol mit deinen Wurzeln aus Distrikt vier verbindest, werden sie hin und weg sein. Ich werde deinen Stylisten vor den Interviews auch gerne darauf hinweisen, wenn du möchtest.“

„Das wäre wirklich sehr nett von dir.“ Ich kann von Ameena halten, was ich möchte, aber sie ist aus dem Kapitol, sie weiß am besten, wie die Leute dort ticken. Sie ist diejenige, die weiß, was meine potentiellen Sponsoren sehen wollen. Noch besser als die Lehrer in der Akademie.

„Dann zieh dich um, Liebes. Ich suche schon mal ein paar Optionen für den Feinschliff raus.“

Ich gehe ins Bad und ziehe mein Kleid an. Irgendjemand muss es für mich gewaschen haben. Der Stoff ist ganz weich und riecht nach Lavendel.

Ich komme aus dem Bad. Für die Schultern hat mir Ameena ein kleines Cape herausgesucht, das sich in hellblauem, durchsichtigen Stoff über meine blasse Haut legt. Meine Ketten ergänzt sie noch durch eine enganliegende um meinen Hals. Für meine Haare hat sie ebenfalls ein paar schlichte, weiße Perlenketten gefunden, die sie daran feststeckt. An den Beinen trage ich eine durchsichtige Strumpfhose mit dem Muster von Farnblättern und Perlmutt schimmernde Pumps. Ich finde es bereits etwas viel, aber wenn ich mir Ameena so anschaue, ist es für das Kapitol vermutlich noch zu wenig. Ich muss zugeben, dass ich adrett und elegant aussehe, nicht unbedingt gefährlich, aber vielleicht ist es für meine mysteriöse Aura nicht schlecht ganz verschiedene Seiten zu zeigen.

„Das hat Spaß gemacht“, sagt sie lächelnd. „Fast wie mit meinen Puppen früher. Du sieht hinreißend aus. Ich bin schon ganz gespannt auf dein Outfit für die Parade!“

„Kennt ihr das noch nicht vorher?“

„Oh, nein! Das ist doch eine Überraschung für alle. Die Designer arbeiten ganz im Geheimen, werden sogar einige Wochen eingeschlossen, damit niemand was sieht. Das ist eine ganz große Sache.“

Ich nicke, als wäre das alles vollkommen schlüssig. Ich könnte mir nie vorstellen, mich freiwillig einsperren zu lasse. Nicht für allen Reichtum auf dieser Welt.

Es ist ungewohnt Riven wieder zu sehen, als er am Fenster vor mir im Gang steht. Er trägt ein hellblaues Hemd, das ganz zufällig perfekt zu meinem Kleid passt und eine schwarze Anzughose. Ein dunkelblaues Sakko hat er locker über eine Schulter gehängt. Er sieht hinreißend aus. Neben ihm werde ich es schwer mit meinen Sponsoren haben. Ich knirsche mit den Zähnen, wenn ich auf ein paar Sponsoren zählen will, um mich zum Beispiel vor Mutationen zu schützen,  muss ich mich wohl darauf einlassen, ein Team zu bilden. Ich stelle mich seufzend neben ihn ans Fenster.

Die Tribute von Panem - Eisige WellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt