Kapitel 12

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Pov: Lunois

Ungläubig standen wir am Waldrand und sahen auf die letzten Überreste, die einmal die Siedlung gewesen war. 
"Es war hier", stellte Nathaniel das offensichtliche fest, nachdem er sich wieder gefasst hatte. 
Nach der Entdeckung des Schwarzmarktes hatten wir insgeheim gehofft hier ein anderes Bild vorzufinden und von den Wölfen vielleicht ein paar Informationen zu bekommen. 
Doch leider war das Glück nicht auf unserer Seite. 
Die meisten Häuser waren beschädigt oder abgebrannt. Es gab kaum ein Haus das keine offensichtlichen Schäden davongetragen hatte. 
Überall waren spuren eines Kampfes zu finden. Getrocknetes Blut pflasterte den Boden, zusammen mi den Federn, die wir auch schon bei dem Schwarzmarkt gesehen hatten.
An dem Punkt gab es keine Zweifel mehr. Was auch immer den Schwarzmarkt angegriffen, und das große Loch in dessen Decke geschlagen hat, hat auch die Wölfe attackiert. Mit demselben Ergebnis. Und vielleicht sind diesem Etwas auch schon andere zum Opfer gefallen.

Den restlichen Tag verbrachten wir damit in den Trümmern nach Überlebenden zu suchen, aber die Suche blieb erfolglos.
Das merkwürdige allerdings war das es nicht nur keine Überlebenden gab, sondern scheinbar auch überhaupt keine Leichen. So als ob die Siedlung nie bewohnt gewesen wäre. Wenn man sich jedoch den Zustand der Häuser genauer ansah, und die Möbel die darin standen, war das schlicht unmöglich. 
Es gab Gärten die sorgfältig bewirtschaftet worden sind, und die Häuser waren gut gepflegt und sahen alles andere als verlassen aus, von der Zerstörung mal abgesehen.
Bei dem Schwarzmarkt lagen noch abgetrennte Gliedmaßen und ein paar Leichen herum, hier jedoch nicht.
Umso mehr wir uns den Kopf darüber zerbrachen, umso weiter weg schien die Antwort zu liegen. 

Müde und frustriert saßen wir auf einer Treppe und sahen vermutlich die Reste des Dorfplatzes. 
"Was machen wir jetzt?", fragte ich schließlich.
"Wir müssen so schnell es geht der Organisation Bericht erstatten. Das hier ist kein gewöhnlicher Dämon. Dieses Ding ist stark genug um ein ganzes Wolfsrudel auszulöschen. Und es hat es irgendwie geschafft einen unterirdischen Schwarzmarkt aufzuspüren und zu vernichten.     
Irgendetwas ist hier faul, ich weiß nur noch nicht was es ist.", gab Nathaniel nachdenklich zurück. 
"Vielleicht sind es ja  mehrere Dämonen?", vermutete ich. 
"Hmm, unwahrscheinlich aber möglich", bekam ich knapp als Antwort.
Stumm nickend richtete sich mein Blick wieder nach vorne. 
Nathan hatte Recht, hier war gewaltig etwas faul.
Seit ich der Organisation beigetreten bin habe ich schon einiges gesehen oder in Büchern gelesen. 
Aber noch nie habe ich so eine mörderische und gewaltige Zerstörungswut gesehen.
Und um ehrlich zu sein, bezweifle ich stark das wir zwei allein stark genug sind um dieses Ding zur Strecke zu bringen. Vor allem wenn man sich die Orte ansieht an denen es gewütet hat. 
Wie groß dieses Rudel wohl gewesen ist? Und dann noch dieses riesige Loch im Wald.
Dieser Dämon ist entweder Uralt, oder der wohl mächtigste Widersacher dem ich bis jetzt begegnet bin. Vielleicht sogar beides.
Und das war es was mir den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Wenn wir diesem Ding über den Weg laufen würden und nicht ausreichend genug vorbereitet wären, würde das unseren tot bedeuten. Da war ich mir sicher.

"Es wird bald dunkel", unterbrach Nathaniel schließlich meinen Gedankengang. 
Kurz schien er zu überlegen, bis er schließlich auf die Karte sah. 
"Wir müssen versuchen so schnell wie möglich das nächste Rudel zu erreichen."
Etwas verwirrt sah ich ihn an: "Aber ich dachte wir sollten Bericht erstatten?"
"Müssen wir auch. Aber dadurch das hier alles zerstört wurde gibt es keine Möglichkeit mit der Organisation in Verbindung zu kommen. Außerdem könnten wir die Wölfe so vor einem bevorstehenden Angriff warnen. Vorausgesetzt wir sind schnell genug."
"Können wir nicht einfach zum Auto zurücklaufen und direkt Verstärkung holen?"
"Ich fürchte dafür fehlt uns die Zeit. Pack deine Sachen, wir müssen weiter", meinte Nathaniel entschlossen und ging voran. 
Innerlich seufzte ich auf wenn ich daran dachte jetzt loszulaufen. 
So wie ich Nathan kenne wird er wahrscheinlich erst dann ruhe geben wenn wir da sind. 
Die Sonne stand bereits tief und fing an die ersten Bäume in ein verheißungsvolles rot zu färben. 

Getötet, Besessen und BefreitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt