Kapitel 6: Die Kindheit der Einsamkeit

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Ich gab es schließlich auf, zu versuchen, einzuschlafen. Ich hielt einfach nur meine Ohren zu und schaute aus dem Fenster. Langsam aber sicher verlor ich mich in meinen Gedanken. Ich hörte meine Eltern nicht mehr und schaute auf dem Baum voller Äpfel..genau das erinnerte mich an meine Kindheit, wo ich Kim noch nicht kennengelernt habe, aber nach einer Zeit endlich begegnet bin..

Der Wind wehte und die Straßen waren voll mit Leuten, die ich nicht kannte. Ich war fünf Jahre alt und saß draußen allein auf der Schaukel und versuchte zu ignorieren, wie meine Eltern laut stritten. Ich schaute in den Himmel und meine Fantasie ließ sie, wie eine Geschichte, abspielen. Ein glückliches Kind mit ihren Eltern, die sich über alles liebten und ihrem Kind halfen, alle Träume zu verwirklichen. Genau diese Geschichte war mein sehnlichster Wunsch. Ich wollte immer, dass meine Eltern mich liebten..taten sie auch, doch alles war anders, als sie anfingen immer mehr zu streiten..auch vor mir. Ihre Wut wurde immer mehr und ihre Liebe weniger. Jeden Tag erlebte ich wie sie stritten, sich anbrüllten und die Situation immer ungemütlicher wurde. Nicht mal normal essen konnten wir zusammen, ohne, dass sie sich die ganze Zeit böse anstarrten. Irgendwann wurde es nur noch schlimmer. Sie fingen an ihr Wut an mir auszulassen. Sie schreiten mich an, wurden strenger und hatten einfach keine Erwartungen an mir. Ich versuchte mein bestes um sie glücklich zu machen. Ich zeichnete Bilder, war immer brav und mischte mich nicht ein, doch alles half nichts. Es hörte nicht auf, deshalb fing ich an, mich immer in den Garten zu flüchten, wenn sie mal wieder stritten. Beim Baum schaukelte ich immer, nur, damit ich mir ihre Streiterei nicht anhören musste. Ich ging ab sofort lieber in den Kindergarten und wollte nie nach Hause. Manchmal weinte ich sogar, weil ich einfach nicht nach Hause wollte. Viele verstanden mich nicht. Auch im Kindergarten hatte ich dadurch nicht viele Freunde. Ich fühlte mich selbst in diesem Alter nicht gut genug. Ich wollte meine alten Eltern zurück. Damals verstand ich nicht wieso sie so stritten. Damals wusste ich nicht, dass Eltern sich trennen könnten. Doch das Schlimmste war immer, wenn sie es an mir ausließen. Auch wenn sie sich immer entschuldigten, hatte ich immer Angst angeschrien zu werden. Also schaukelte ich eigentlich die ganze Zeit, um zu vermeiden, mit ihnen sprechen zu müssen. Jedoch sah ich immer so viele Leute während ich schaukelte, auch Eltern mit ihren Kindern, die gerade irgendwo hin wollten. Natürlich war ich immer eifersüchtig...In dieser Zeit waren die Wolken die einzigen, die mich verstanden. Als ich dann sechs wurde, wurde es leider immer noch nicht besser. Ich hatte nicht viele Hoffnungen, doch dann traf ich Kim. Sie war bei der selben Haltestelle wie ich und lächelte mich optimistisch an. Da ich es nicht ganz gewohnt war, lächelte ich schüchtern zurück. Sie fing dann einfach an zu reden. Mit mir zu reden. Sie sprach mir Mut zu, obwohl sie mich nicht kannte und wollte unbedingt neben mir sitzen. Tatsächlich funktionierte es und ich fing an auch zu sprechen. Wir unterhielten uns die ganze Busfahrt lang. Zu meinem Glück war sie auch noch in meiner Klasse. Sie war die ganze Zeit die, die mit mir sprach. In jeder Pause und sogar in der Stunde. Dafür hatte sie schon am ersten Schultag eine nette kleine Verwarnung bekommen. Unsere Lehrerin war ja zum Glück sehr nett. Kim lächelte mich die ganze Zeit an. Wirklich die ganze Zeit. So kam ich langsam aus meiner kleinen Höhle und sprach ab sofort jeden Tag mit ihr. Meine Eltern stritten immer noch weiter, doch zumindest hatte ich nun Kim. Wir spielten jeden Tag. Manchmal gingen wir zu dem Fluss oder spielten einfach in ihrem Garten. Einmal nach der Schule gingen wir dann Picknick „spielen". Ihre Mutter war dabei und war für mich auch wie eine eigene Mum. Wir sind zu einem großen Baum neben dem Fluss gegangen. Damals wusste ich noch nicht, dass das dann unser Lieblingsplatz werden würde. Wir spielten dort den ganzen Tag, kletterten auf dem Baum und setzten uns auf die Äste. Ihr Mum war immer panisch und hatte Angst, dass wir runterfallen würden, während wir nur lachten und mit unsere Puppen spielten. Irgendwann gab es dann einen Kuchen. Wir beide waren uns dann ab sofort einig, dass wir dort öfters hingehen sollten. Und so taten wir es auch. Öfters wurde dann zu jedem Tag...

Nach dem Tod sind meine Eltern mit mir umgezogen, genau da, wo ich gerade bin. Der Baum war eigentlich ein ganz anderer, doch trotzdem erinnerte er mich an diese Zeit. Mit 18 bin ich jedoch zurückgezogen. Es waren einfach viel zu viele Erinnerungen dort. Ich seufzte tief und dachte wieder an diese Zeit zurück. Danach drehte ich mich um und verließ das Zimmer, nahm jedoch die Bilder, die ich vergessen habe wieder mitzunehmen mit und packte sie in meine Tasche. Ich ging die Treppen hinunter. Meine Eltern hatten aufgehört zu streiten und schauten mich mit einem Lächeln an. Sie hatten Frühstück gemacht. Ich setzte mich hin und aß, während ich leicht lächelte. Auch wenn sie nie wirklich für mich da gewesen sind, waren sie es wenigsten jetzt..auch wenn ich immer noch glaube, dass sie etwas in Schilde führen. Sie aßen auch etwas und redeten mit mir noch eine kleine Weile. Nachdem ich fertig war, verabschiedete ich mich, nahm all meine Sachen und fuhr dann los..nach Hause.

Als ich dann wieder im Stau stand, kam ich endlich nach einer gefühlten Ewigkeit an. Ich schaute auf das Gebäude, indem ich wohnte. Es war hoch und hatte zehn Stockwerke. Ich lebte im siebtem Geschoss. Da ich zu faul war, nahm ich den Fahrstuhl. Ich öffnete meine Wohnungstür und legte meine Sachen sanft auf dem Tisch. Stimmt. Jetzt fiel es mir wieder ein. Ich glaube sie haben gar nicht gecheckt, dass in einer Tasche ein Geschenk für die beiden drinnen war, aber okay..Ich habe ja auch nichts gesagt. Sie werden es aber zumindest heute sehen, da eine Karte auch dabei ist. Ich ging ins Bad und schaute mich in den Spiegel an. Ich weiß dass ich langsam aufhören sollte, an die Vergangenheit zu denken..wieso ist es so schwer? Wird es aufhören wenn ich's beichte? Oder wenn ich zu einem Therapeuten gehe? Ich wusste es nicht doch ich nahm meine Tabletten. Diesmal die, die mir ein Arzt verschrieben hatte. Sie sollten mir helfen besser einzuschlafen, doch ich habe sie immer vergessen zu nehmen. Aber man musste sie auch noch vorm Mittagessen nehmen, was eigentlich keinen Sinn ergibt, aber egal. Ich wusch mir das Gesicht und ging dann in meine Küche um etwas zu kochen. Vielleicht hat der Besuch gut getan..denn ich fühle mich irgendwie...erleichtert. Nachdem ich mir eine Portion kochte und sie aß, hängte ich die Bilder, die ich mitgenommen hatte, auf und blickte sie an..mit Tränen und einem Lächeln.

Denn sie hat mir die Einsamkeit genommen..

Hi meine Unicorns!
Ich bin so froh dass ich es heute geschrieben habe! Ich wusste nämlich nicht ob ich sollte. Jetzt wisst ihr ihre Kleine Vergangenheit. Ob es mehr zu ihrer Vergangenheit gibt? Wer weiß, aber ich weiß dass manche Leute auch Probleme mit ihren Eltern haben. Lasst euch nicht runterkriegen! Ich hoffe es wird besser für euch!<3
Und die, die keine Probleme mit ihren Eltern haben: schätzt das <3

Außerdem sind wir bei 83 reads!! Das ist für mich so viel! Ich bin wirklich dankbar. Ich kann mich nicht genug bedanken, oder?
Jedenfalls freue ich mich schon, dass nächste Kapitel zu schreiben und ich würde mich freuen, wenn ihr die Geschichte weiterempfehlt!

Ich habe übrigens schon eine Idee für ein Buch was kommt, nachdem ich dieses fertig geschrieben habe.:D

Der Schatten meiner selbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt