Kapitel 19

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Florianus 'Florian' Ludwig
By LuanaWhite

Je mehr Blut Juliet von mir nahm, umso schwächer wurde ich. Aber so war das nun mal wenn man jemanden verwandelte. Kurz sah ich zu Fabian, der das Ganze mit großen und verängstigten Augen folgte, aber er blieb ruhig sitzen und gab keinen Laut von sich, genau wie ich es bei meiner Manipulation gesagt hatte.

Doch während die Kraft mich verließ, kam mir ein schrecklicher Gedanke. Würde es für Juliet überhaupt was ändern, dass ich sie verwandelte? Sie würde mir trotz allem nicht verzeihen was ich damals zu ihr gesagt hatte. Dass ich sie verwandelte, änderte nichts zwischen uns.

Juliet trank immer gieriger und gieriger und dann schien sie einen Schmerz zu spüren und ließ von mir ab. Die Verwandlung war im vollem Gange und Juliet schrie vor Qualen auf. Eigentlich hätte ich sie auf das hier vorbereiten wollen, aber dazu hätte sie mir einfach nie die Gelegenheit gegeben.

Ihr Gesicht veränderte sich. Spitze Zähne bahnten sich plötzlich einen Weg nach draußen und auch ihre Augen nahmen das typische Rot für Vampire an, ehe sie animalisch fauchte. Die Verwandlung war schneller abgeschlossen als ich erwartet hatte, doch ich konnte mich kaum auf den Beinen halten.

"Juliet." sagte ich leise und wollte ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehen, aber sie sah nur Fabian an und schien völlig vergessen zu haben dass ich auch noch da war. Das war verständlich. Sie musste gerade völlig überwältigt von ihren neuen Sinneseindrücken sein und bestimmt konnte sie auch die Gedanken des Menschen hören, das Rauschen seines Blutes und sein Herz. "Juliet!" rief ich erneut etwas lauter und diesmal drehte sie ihren Kopf schnell in meine Richtung.

Tatsächlich kam sie an meine Seite und stützte mich, auch wenn es ihr sichtlich schwer fiel sich auf mich zu konzentrieren. "Wie soll ich helfen?" fragte Juliet mich und verzog das Gesicht.

Ich dachte das wäre Juliet klar. Hatte Jonathan ihr nicht erzählt wie eine Verwandlung ablief? Man sollte meinen wenn jemand so sehr ein Vampir werden wollte, dann würde man wissen wollen wie es funktionierte.

Mein Blick ging zu Fabian und dann wieder zu Juliet. Der zweite Vampir den ich in neunhundert Jahren erschaffen hatte, doch ich hätte es vermutlich nicht tun sollen. Doch jetzt war es zu spät. "Ich brauche Blut. Menschliches Blut. Wir beide. Deshalb ist er noch hier." erklärte ich ihr. Dem Mädchen in das ich mich verliebt hatte.

Ihr Blick ging wieder zu Fabian und ihre Augen glühten rot auf, ebenso kamen ihre Zähne wieder zum Vorschein. Sie zog mich wie hypnotisiert auf Fabian zu und ich war ihr dankbar für ihre Hilfe, denn allein hätte ich es nicht mehr geschafft.

Augenblicklich zog ich die Hand des Menschen zu meinen Mund und biss durch seine Haut um sein Blut giereig in mich aufzunehmen. Juliet allerdings reagierte sofort, als sie das Blut roch und konnte sich nicht mehr kontrollieren und biss ihn in den Hals. Ich ließ sie und trank selbst auch noch etwas, aber wir sollten Fabian nicht töten, das würde Juliet auch nicht wollen.

Wir beide brauchten mehr als der Mensch uns geben konnte, deshhalb hörte ich auf und löste mich. "Juliet, stopp. Du tötest ihn sonst. Finde deine Kontrolle wieder." ermahnte ich sie doch sie hörte nicht auf mich. Es war wie eine Art Dejavu, denn bei Jonathan war es damals ebenso gewesen. Er hatte sein erstes Opfer getötet aber es war ihm egal gewesen.

Schließlich nahm ich all meine Kräfte, die ich durch das wenige Blut bekommen hatte, und zog Juliet von dem jungen Mann weg. Sie sog tief die Luft ein und kämpfte mit sich, sie war kaum in der Lage klar zu denken. Sie hatte nur das Blut im Sinn und dachte wohl gar nicht an die Konsequenzen die ihr Hunger mit sich brachte.

Ich stach mir in meinen Finger und verteilte etwas von meinen Blut auf Fabian's Wunde damit diese sich schloss. Anschließend manipulierte ich ihn alles zu vergessen was heute Abend passiert war und dass Juliet ihr Date abgesagt hatte. Dann schickte ich ihn weg.

Nun waren Juliet und ich allein und es schien ihr besser zu gehen, nachdem der Mensch nun weg war. Ich wusste ich sollte etwas sagen, aber ich wusste nicht was. Doch dann fiel mir etwas ein. Juliet war jetzt ein Vampir, deshalb durfte ich ihr jetzt näher kommen. Aber wollte sie das überhaupt? Oder fand sie immer noch dass das zwischen uns nicht ging? Oder war das alles ein Trick von ihr damit sie bekam was sie wollte?

Einen Moment dachte ich darüber nach sie einfach an mich zu ziehen um sie zu küssen, aber wenn ich zu ihr sah, sah ich immer noch die Angst in ihren Augen. Das war dann also die Antwort. Dass ich sie verwandelt hatte spielte für sie keine Rolle, es hatte ihr gar nichts bewiesen. Sie dachte immer noch ich würde sie bloß ausnutzen.

"Du brauchst noch mehr Menschenblut. Du solltest besser Conner oder Jonathan anrufen, damit sie dir helfen. Dein Bruder wird mich wahrscheinlich umbringen wollen, wenn er erfährt was ich getan habe. Vielleicht sehen wir uns nicht wieder. Ich hoffe du wirst als Vampir glücklich, Juliet." erklärte ich ihr und stand auf um zu gehen. Es war besser so. Juliet hatte ja jetzt bekommen was sie wollte.

Mit großen Augen sah sie mich an. Sie war zwar erst wenige Minuten ein Vampir, aber ich taugte ohnehin nichts als Erschaffer, also ging ich. "Florian!" hörte ich Juliet rufen, aber ich drehte mich nicht um. Ich lief schneller, aus dem Wohnheim raus, einfach nur von hier weg.

Tja, darin war ich wohl wirklich gut. Ich baute immer so derartigen Mist, dass ich die Flucht ergreifen musste. Ich machte nun den selben Fehler wie damals bei meinen Sohn, aber diesmal lief ich nicht vor den Gefühlen weg die jemand anderer für mich empfand, diesmal lief ich sozusagen vor meinen eigenen davon.

Ich wusste nicht was ich tun sollte, sonst tun sollte. Ich konnte nicht bei Juliet bleiben. Ich war immer noch geschwächt und brauchte Blut, doch mein Herz war so schwer und drohte in tausend Stücke zu zerbrechen. Wahrscheinlich tat es das bereits.

Ich brauchte Blut, danach würde ich mich von Jonathan verabschieden. Auch wenn er gesagt hatte er wollte mich hier haben, musste ich San Francisco wieder verlassen. Ich sorgte nur für Chaos und sowohl Juliet, als auch Jonathan waren ohne mich besser dran.

Juliet&Florian - The WishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt