„Komm schon, mein Kleiner"
Xander hockte vor dem Nest und versuchte den kleinen Omega mit liebevollem Worten dazu zu überreden, seine Zuflucht zu verlassen. Seit vielen Tagen hatte sich der Junge eingeigelt, vollkommen versunken in seiner Trauer um den Verlust seiner besten Freundin.
Die Alphas hatten sich abgewechselt... stets war einer bei ihm gewesen und hatte versucht, ihn mit Schnurren und Streicheleinheiten zu beruhigen, ihn zu erden und ihm zu klarzumachen, dass er nicht alleine in seinem Schmerz war.
Die ersten zwei Tage war er völlig apathisch gewesen. Er hatte nichts getrunken, nichts gegessen... hatte nur da gelegen und an die Decke gestarrt.
Seinen Geist war erfüllt mit Erinnerungen an Gwen... an ihre kleinen Picknick-Sessions mit Grammy, wie er die Epsilon ausgelacht hatte, wenn sie wieder mit ihren Schmetterlingsgeschichten angefangen hatte. Wie Gwendolyn ihn ausgelacht hatte, wenn er ihr mal wieder von seinem Liebeskummer erzählt hatte...
Josh konnte sich eine Welt ohne seine Freundin darin einfach nicht vorstellen.
Mit wem sollte er denn über seine Alphas quatschen? Über deren unglaublichen Fähigkeiten im Bett... Wem sollte er erzählen, wie viel Angst und Freude zugleich diese Verbindung ihm gab. Dass er es kaum abwarten konnte, ein Kind mit ihnen zu bekommen...Selbst seine Grammy war mehrfach an seinem Nest eingetrudelt und hatte versucht, ihren Enkel mit selbstgebackenen Schokoladenkuchen zu locken, doch vergebens...
Jetzt aber, fast zwei Wochen später hatte Duncan entschieden, dass es genug war. Sie konnten einfach nicht mehr zu sehen, wie sich ihr Kleiner quälte.
Ja, der Verlust Gwennys war grauenvoll für ihn, aber das Leben ging doch weiter... musste einfach weitergehen... Also fuhren sie nun die ganz großen Geschütze auf.
„Liebling... Da kannst du unmöglich nein zu sagen," flötete der Mechaniker und ganz langsam tauchte Josh über dem Nestrand auf. Seine braunen Augen hatten ihren Glanz verloren und er hatte stark abgenommen. Der Alpha knurrte leise bei diesem Anblick.
Nein, das gefiel ihm gar nicht!
Sein Kleiner brauchte ganz dringend wieder ein paar Kilos auf die Hüften.
„Lass mich in Ruhe, Xan..." maulte der Omega und wollte wieder in den Untiefen seiner Deckenfestung verschwinden, doch Xander hatte genug. Blitzschnell griff der Mann zu, hob den schwächlich vor sich hin zappelnden Jungen vom Bett und marschierte mit ihm ins Bad.
„Das reicht jetzt... Wir wissen alle, wie sehr du leidest. Wie sehr dich der Verlust deiner Freundin quält. Aber ernsthaft, Josh... Glaubst du wirklich, dass Gwen gewollt hätte, dass du dich so dermaßen aufgibst? Oder hätte sie viel eher gewollt, dass du dein Leben weiterlebst. Zur Schule gehst, deine letzten Jahre in deiner Ausbildung beendet und dann ein weltberühmter Kinderarzt wirst?"
Langsam hob Josh sein Kopf und musterte den riesigen blonden Alpha.
Hatte er sich etwa gerade verhört? Sollte das etwa bedeuten, dass sein Clan ihn tatsächlich würde arbeiten lassen? Würde er wirklich Arzt werden dürfen?
Die schönen Augen des Hünen blitzten zärtlich und er rieb seine Nase an der seines kleinen Gefährten.
„Ganz recht, Baby. Wir wollen nur, dass du glücklich bist... Und wenn es für dich bedeutet, dass du dein Studium beenden und tatsächlich ein praktizierender Arzt wirst, dann hast du unsere volle Unterstützung. Uns ist klar, dass du dieses Leben mit uns nicht gewählt hast. Aber es ist nun mal passiert. Und wir können dich nicht gehen lassen... nicht nur wegen des Markierungsbisses oder des Paarungbandes, dass unsere Seelen für immer miteinander verknüpft... In der Zeit die wir miteinander verbracht haben, hast du dich in unserem Herzen gestohlen, Kleiner. Du machst uns vollständig, bist der Ruhepol, das Herz und die Seele dieses Zirkels. Und wir würden die Welt in Stücke reißen, um dich glücklich zu machen. also darfst du studieren... aber, mein Engel, zuerst benötigst du eine Dusche!"
Josh blickte zum ersten Mal seit Tagen an sich herunter und schauderte.
Ja, er konnte verstehen, warum sein hübscher Alpha ihn unter das prasselnde Wasser stellen wollte. Er hatte sich wirklich gehen lassen! Und mit einem Mal fühlte er sich dreckig und klebrig und wollte nichts lieber, als all den Schmutz, die Spuren der Trauer abzuwaschen und außerdem hatte er Hunger!
Oh, und Durst!
Gott, was hat er für einen Durst!
Rigoros schubste der Omega Xander einfach zur Seite und hängte sich kurzerhand unter den Wasserhahn des Waschbeckens. Gierig trank er und trank und trank.
Bis er das Gefühl hatte, gleich platzen zu müssen.
„Langsam, ganz langsam, Josh. Du hast seit Tagen nichts getrunken und wenn jetzt zu viel auf einmal in deinen Magen landet, kommt es nur sofort wieder raus."
Auch wenn der Omega wusste, dass der Alpha recht hatte, knurrte er ihn dennoch recht lebensmüde an, als ihn der blonde Riese von dem köstlichen Nass fortzerrte.
Spielerisch klappste Xander ihm auf den Hintern und warf sich den Jungen kurzerhand über die Schulter.
Frustriert fauchte Josh wie eine Babykatze und grub seine Zähne in die muskulöse Schulter des Mechanikers.
Der stöhnte leise auf und ein weiterer Klaps gesellte sich zu dem ersten, gefolgt von einem dritten
„Du solltest lieber aufhören mich zu beißen. Ansonsten wirst du nicht alleine duschen, sondern mit mir zusammen! Und dass wir da nicht nur duschen, sollte dir klar sein, oder?" Eine tiefe, leidenschaftliche Erregung schwang in diesen Worten mit und als der Alpha den Jungen wieder auf dem Boden absetzte, sah Josh die beeindruckende Erektion, die dessen Jogginghose aufs äußerste strapazierte.
Zum ersten Mal seit er vom königlichen Tracker die Hiobsbotschaft über den Tod seiner Freundin bekommen hatte, verspürte der Omega Lust in sich aufsteigen. Der Blick seiner braunen Augen wanderte langsam an dem prachtvollen Körper des Alphas empor, strich zärtlich über die gewaltigen Muskelberge, die warme goldbraune Haut und blieb dann an den weichen und vollen Lippen des Mannes hängen.
Xander lächelte zärtlich, beugte sich zu dem Herz seines Clan hinab und umschloss das Gesicht des Jungen mit seinen großen Händen. Sachte streichelten seine Daumen über die dunklen Schatten unter den schokoladenbraunen Augen, dann senkte sich Xan's Blick auf den Mund des Liebsten.
Diesem Blick folgten nur einen Herzschlag später seine Lippen und verschmolzen mit denen Josh's zu einem unendlichen süßen, zarten Kuss.
„Ich liebe dich so sehr, mein Kleiner!" flüsterte der Alpha leise und zog dem Jungen das Shirt aus und dann die Boxershorts. Sanft drängte er Josh unter das warme strömende Wasser, löste sich mühsam von ihm und trat zurück.
„Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst... ich lege dir frische Kleidung raus... komm zu uns, wenn du bereit bist." Mit diesen Worten verabschiedete sich Xander und gab dem Omega damit Zeit, genau wissend, dass dieser sich nicht wieder in sich selbst zurückziehen würde.Josh sah ihm nach... ein sehnsüchtiges Lächeln - das erste seit Wochen - umspielte seine Lippen, auf denen er immer noch den Geschmack des umwerfenden Mannes schmecken konnte. Dann schüttelte er sich und legte den Kopf nach hinten, ließ das Wasser seine Haare durchnässen und schäumte sich schließlich mit dem speziellen geruchsneutralen Shampoo ein, dass extra für Omegas entwickelt worden war.
Xander hatte recht...
So schmerzhaft es auch war... das Leben ging weiter. Und seine Gwenny hätte niemals gewollt, dass Josh sich so vernachlässigte.
Vermutlich hätte sie ihm jetzt sogar dafür eine verpasst...
Er würde also weitermachen...
Kleine Schritte zunächst...
Beginnend mit dieser Dusche!
Und danach wollte er was zu futtern...
Und vielleicht zum Nachtisch ein Stück von Grammys Schokoladenkuchen?!
Das Leben hatte ihn wieder und er würde es leben... das war er Gwendolyn schuldig.
DU LIEST GERADE
Brennende Himmel
FantasyJosh ist ein begabter junger und sehr fleißiger Mann, dessen Herzenswunsch es ist, Kinderarzt werden will. An für sich ist das ja kein utopischer Wunsch... das Problem an der ganzen Sache ist nur, dass er ein genetischer Volltreffer ist. Ein geschle...