Irgendetwas liegt heute in der Luft. Ich spüre es schon, seitdem Stella von ihrem Brunch mit ihrer Freundin zurück ist und mich seitdem kaum eines Blickes würdigt. Bisher habe ich mich nicht getraut, sie darauf anzusprechen. Viel zu groß ist meine Angst, sie auf irgendeine Weise enttäuscht zu haben.
Um ihr den Abend vielleicht doch etwas zu versüßen, habe ich ihr Lieblingsessen gekocht. Spaghetti mit Meeresfrüchten. Dazu bekommt sie natürlich ein Glas ihres Lieblingswein. Irgend so einen sauteuren Weißwein, dessen Name einen Knoten in meiner Zunge verursacht. Schon beim bloßen Versuch, den Namen irgendwie lesen zu können, wirbeln die Buchstaben wie in einem Mixer vor meinem Auge herum.
"Oh, hast du gekocht?" Stella kommt in die Küche geschlichen und wirft einen Blick auf die beiden Teller, die ich gerade mit dem Nudelgericht befülle. "Ja. Ich hoffe du hast Hunger?", ein kleiner Schwall Freude bricht über mich herein und ich hoffe, dass ihre Stimmung sich weiterhin bessert.
"Setz dich doch. Ich bin gleich so weit!", grinse ich ihr freudig entgegen, stelle die Pfanne beiseite und schnappe mir die beiden Teller. Kaum sitzt meine Freundin an ihrem Platz, befindet sich auch schon der Teller vor ihrer Nase. Gleich danach laufe ich an den Kühlschrank um den Wein zu holen.
Da sie diesen alkoholischen Tropfen so sehr genießt und diese Flasche für meinen Geschmack teuer ist, lasse ich nur Sie in den Genuss kommen. Aber das macht mir keinesfalls etwas aus, denn ich will nur, dass Sie glücklich ist.
"Oh, Wow. Hast du etwas verbrochen?" "Nein! Ich wollte dir einfach nur eine Freude machen. Nichts weiter!", sofort setzt leichte Nervosität bei mir ein, denn wenn Stella ihre Eifersuchts Nummer aufführt, dann endet der Abend als Desaster. "Aha!", sie zieht eine Augenbraue nach oben und mustert mein Gesicht, inklusive Halsregion, als wenn sie nach irgendwelchen Spuren suchen würde.
Nachdem ich ihr Glas penibel genau zu einem Viertel gefüllt habe, sie legt nun mal großen Wert darauf, setze ich mich ebenfalls an den Tisch und wünsche ihr einen guten Appetit. "Was hast du eigentlich den ganzen Tag getrieben, Lennox?", fragt sie, ohne mich anzusehen und nippt leicht an dem Wein. "Ich war arbeiten, schnell einkaufen und...", ich komme gar nicht dazu ihr weiter Bericht zu erstatten, denn schon zischt sie mir zornig dazwischen: "Du Penner! Was ist das für ein ekelhafter Scheiß? Hast du Versager mal wieder nicht richtig lesen können?" Meine Kehle schnürt sich augenblicklich zusammen und mein kompletter Körper versteift sich.
Das kann nicht sein! Ich habe doch extra den Verkäufer gefragt, der mir die Flasche herausgesucht hat, damit ich nicht wieder irgendetwas beim Lesen vermassel.
"Ganz toll... Machst mir erst das Maul wässrig, um mich dann wieder mal nur zu enttäuschen! Wie immer.... Was habe ich denn auch erwartet?" Ihre Worte treffen direkt in mein Herz, das sich sofort krampfhaft zusammenzieht.
Obwohl ich es schon mehrfach gehört habe und mich längst daran gewöhnt haben sollte, schmerzt es immer wieder aufs Neue.Nichts kannst du richtig machen… Immer lieferst du ihr einen Grund, sauer zu sein!
"Ach... Jetzt kann man schon nicht richtig lesen, kaum schreiben und dann plötzlich auch nicht mehr reden, oder wie? Weißt du eigentlich, was für ein Versager du bist, Lennox? Es ist mir immer so peinlich, wenn Cindy von ihrem André erzählt... Der ist erfolgreich, gutaussehend, kann lesen, kann schreiben, hat Geld.... Das genaue Gegenteil von dir! Tzzzz.... Sei froh das ich solches Mitleid mit dir habe und noch bei dir bin!", wütend schnappt sie sich ihre Gabel und sticht damit in den Nudelberg vor sich. Mir selbst ist der Hunger vergangen.
Meine Augen beginnen zu brennen und eine leichte Panik beginnt sich in meinem Inneren auszubreiten."Boah. Was guckst du denn jetzt so behindert? Da vergeht einem wirklich der Appetit!", wie so oft schnappt sie sich ihren Teller und läuft damit ins Wohnzimmer, um es sich vor dem Fernseher bequem zu machen. Wahrscheinlich zieht sie sich jetzt wieder eine ihrer Soaps rein, in denen ein Mann besser aussieht als der andere, alle erfolgreich, gut betucht und beliebt sind. Kurz zusammengefasst, alles das, was ich nicht bin.
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Hinter verschlossenen Türen; Die verborgene Realität
FanfictionEin neuer Kollege, der durch einen Versetzungsantrag auf das Revier unter Klaus Wiebel's Leitung gelangt, wirft einige Fragen bei Tom und Marc auf. Dass er anfänglich etwas schüchtern ist, stempeln die Polizisten als normal ab. Als allerdings mit de...