"Wir würden uns gerne selbst davon überzeugen, dass er nicht da ist. Wäre das denn möglich?", will ich mit ernstem Gesichtsausdruck wissen, was Lennox' Freundin in keinster Weise beeindruckt: "Ähm... Er ist wirklich nicht da!" "Das ist keine Antwort auf meine Frage! Oder gibt es ein Problem mit unserer Präsenz in Ihrer Wohnung, Frau Knittel?" Sichtlich genervt und überlegend mustert sie den Boden, nur um mir ein paar Sekunden später mit einem giftigen Blick zu begegnen: "Steht er unter Mordverdacht oder wo genau liegt hier das Problem?" "Nein. Allerdings ist er heute nicht zur Arbeit erschienen und deshalb wollten wir mal nach dem Rechten schauen!" "Meine Güte. Was weiß ich, wo der sich rumtreibt. Wenn es unbedingt sein muss, dann kommen sie halt mit nach oben. Aber ich habe nicht lange Zeit!"
Geht doch!
Als wir in der Wohnung ankommen, schauen Marc und ich uns sofort um. Auf den ersten Blick ist nichts verdächtiges zu sehen. "Sehen Sie? Er ist hier nirgends!", giftet die Blondine uns entgegen und läuft in einen Raum außerhalb unseres Blickfeldes. Marc ergreift die Chance und steuert eine der Türen im Flur an, um einen Blick in den verborgenen Raum zu werfen. "Sauber!", flüstert er mir zu und begibt sich zur nächsten Türe.
"Wollen Sie jetzt im Flur rumstehen und warten, bis er wieder nach Hause kommt?", ertönt wieder ihre Stimme, die von dem Rascheln einer Tüte begleitet wird. "Unter Umständen.... Würde es sie denn stören?", ich schaue nach rechts zu der Garderobe, unter der unzählige Schuhe in einer Reihe stehen. Auch Lennox' Schuhe, die er tagtäglich trägt, stehen dort zwischen den ganzen High Heels. Direkt danach schaue ich mir die Jacken an, die ein Stück weiter oben an einer Kleiderstange hängen.
Seine dicke Winterjacke hängt ebenfalls dort. Zeitgleich mit meinem Fund, höre ich wieder Marc's Stimme: "Diese Türe ist verschlossen!" Ich drehe mich zu ihm um und möchte wissen, was das für ein Raum sein könnte. "Vermutlich Badezimmer!", flüstert mir mein Kollege entgegen, worauf mir sofort eine Idee in den Sinn kommt: "Frau Knittel? Könnte ich denn mal kurz die Toilette benutzen?"
Bevor ich eine Antwort bekomme, tritt die Angesprochene in den Flur und kratzt sich an ihrem Kopf: "Tut mir leid, das ist leider nicht möglich. Die... Äh... Die Toilette ist verstopft und... Und darum geht das nicht!""Sagen Sie, ist da jemand drin?", meldet sich Marc zu Wort und hält sein Ohr dicht an das Holz. "Nö. Das sind bestimmt die Rohre, die sie hören. Wegen der Verstopfung und so.. Also, ich muss dann auch wieder los... Nett dass sie vorbeigeschaut haben, ich richte Lennox Grüße aus!", in Windeseile öffnet die junge Frau die Haustüre und wirft uns einen erwartungsvollen Blick zu. "Nein, das sind gewiss nicht die Rohre. Machen Sie bitte diese Türe auf!" Marc schluckt schwer und wirft mir einen dementsprechenden Blick zu. Daraufhin begebe ich mich zu Frau Knittel, schließe die Haustüre und packe sie locker am Oberarm, um sie zur Badtüre zu geleiten. Genau bei unserer Ankunft ist ein leises "Stella!" hinter der Türe zu hören, dicht gefolgt von einem Schmerz erfüllten Stöhnen. "Aufmachen und zwar zackig, sonst trete ich die Türe ein!", ich sehe Marc genau an, dass er nicht lange fackeln wird und genau das scheint dieser Stella auch aufzufallen. Schwer aufseufzend zieht sie einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche und steckt ihn in das Schloss: "Aufschließen können Sie ja selbst. Ich muss jetzt leider ganz schnell zur Arbeit und..." "Sie müssen gar nichts, außer hier neben mir stehen zu bleiben!", gebe ich etwas lauter von mir, packe Frau Knittel etwas fester am Oberarm und beobachte Marc's Gesichtsausdruck. Kaum hat mein Kollege die Türe geöffnet, klappt ihm der Mund auf und es entflieht ihm ein leises "Ach du scheiße!"
Mit Frau Knittel im Schlepptau begebe ich mich direkt an Marc's Seite und Falle bei diesem Anblick fast vom Glauben ab: Lennox liegt am Boden, zwischen Toilette und Badewanne in seiner eigenen Kotze. Sein nackter Oberkörper strahlt in sämtlichen Rot, Blau, Grün und Gelbtönen. Sein Gesicht blutverschmiert. Kaum hat sich Marc aus seiner Starre befreit, rennt er auch sofort zu unserem Kollegen. Der jedoch versucht, sich sofort mit seinen Armen irgendwie zu schützen und stöhnt bei jeder seiner Bewegungen auf.
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Hinter verschlossenen Türen; Die verborgene Realität
FanfictionEin neuer Kollege, der durch einen Versetzungsantrag auf das Revier unter Klaus Wiebel's Leitung gelangt, wirft einige Fragen bei Tom und Marc auf. Dass er anfänglich etwas schüchtern ist, stempeln die Polizisten als normal ab. Als allerdings mit de...