Kapitel 1. - Dornenranken

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Es ist Nacht in Hogwarts. Leise säuselt der Wind durch die dunklen Flure des Schlosses. Kaum eine Seele wagt es die Gänge zu durchstreifen, nur ich liege wach. Mein Herz rast und Bebt unkontrollierbar. Meine Hände schwitzen und ballen Fäuste, während mein Körper sich biegt und krümmt. Ich versuche kontrolliert zu atmen doch meine Lunge fühlt sich an, als wäre sie von Dornen Ranken umschlungen. Panik strömt durch meine Venen. Ich greife in Richtung meines Beistelltisches. Meine Hand öffnet gekonnt die erste Schublade und wühlt durch das Chaos an leeren Blistern.Fuck! Jede einzelne Verpackung scheint leer. Die Panik intensiviert sich, als ich realisiere, dass meine Notfallmedikation nicht mehr vorhanden ist. Ich setzte mich auf, versuche weiterhin leise meine Angst in den Griff zubekommen, um meine Mitschülerinnen nicht zu wecken. Meine Hand gleitet zur linken Brust. Ich spüre wie mein Herz pulsiert und keinen Hauch von Mühe zeigt sich zu entspannen. „Ich muss hier raus", flüstere ich mir selbst zu. Leisen Schrittes verlasse ich den Schlafsaal in Richtung Flur. Eine kalte Böhe streift meinen Körper beim schließen der Tür. Ich ignoriere den Schauer der meinen Körper überzieht, während ich schnellen Schrittes die Flure des Schlosses durchquere. „Raus, einfach nur Raus", denke ich mir in der Hoffnung, dass frische Luft meine Panik in den Griff kriegen würde. „Einfach einen kühlen Kopf bewahren. Atmen Sophie, Atmen", sage ich mein Mantra immer und immer wieder auf, bis ich benebelt von meiner Angst in eine weiche Mauer laufe. „Was führt sie zu dieser späten Stunde aus ihrem Bett Misses Williams?", höre ich ich eine kühle stimme raunen.  Als mein Blick langsam hinauf gleitet, schaue ich in dunkle Augen, so dunkel, dass sie fast schwarz wirken. Meine Panik intensiviert sich. Ich versuche mich zu sammeln, meine Atmung wird jedoch schneller, umso mehr ich darüber nachdenke, in welche Schwierigkeiten ich gerade hineingelaufen bin. „Professor Snape", stammle ich hervor. „Ich...Ich...", meine Atmung beruhigt sich nicht. Die Dornen, umschlungen um meine Lunge, ziehen sich weiter zusammen. Mein Körper beginnt zu zittern. Schwindel gewinnt die Oberhand über meinen Verstand, während meine Augen nach hinten rollen und ich das Bewusstsein verliere. Mein Körper fällt zu Boden, doch ich spüre keinen Aufprall. Hände umschlingen meinen Körper, noch bevor ich Schmerz spüren konnte. Bevor sich die Welt um mich herum ganz ausknipst, fühlt es sich an, als würde ich fliegen. Starke arme tragen mich davon, dann ist alles ganz still. Es ist Nacht in Hogwarts. Kaum eine Seele wagt es die Gänge zu durchstreifen, nur Professor Snape trägt eine ohnmächtige Schülerin in sein Büro.

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Mein Kopf schmerzt, meine Augen brennen, mein Hals ist trockener als die Wüster der Sahara. Noch bevor ich es wage die Augen zu öffnen, steigt mir der Geruch von Johanniskraut und Lavendel in die Nase. Ich spüre etwas weiches unter mir. Ich scheine auf einem Sofa zu liegen. War das alles nur ein Traum? Bin ich nur auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum eingeschlafen? Vorsichtig öffne ich die Augen und blinzle mich zurück in die Realität. Schemenhaft erkenne ich einen Kellerraum. Die Mauern sind gezeichnet durch Moos und Risse. Ein Kessel blubbert leise vor sich hin, während violetter Rauch die Decke hinauf steigt. Kein Mensch zu erkenne. Ich atme einmal tief durch. „Machen sie keine Anstalten aufzustehen Misses Williams. Ihr Körper benötigt ruhe, sonst kann ich ihnen keinen Trank verabreichen." Ich erschrak, als ich die Stimme meines Zaubertrank Professors hinter mir vernahm. „Professor...sor", huste ich hervor. Mein Hals krächzt die Worte nur kläglich hervor. „Schweigen sie. Ihre Stimme wird es Ihnen danken. Hier, nehmen sie diese. Sie befeuchtet ihre Schleimhäute". Snape reicht mir eine grünliche pastille. Dankend nehme ich die rundliche Medikation und stecke sie mir in den Mund. Ein Geschmack von Salbei erfüllt meine Mund, zugleich löst sich die Wüste in meinem Rachen auf. „Nun. Ich nehme folglich der letzten Stunde an, dass sie von Panik Attacken geplagt sind?", fragt Professor Snape während er seine Augenbraue leicht nach oben zieht. „Zum leugnen ist es glaube ich zu spät", antworte ich mit einem sarkastischen Lacher. „Verkaufen sie mich nicht für Dumm Williams. Warum ist nichts über diese... besondere...Veranlagung in ihrer Akte notiert?". Er schaut mich mit forderndem Blick an. Ich knibble an meine Fingern und sammle meine Gedanken. „Nun ja, ich...ich". „Stammeln sie nicht rum wie eine sechs Jährige. Ich habe nicht die ganze Nacht zeit.", unterbricht mich Snape mit dunkler Miene. Ich atme einmal trief durch. Soll ich ihm die ganze Wahrheit anvertrauen? Was habe ich schon zu verlieren. Es ist sowieso mein letztes Jahr hier an Hogwarts. „Seit dem Tod meiner Eltern werde ich von Panik Attacken geplagt. Ich durchlebe jedes mal wieder diese schreckliche Nacht. Die Nacht in der mir alles genommen wurde. Ich weiß noch genau wie ich zusammengekauert im Schrank saß, die Hand vor meinem Mund, sodass mich keiner hörte. Ich hatte Angst, einfach nur reine Angst. Acht Stunden lang hatte ich das Gefühl, man würde mir die kehle zu schnüren. Ich kam bis zum Sonnenaufgang nicht aus meinem Versteck heraus. Ich wusste nicht, ob sie noch im Haus waren. Jede verfickte Nacht durchlebe ich dieses Trauma. Ich stopfe mich voll mit Muggle Medikation, um irgendwie zu schlafen. Doch heute...Meine Tabletten waren alle. Ich vergaß im Stress der zwischenprüfungen neue anzufordern. Nun ja, der Rest ist Geschichte. Verstehen sie nun Professor, warum ich niemanden etwas gesagt habe? Ich bin sowieso schon das komische Waisenkind, abstammend von Muggle Eltern, dass seit sie klein ist hier lebt. Wenn jetzt noch jemand wüsste, dass ich eine Vollmeise habe, dann würden sie mich noch mehr verachten und schikanieren, als sie es jetzt eh schon tun.". Snape schaute mich nur an, während mir die warmen, salzigen Tränen übers Gesicht liefen. Ich habe schon lange nicht mehr so intensiv in meiner Vergangenheit gegraben, noch von ihr gesprochen. „Professor Dumbledore ist der einzige der davon weiß. Er hat mich damals in den Straßen Londons gefunden und hier aufgenommen.". Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen, heulend wie ein Schlosshund. Ich muss Erbärmlichkeit aussehen. Wie ein Kleinkind, welches übermüdet ist. Snape zeigt keine Reaktion. Sein starrer Blick durchbohrt mich, schon fast suchend nach Details. Er dreht sich auf dem Absatz um, streift mit gleitendem Schritt zum brodelnden Kessel. Schniefend hebe ich meine Kopf. „Warum habe ich ihm dies nur alles erzählt. Wieso bin ich so dumm", denke ich mir und seufze. Snape füllt die blubbernde Flüssigkeit in ein Glasfläschen. Ich spüre seinen Blick auf mir, doch versuche diesen nicht zu kreuzen. Seine Anwesenheit lässt mich erschaudern, jedoch fühlt sie sich auch gleichzeitig vertraut an. Vor Nervosität knabbere ich an meiner Lippe. Dumme Angewohnheit. „Unterlassen sie das Williams, oder wollen sie sich noch blutig kauen.", zischt er. „Hier. Nehmen sie dies vor dem Schlafengehen. Es sollte besser wirken, als ihre Muggle Medizin.". Er reicht mir das Fläschen mit kühlem Blick. Ich stammle nur ein leises „Danke Professor" hervor. „Sie sollten die Nacht hier verbringen. Ich möchte ungern, dass sie einen erneuten Zwischenfall in ihrem Schlafsaal erleiden. Sie können das Sofa nutzen. Gute Nacht Misses Williams". Ohne auch nur eine Antwort abzuwarten, macht er auf dem Absatz kehrt und verschwindet, fasst schon schwebend, in sein Schlafzimmer nebenan. „Was passiert hier gerade?", frage ich mich selbst, bevor ich den Trank einnehme und ins Land der Träume versinke, ohne zu wissen, dass Professor Snape die ganze Nacht wachend neben mir verbringen wird.

Hide and Seek - Zwischen Hass und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt