Ep 8 - Seong Hwa

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Ungeduldig tippelte ich mit den Fingern gegen meinen Oberarm. In Seths Auto zusammen mit Joongie und Alec machten wir uns auf den Weg zu Yeo Sangs Standort. Mein Handy diente als Navi, was ich mittlerweile bereute, da ich nun nichts zum Spielen in der Hand hielt.
Konzentriert blickte ich nach draußen. Es war stockduster, weshalb ich zum größten Teil nur mein Spiegelbild im Fenster erhaschte. Ich sah fertig aus. Augenringe bis zum St. Nimmerleinstag, meine Haare standen in jeglicher erdenklichen Richtung ab.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis; jedes Mal kam ich zum gleichen Schluss. Quinn - Yeo Sang - musste von allem gewusst haben. Das erklärte auch seine ständige Ängstlichkeit. Fairerweise, wenn er von einer Gruppe Hooligans entführt werden sollte, um seinen Vater zu erpressen - laut dem Anime. Mir jagte es Angst ein, dass ich mich zu einem Bruchteil an bestimmte Dinge erinnerte. Abstruse Sachen. Ich sah mich in Engelsgestalt gegen Dämonen und schwarzmagische Hexenmeister kämpfen. In einem riesigen Saal kniete ich und blickte zu einer Gestalt hinauf, die auf einem riesigen Thron saß. Dann hüllte sich alles in schwarz. Oder ich sprach mit einem gebrechlichen Mann, der mich um mehrere Gefallen bat... danach folgte die Szene mit Baby Quinn.
Ich schreckte zusammen, als sich eine kalte Hand auf meine legte.
>> Du machst mich nervös <<, drang Alecs Stimme an mein Ohr.
>> Bin ich auch <<, blaffte ich.
Von der Seite musterte er mich. Eine Mischung aus Verärgerung und Besorgnis.
>> Es wird- <<
Mit einem tiefen Durchschnaufen unterbrach ich ihn. Dann sprudelte alles aus mir heraus.
>> Ich hab eurem Vater versprochen, auf euch aufzupassen. Wie du merkst, läuft das brillant. Immerhin fehlt dir nichts. Ich bin- << Ich wandte das Gesicht ab. >> Ich bin ein Versager. Sie hatten mich zurecht verbannt. <<
Stille. Lautlos ließ sich Alec in seinem Sitz zurücksinken. Lediglich das Prasseln des Regens, welcher schleichend einsetzte, war zu hören.
Meine Kopfschmerzen hatten die Grenze des Unmöglichen erreicht. Nun tippelte ich mit dem Fuß.
Meine Augen schweiften zum Handy. Noch 25 Kilometer lagen vor uns.
Aus dem Rucksack kramte ich meine Wasserflasche. Als ich den Deckel abschraubte, vernahm ich hinter mir ein Rauschen.
>> Kann ich? <<, fragte Alec.
Ohne einen Schluck zu nehmen, reichte ich ihm die Flasche hinter. Bis zum letzten Drittel trank er diese leer.
>> Du bist zu nett <<, bemerkte Seth, als ich den Rest hinunterexte.
>> Ich weiß. <<
Die letzte Viertelstunde herrschte Stille. Mir war es recht, denn ich hatte das Gefühl, mein Schädel könnte jede Sekunde platzen. Sobald Seth parkte, schnappte ich nach meinem Handy und verließ das Auto.
Am Handy aktivierte ich die Taschenlampe und leuchtete das Haus an. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Ich wartete auf Seth, Alec und Joongie, bis ich ums Haus herumlief. Schweigend folgten sie mir.
An keinerlei Hauswand befand sich eine Tür. Wo war der Eingang- Abermals lief ich ums Haus herum, konzentrierte mich allerdings auf den Boden. Auf der linken Seite entdeckte ich eine Metallklappe. Seth half mir beim Öffnen. Im Schein der Taschenlampe erkannte ich eine Metallleiter, die in eine noch tiefere Dunkelheit führte.
Bis zur Hälfte schob ich mein Handy in die Hosentasche und versuchte, die erste Metallsprosse zu erwischen. Im oberen Augenwinkel bemerkte ich Joongies besorgten Blick. Sofort griff er nach mir, als ich mit der Hand ausrutschte.
>> Pass auf, Lieb- <<
Prompt verstummte er, als ich aufschaute. Was wollte er sagen?
Konzentriert stieg ich hinab. Ab und zu hing mein Fuß in der Luft, da ich kaum etwas erkannte. Meine Finger schwitzten, ich war froh, dass ich nicht abrutschte.
Erleichtert schnaufte ich durch, als ich mit meinem Fuß Boden erreichte.
>> Unten! <<, rief ich hoch.
Ich beleuchtete die Metallleiter, so dass sie wenigstens etwas angenehmer hinunterklettern konnten.
Ich packte Seth am Arm, sobald er auf meiner Höhe war. Dasselbe tat ich bei Alec und Joongie. Letzterer blieb unvermittelt vor mir stehen. Mein Herz stolperte über paar Schläge. Im schummrigen Licht sah er verboten gut aus.
Seths Räuspern ließ mich zusammenzucken. Genauso Joongie. Unbeholfen wandte ich mich ab und strahlte dadurch Alec direkt ins Gesicht. Sofort senkte ich mein Handy und streichelte ihm als Entschuldigung überm Arm.
Wo war das Portal? Mit der Taschenlampe leuchtete ich durch den Raum, wobei mir ein Rucksack auffiel. Quinns. Ich hob diesen auf und sattelte ihn. Vermutlich hatte er ihn hinterlassen, so dass ich ihn fand.
Stück für Stück ging ich an der Wand entlang und tastete diese mit der Hand ab. Normalerweise müsste es aufleuchten, wenn ich die Stelle berührte.
Ratlos schaute ich sie an, als ich alle vier Wände abgegangen war.
>> Es ist hier <<, flüsterte ich, >> Ich weiß es. Ich bin hier schon öfter- <<
Ich schluckte. Damit hatte ich meinen endgültigen Beweis. Der Manhwa basierte auf wahren Tatsachen und ich war- Ich war Elo. Ein Unbehagen nistete sich in meiner Brust ein, obwohl ich es geahnt hatte.
Ich verdrängte meine Gedanken. Zuerst musste ich Quinn finden. Apropos. Ich leuchtete zur Stelle, an dem sein Rucksack gelegen hatte. Daneben eine Leiter. Ohne zu überlegen, kletterte ich hinauf und half anschließend den dreien beim Aufstehen.
Automatisch ging ich hinüber und berührte die Mitte. Nach und nach leuchtete eine weiß-graue Fläche auf, welche schwarz umrahmt wurde.
Das Portal.

The Pirate's PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt