Ep 12 - Seong Hwa

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Vor den Schiebetüren eines Krankenhauses fanden wir uns wieder. Es kostete mich Anstrengung aufzustehen. Vor Schmerz stöhnte ich auf, als ich das Gewicht auf mein rechtes Bein verlagerte. Leicht zog ich meinen rechten Fuß nach, als ich das Krankenhaus betrat. Dass mir Joongie nachrief, ignorierte ich.
Das Personal und Patienten starrten mich an, aber ich konzentrierte mich lediglich auf einen Arzt, der gerade den Gang entlangkam.
>> Sunny! <<, schrie ich. Er kniff die Augen zusammen und rannte auf mich zu. >> Quinn ist- <<
An beiden Armen hielt er mich.
>> Elo <<, flüsterte Sunny, die dunklen Haare fielen ihm locker in die Stirn. >> W- W- Was machst du hier?! <<
Vor Schmerzen schnaufte ich tief durch, erneut ergriff mich Schwindel. Mein Sichtfeld nahm einen dunklen Rand an.
>> Elo? <<, wiederholte er.
>> Quinn <<, sagte ich mit schwerer Zunge. >> Er ist- Er ist- war- Er war bei Zacharias- << Mehrmals fielen mir die Augen zu. Besorgnis trat auf Sunnys Gesicht. >> Irgendwas- Sie hatten ihm- <<
Hinter mir vernahm ich einen kalten Luftzug. Leicht taumelte ich rückwärts und stupste gegen Alec. Meine Beine fühlten sich schwer an.
>> Elo? <<
Noch paar Mal blinzelte ich, dann kippte ich vorwärts auf Sunny zu. Danach verlor ich das Bewusstsein.

Als ich die Augen öffnete, war es stockdunkel. Hinter mir vernahm ich das blubbernde Geräusch eines Lufterfrischers. Zitrone.
Mit den Augen schielte ich hinüber. Auf dem Bett gegenüber saß Quinn, der an seinem Handy daddelte. Zwischen uns hatten es sich Alec, Seth und Joongie in weißen Sesseln bequem gemacht, jeder hielt eine dampfende Tasse. Erst jetzt fiel mir auf, dass Letzterer sachte meine Finger drückte.
Leise flüsterten sie miteinander, ich verstand nur bruchstückhaft paar Wörter. Irgendwie wollte ich mich bemerkbar machen, andererseits wollte ich erfahren, was sie besprachen. Außerdem fragte ich mich, wie, da mein Körper sich unheimlich schwer anfühlte.
Erneut schloss ich die Lider und lauschte. Ein pochender Schmerz drängte sich hinter meine Stirn.
Nach und nach spürte ich meinen Körper. Inklusive der Schmerzen. Unwillkürlich stöhnte ich auf, wodurch ich an Aufmerksamkeit gelangte.
Erneut öffnete ich die Augen und schielte hinüber. Alle sahen auf. Joongies Gesicht war ein offenes Buch. Sorge stand quer über dessen geschrieben. Nun umschloss er meine Hand komplett. Alec unterdessen drückte an der Wand auf einen Knopf.
Nah rutschte Joongie an mein Bett, guckte auf mich hinab und küsste meinen Handrücken.
>> Elo <<, flüsterte er. >> Ich hab mir solche Sorgen gemacht. << Seine Augen glitzerten. >> Du bist seit- <<
Das Türöffnen unterbrach ihn und ein gleißendes Licht fiel hinein. Leicht zuckte ich zusammen, öffnete erst wieder die Augen, als es komplett dunkel war.
Der junge Arzt, Sunny, trat dicht ans Bett und musterte mich.
>> Wie geht's dir? <<, fragte er leise.
>> Mir tut alles- << Ich war überrascht, wie heißer und schroff meine Stimme klang. >> weh <<
Er nickte und ließ sich auf dem Bett nieder.
>> Ich werde dir gleich eine Infusion mit Schmerzmittel geben. << Fast erschrak ich, wie professionell er plötzlich klang. >> Du hattest fast zwei Wochen geschlafen. <<
Ich starrte ihn an. Beinahe zerquetschte Joongie meine Hand. Langsam nickte Sunny.
>> Es sind zwei Beamte vom Obersten Gericht hier, die wollen mit dir sprechen. Seit zwei Wochen vertröste ich sie bereits. << Obwohl ich nicht wusste, was das bedeutete, nickte ich. >> Bis gleich <<
Nachdem er verschwunden war, starrte ich fragend Joongie an. Aber er sagte nichts, er guckte mich bloß an.
>> Die sind hier <<, begann Seth, >> weil du deine Magie verwendet hast. Als gefallener Engel hast du keine Kräfte mehr. Vermutlich sind sie daran interessiert, warum du sie verwenden kannst- <<
>> Ich hab ein ganz mieses Gefühl <<, unterbrach Alec ihn, >> in welche Richtung dieses Gespräch laufen wird. <<
Verwirrt musterte ich ihn.
>> Wie meinst du? <<
Als Alec den Mund öffnete, kam Sunny mit einem Infusionsbeutel hinein, den er mit dem alten austauschte. Ernst blickte er mich an.
>> Ich hab den zwei Männern gesagt, dass sie morgen mit dir sprechen können, weil du nach wie vor schwach bist. << Er schaute auf seine Armbanduhr. >> Du kannst nachher in der Cafeteria Abendessen. <<
Nach meinem Nicken verschwand er. Dann rutschte Alec näher an mein Bett.
>> Die Leute werden es so drehen, dass es unsere Idee war, dich wieder zurückzuholen, um etwas gegen uns in der Hand zu haben. <<
Seine Erklärung war für mich noch immer nicht schlüssig. Dies entging auch Alec nicht. Für einen Moment schien er zu hadern, ob er es mir überhaupt erläutern sollte. Insbesondere, da Seth ihn warnend beäugte.
>> Die meisten- <<
>> Shhh <<, würgte Seth ihn ab, >> Je weniger er weiß, desto besser. <<
Augenrollend wandte ich das Gesicht ab und schloss die Lider.

Gegen sieben schlich ich mit Quinn in die Cafeteria. Mit meinem Fuß aufzutreten, fiel mir noch immer schwer. Zwar war dieser geschient, aber nun musste ich mich zusätzlich an die Bewegung gewöhnen.
In der Nähe der Essensausgabe ließ ich mich nieder. Quinn stellte sich für uns beide an.
Ich zerrte mein Handy vor und scrollte durch die Apps. Alles sah anders aus. KakaoTalk funktionierte nicht mehr, Instagram zeigte eine Fehlermeldung an, ich wäre nicht mit dem Server verbunden.
Vor mir platzierte Quinn eine Suppe, die stark nach Kartoffeln roch.
>> So musst du nicht kauen <<, fügte er hinzu.
Langsam nickte ich und ich war froh darum.
Stumm aßen wir; viel Unausgesprochenes hing zwischen uns, so dass es einfacher war, zu schweigen.
Dennoch konnte ich nicht ignorieren, dass er in seinem Salat stocherte.
>> Was ist? <<, fragte ich. Wie ein aufgescheuchtes Tier sah er mich an, schüttelte langsam den Kopf. >> Wir leben seit fast vier Jahren zusammen, ich weiß, wenn dich etwas beschäftigt. <<
Seine Wangen färbten sich knallrot. Wirkte, als hätte er quer über sein Gesicht Blush verteilt. Irgendwie cute.
>> Es tut mir leid. <<
>> Was? <<, fragte ich.
>> Dass ich in der Uni weggelaufen war, aber- Wenn ich nicht weggelaufen wäre, wären wir jetzt nicht hier. Sie hätten mich nicht gefunden und du- du hättest dich nicht lebensgefährlich verletzt. << Seine Gabel legte er beiseite, schielte ständig an mir vorbei. >> Ich wusste nicht, dass du- du weißt schon- verbannt wurdest. Ich dachte- Ich dachte, du wärst von meinem Vater aus gekommen, um mich zu suchen... << Er sackte in sich zusammen. >> Ich hätte dich nie in Gefahr gebracht. <<
Eindringlich musterte ich ihn. Etwas passte mir nicht.
>> Ist oke, Quinnie <<, sagte ich. >> Wieso hattest du mich nie darauf angesprochen, wenn du es nicht wusstest? Ich hätte dich doch erkennen müssen. <<
Nun färbten sich auch seine Ohren rot. Dann zuckte er die Schultern.
>> Weiß nicht <<, erwiderte er. >> Ich war froh, dass ich ein normales Leben hatte. Mit Freiheiten und Freunden. Ich wollte es nicht aufs Spiel setzen. <<
Für einen Moment öffnete Quinn den Mund, schloss ihn gleich wieder. Hatte er noch was sagen wollen?
Lange guckte ich ihn an, ehe ich nickte. Klang für mich plausibel. Dennoch- Für mich machte vieles noch keinen Sinn. Wer hatte Quinn endgültig nach Korea gebracht? Wozu? Wieso hatte ihn Zacharias nicht all die Jahre in seiner Burg versteckt? Zu offensichtlich? Trotzdem. Sie verschleppten ihn, ließen Quinn paar Jahre dort leben und kidnappten ihn erneut. Ich dachte an Alecs Worte. Sie würden es so hindrehen, dass es aussieht, als hätten wir dich zurückgebracht. So dass sie etwas gegen uns in der Hand haben.
Wer war sie? Wenn mein Auftauchen einen Zusammhang mit Quinn hätte, wäre die Zeitspanne nicht gigantisch? Die andere Frage, wann wurde ich verbannt?
Zacharias. Er hatte gemeint, dass er sich gefragt hatte, wann ich auftauchte. Entweder weil ich als Beschützer für Quinn fungierte oder sie steckten tatsächlich dahinter. Aber irgendwie- Ich schätzte sie nicht so ein, dass sie einen perfiden Plan austüftelten. Für mich waren sie eher die Hau-Drauf-Leute.
>> Von wem hatte Alec gesprochen? <<, fragte ich.
Quinn schwieg, seine Gesichtsfarbe nahm wieder ein Rosa an. Kaum bewegte er sich.
>> Je weniger du weißt, desto besser <<, wiederholte er Seths Worte.
Beinahe rollte ich die Augen und widmete mich meiner Suppe. Vielleicht war es tatsächlich besser so.
Im oberen Augenwinkel beobachtete ich Quinn. Von seinem Essen hatte er gelassen, spielte stattdessen unaufhörlich mit seinen Fingern. Mir ging nicht aus dem Kopf, dass er mir etwas verheimlichte.

Am nächsten Morgen begleitete mich Sunny in einen kahlen Besprechungsraum. Zwar flehte ich ihn an, dass er bleiben sollte, aber er meinte, er hätte keine Zeit. Vermutlich stimmte es auch, dennoch wollte ich mit den zwei Männern nicht allein sein.
Diese saßen, in grauen Anzügen gehüllt, an der Fensterseite des Tisches. Mein Herz raste. Ich wusste nicht, was auf mich zukam oder welche Fragen sie mir stellten.
Zögerlich setzte ich mich ihnen gegenüber. Beide hatten eingefallene Wangen und deren Augen versprühten ein bedrohliches Funkeln.
Bevor einer etwas sagte, wurde die Tür aufgedrückt. Zuerst erwartete ich Sunny, der sich umentschieden hatte und mir doch zur Seite stand, stattdessen stolperten Joongie und Jay hinein. Prompt richteten sich die zwei Beamten auf und deuteten eine Verbeugung an.
>> Sie zwingen ihn illegal zu einem Gespräch <<, donnerte Joongie und ließ sich auf dem Stuhl neben mir nieder. Eilig - und überfordert, wie ich fand - huschten die zwei Beamte zurück auf ihre Plätze.
Es grauste mir, was nun kam. In der Hand hielt er einen Zettel.
>> Ah ja, Sir- << Durch einen Rippenstoß wurde der Beamte von seinem Kollegen unterbrochen. >> Mylord, entschuldigen Sie- << Er wirkte deutlich nervös. >> Wie kommen Sie zu dieser Auffassung? <<
Joongie legte mir seinen Arm um die Taille. Mein Herz raste, dass mir schwindlig wurde.
>> Er gehört zur Familie <<, erwiderte er. >> Wir sind verheiratet. <<

The Pirate's PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt