112 - Enttäuschung und Glück

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"Ins Bett?", fragte Michael ungläubig und dachte sich verhört zu haben.

"Na Zähneputzen, umziehen und so? Bettfertig machen.", meinte Gina und zuckte mit den Schultern als sie vom Sofa aufstand. "Ich will auf jeden Fall nicht mit Jeans und Bh am Sofa einschlafen."

Einen kurzen Moment lang durchzog eine Welle der Enttäuschung Michaels Körper. Aber was hatte er denn auch gedacht? Dass Gina ihn nachdem sie sich geküsst hatten, gleich in ihr Schlafzimmer ließ? In das Bett, das sie sich vor gut einem Jahr noch mit ihrem Mann geteilt hatte? Das ginge jetzt dann doch zu schnell, oder? Aber anscheinend wollte Gina ja auf dem Sofa schlafen...weil sie nicht ohne ihn sein wollte, aber ihn auch noch nicht in ihr Bett lassen konnte? Nachdenklich raffte sich Michael auf und putzte die Zähne, sprang schnell noch unter die Dusche, zog sich um und kam in Jogginghose und noch feuchten Haaren wieder ins Wohnzimmer, wo Gina schon in ihre Decke gekuschelt lag. Also hatte er doch mit seiner Vermutung richtig gelegen!

"Hast du kurz einen Föhn für mich?", fragte er und zeigte auf seine nassen Haare.

"Geh einfach rauf ins Bad, im Regal neben dem Waschbecken liegt der Föhn.", antwortete Gina und fügte noch kurz hinzu, als Michael schon fast aus der Tür war: "Föhne dich bitte hier unten im Bad, dann wacht Elisa nicht auf."

Nach ein paar Minuten föhnen kam Michael wieder zurück und hatte sich jetzt einen Pulli über das Tshirt gezogen. Als er das Licht ausgemacht hatte, kroch er zu Gina unter die Decke und legte wieder seinen Arm um sie.
"Bleibst du heute Nacht hier?", fragte Gina zögerlich.

"Ja, natürlich! Ich hab euch doch versprochen, dass ich heute über Nacht hier bleibe.", antwortete Michael ein wenig verwirrt darüber, das Gina jetzt nachfragte, ob er heute Nacht hier bleiben würde.

"Nein, das weiß ich ja, dass du hier bleibst. Ich meinte...naja, ob du hier bei mir bleiben möchtest heute Nacht.", erklärte sie unsicher. "Auch wenn es nur das Sofa ist."

"Ja klar! Sehr sehr gerne, Gina. Ich bleib hier bei dir.", stimmte Michael sofort zu und schloss zufrieden die Augen, als er spürte, dass sich Gina wieder an seine Seite gekuschelt hatte.

"Paddy? Du...du hättest dir gewünscht, dass ich mit dem 'ins Bett gehen' wirklich das Bett gemeint hätte, oder? Also mein Bett.", fragte Gina zögerlich, als sie kurz vorm Einschlafen waren.

Michael nahm ihre Hand in seine und entschied sich dazu, ihr ehrlich zu antworten. "Irgendwie schon, ja. Deshalb hab ich ja auch nachgefragt."

"Es tut mir leid, dass ich das noch nicht kann. Es liegt nicht daran, dass ich das nicht möchte...aber ich fühle mich einfach noch nicht bereit dazu. Vor allem noch nicht das Bett oben...", murmelte Gina und man konnte die Traurigkeit aus ihrer Stimme heraushören. Besorgt drehte sich Michael zu Gina und nahm sie in seine Arme.

"Hey! Das ist doch nicht schlimm und muss dir auch nicht leid tun, Gina. Ich habe schon ganz kurz gedacht, du meinst damit, dass ich zu dir ins Bett darf, aber wenn es sich noch nicht richtig anfühlt dann lass es bitte. Ich verstehe das! Wir überstürzen nichts, okey? Ich bin wahnsinnig glücklich, hier neben dir zu liegen, dich im Arm zu halten und darüber, dass wir uns geküsst haben. Ob wir jetzt hier liegen oder bei dir oben...klar, ich wäre schon überrascht gewesen und hätte mich gefreut, aber ich versteh dich total, wieso du das jetzt noch nicht kannst. Mach dir da bitte keinen Kopf! Es muss dir nicht leid tun!", antwortete Michael und genoss es, Gina wieder so nah bei sich zu haben und zu spüren, dass sie total entspannt war und es genießen konnte, bei ihn zu sein, auch wenn ihr Kopf gerade wieder zu viel dachte.

"Danke! Weißt du...manchmal, wenn ich wieder alles zerdenke und in Frage stelle, brauch ich genau so etwas.", sagte Gina zögerlich. "Und ich zerdenke leider viel zu oft viel zu viel."

Have faith in the dark - MPKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt