Kapitel 13 - Der nächste Morgen

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Louis öffnete ganz langsam die Augen. Er fühlte sich wie ein plattgefahrener Igel nach drei Wochen im Straßengraben. Schon halb von irgendwelchen Viechern gefressen, verdaut und in winzigen Portiönchen wider ausgeschissen. Alles tat weh. Noch vorm Augen aufmachen.

Er hatte das dringende Bedürfnis, sich zu übergeben und stolperte aus dem Bett. Er hangelte sich an den Wänden entlang, stieß sich voll an der doofen Türklinke und schaffte es gerade noch so den Klodeckel hochzureißen, bevor er herzhaft hinein reierte.

Anschließend kämpfte er sich wieder auf seine Beine und wankte zum Waschbecken. Alles tat weh. Bauch, Rücken, Po, Beine, Penis, Nacken..  gefühlt selbst die Haarspitzen.

"Kommst du wieder?", fragte eine tiefe raue Stimme und sorgte dafür, dass Louis auf sah. Und sich dann selbst im Spiegel anblickte. Ach du Scheiße.
Er hatte Augenringe auf Pandaniveau, seine Mundwinkel waren eingerissen und verleihten ihm etwas Joker-artiges. Seine Lippen waren komplett spröde. Sein Hals war überzogen mit Liebesbissen und Knutschflecken und er hatte weißliche Spuren im Gesicht, von denen er sich leider nicht weiß machen konnte, dass es seine Tränen oder Sabber waren. Schnell wusch er sich das Gesicht und für einen Moment überlegte er, ob man sich selbst ertränken könnte. Ging seines Wissens nach nicht. Nicht ohne bschwerenedes Gewicht...

Er trat in dem knappen Höschen zurück ins Schlafzimmer.
Na Klasse. Harry lag im Bett und sah aus, wie frisch aus dem Ei gepellt. Er löffelte Müsli und war obenrum auf jedenfall nackt. In seinem Schoß lag eine Decke. Deshalb konnte Louis den Rest gerade nicht beurteilen.

Louis kletterte wieder auf seinen Platz und wollte einfach nur weiter schlafen.

"Wie viel Uhr ist es?", fragte er, als er mit dem Rücken zu Harry wieder lag.
Der robbte an ihn heran und legte seine Arme von hinten um ihn.
Okay. Harry war nackt. Louis spürte dessen Penis an seinem Po. Und was er da durch das Höschen spürte, fühlte sich heiß und hart an. Fordernd rieb Harry sich an ihm. Wäre das Höschen nicht, hätte er sich bestimmt schon in ihm versenkt, dachte Louis und stellte fest, dass er sich das Höschen trotz seines Zustands weg wünschte. Okay... Er wusste nicht so genau, was mit ihm los war. Aber so war er sonst nicht drauf. Das wusste er.

"Keine Ahnung. Hast du noch was vor heute?", Fragte Harry und biss ihm leicht in die Schulter. Genoss es, wie Louis sich wand.

"Ist jetzt...", überlegte Louis.
"Sonntag."
"Ja. Da muss ich nach Hause Mittags."
"Ja das wird eng."
"Wieso?", fragte Louis und drehte sich um.
"Weil es draußen gerade dunkel wird."
"Dann ist Abend?!"
"Ja? Wäre es Mittags so dunkel, wäre das eher ein Grund zur Sorge, weißt du?"
"Oh, Scheiße scheiße scheiße..", wimmerte Louis und suchte nach seinem Handy. Er hatte es gestern gar nicht mitgenommen.

In seinem Rucksack, der neben dem Bett stand, wurde er schließlich fündig.

"Das war's dann wohl mit der Ruhe... Naja. Zieh die Tür richtig zu, wenn du gehst. Man sieht sich.", sprach Harry und verließ den Raum.

Louis warf sich schnell eigene Kleidung an und entsperrte sein Mobiltelefon.

Scheiße!

Er hatte 50 entgangene Nachrichten und 131 Anrufe.

Der Großteil davon ging auf Stans Konto. Die Nachrichten in den Gruppen dürften nichts mit ihm zu tun haben. Die zehn von seiner Mutter schon. Verflucht.

Er steckte das Handy ein. Er würde sich darum auf dem Weg zum Bahnhof kümmern.

Er blickte sich um. Sein Blick fiel auf den kleinen Schreibtisch mit der bösen Schublade.
Bevor er irgendwas Dummes anstellen konnte, verließ er das Schlafzimmer und suchte nach Harry.
Der saß im Wohnzimmer und sah sich eine Sendung an, die Louis nicht kannte.

"Hey... Ähm... Sehen wir uns wieder?", fragte Louis völlig verunsichert.
"Hm? Klar."
"Oh... Äh... Gut.. ich..."
"Machs gut, Süßer.", grinste Harry und gab Louis einen letzten Kuss, bevor dieser aufbrach und sich seinem Leben stellen musste. Unangenehm.

Mama:
Guten Morgen. Ich hoffe, du hattest einen schönen Abend. Weißt du schon, wann du zurück kommst?

Halloho? Jemand da?

Muss ja ein langer Abend gewesen sein. Ich hoffe, du hast nicht zu viel getrunken. Meld dich bitte, wenn du auf bist.

Oli war eben hier. Wusste er gar nicht, dass ihr unterwegs seid? Er war etwas verwirrt. Kannst du einmal durchrufen, wenn du auf bist?

Ist alles in Ordnung? Sonst schläfst du doch auch nicht so lang?

Es wäre gut, wenn du dich Mal kurz melden könntest. Dann können wir den Dienst für die Woche kurz klären.

Louis? Geht es dir gut?

Ich mache mir langsam Sorgen. Melde dich bitte umgehend.

Louis, du kennst unsere Regeln. Meld dich.

Louis, ich erreiche dich nicht. Ich mache mir Sorgen. Bitte melde dich umgehend. Wir haben dich lieb.

Schnell schrieb er, dass es einen Notfall gegeben hätte und er deswegen erst jetzt zurück kommen könnte, aber dass es ihm leid tue und er sie auch alle lieb habe. Hoffentlich würde sie nicht an ihm riechen. Er roch vermutlich immernoch nach Alkohol.

Stans Nachrichten las er sich erst gar nicht durch, sondern rief an.

"Louis?!", blaffte es aus dem Hörer, noch bevor Louis auch nur das Freizeichen gehört hatte.
"Ja. Ich bin's. Hi."
"Sag Mal, bist du bescheuert?! Du wolltest eine Stunde weg! Nicht einen Tag! Weißt du, was ich mir für Scheiß Sorgen um dich gemacht habe?! Wo zum Teufel bist du?!"
"Tschuldigung... Ich bin auf dem Weg zum Bahnhof."
"Welchem Bahnhof?!"
"Dem in London?!"
"Wow! Ich steige gerade zu Hause aus dem Zug!"
"Oooh."
"Ja. Oh! Okay! Du gehst zum Bahnhof. Und nirgends anders hin. Und dann setzt du dich in den Zug nach Hause. Ich warte hier auf dich."
"Okay..."
"Und die Story, was passiert ist, ist besser verdammt gut."
"Äh..."
"Ruf an, sobald du im Zug sitzt"
"Mache ich."
"Bis gleich."
"Bis gleich."
"Louis? Ich hatte echt Schiss um dich."
"Es tut mir leid. Das wollte ich nicht."

Louis hetzte zum Bahnhof und mit ordentlich Gerenne trotz Schmerzen überall und dank einer Zugverspätung konnte er tatsächlich direkt einsteigen, als er zum Gleis kam und nur drei Minuten später ging es los. Das war Mal Glück.

Aber reden wollte er gerade überhaupt nicht. Er fürchtete, dass Stan die Wahrheit nicht gerade als eine gute Geschichte interpretieren würde. Er schämte sich und wollte damit auch eigentlich nicht hausieren gehen. Offengestanden hatte er tierisch Schiss vor den Reaktionen. Oder sich damit auch selbst wirklich auseinander setzen zu müssen.

Louis:
Bin im Zug. Aber ist total voll und laut. Kann nicht telefonieren. Bis gleich.

Schrieb er und betrachtete kurz seine drei Mitreisenden, von denen einer mit Kopfhörern Musik hörte, einer mit seinem Handy beschäftigt war und letzterer schlief. Naja.

Tja, ab nach Hause. Und? Was wird Louis wohl machen?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^


Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt