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Wir frühstücken in einer recht stillen Umgebung. Keiner mag was sagen. Tabea ist blass und sieht fertig aus. „Tabea...du kannst uns die Wahrheit sagen.", versucht Phil es nochmal. Tabea schluchzt nur und guckt uns an. „Ich...ich...", stottert sie. Sie will und was sagen, das spüre ich, weshalb ich ihre Hand nehme. Sie holt einmal tief Luft. „Ich kann da nicht drüber reden...", schluchzt sie leise. Ich schenke ihr einen Kaffee ein, an dem sie kurz nippt. Jeder beobachtet sie besorgt. Uns allen ist es ein großes Rätsel wieso sie die Drogen genommen, sowie sich betrunken hat. Sie ist eigentlich diejenige, die uns immer etliche Vorträge hält, wie ungesund das ganze Zeug ist und jetzt macht sie es selber...das muss alles einen sehr sehr schlimmen Grund haben.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als ich höre wie ein Becher zu Boden kracht. Tabea ist aufgestanden und hat den Becher, sowie ihren Stuhl umgeschmissen. „Tabea was hast du vor?", fragt Paula besorgt. Tabea ist trotz den vielen Medikamenten, die sie von Phil bekommen hat am schwanken und noch sehr blass. „Duschen.", seufzt Tabea leise und geht Richtung Treppe. Meine Schwester geht Tabea hinterher. Ich denke, sie will ihr beim duschen helfen.

POV Paula:
Unsere arme Tabea...wir alle machen uns schreckliche Sorgen um sie. Nachdem sie unwillkürlich den Becher zu Boden fallen ließ, gehe ich nun mit ihr zum Bad. „Ich helfe dir ja? Du gehst in die Badewanne. Da kannst du mir wenigstens nicht umkippen.", sage ich und führe Tabea zur Toilette, um ihr beim entkleiden zu helfen. Sie gibt keinen Ton von sich, doch als ich ihr die Unterhose runter ziehe und getrocknetes Blut an ihren innenschenkeln, sowie in ihrem Intimbereich sehe, schleicht mir ein sehr dunkler Gedanke in den Kopf. „Tabea wieso hast du Blut zwischen deinen Beinen?", frage ich sie unruhig. Sie zuckt nur mit den Schultern, was mich schwer seufzen lässt. Ich führe sie nackt zur Badewanne, helfe ihr rein und lasse lauwarmes Wasser reinlaufen. Mein linker Arm liegt in ihrem Nacken und mit meiner freien Hand beginne ich ihren Oberkörper zu waschen. Sie schaut mich an, als würde sie mir was sagen wollen, doch sie schweigt. Ich beginne damit ihre Haare nass zu machen und einzuschäumen. „Geht's?", frage ich beruhigend, woraufhin sie nickt. Nachdem das alles erledigt ist fehlt nur noch der blutige Intimbereich. „Magst du mir bitte sagen was da passiert ist? Deine Tage können es nicht sein. Du nimmst die Pille.", sage ich überzeugt. Plötzlich fließen ihr die Tränen. Ich weiß nicht, was ich gerade in ihr ausgelöst habe aber anscheinend habe ich genau den Punkt getroffen, der sie belastet. Ich nehme sie kräftig in den Arm und lasse sie weinen. Mehr braucht sie gerade nicht. Sie muss einfach den ganzen Schmerz rausweinen.
Nach knapp 5 Minuten hat sie sich wieder beruhigt und beginnt sich selber zu waschen. Ich stütze sie jedoch trotzdem weiterhin. Mir fällt auf, dass sie stark zittert als sie sich das Blut weg macht, jedoch sage ich nichts. Ich habe sie schon genug durchlöchert. Als sie fertig ist, helfe ich ihr sich abzutrocknen und rufe Liv, dass sie uns frische Klamotten bringt. Tabea steht vor mir und ich nehme sie in den Arm. Es ist mir total egal, dass sie nackt ist. Ihre Arme umschlingen meinen Körper, als hätte sie Angst, dass ich abhaue. „Hier.", höre ich die Stimme meiner kleinen Schwester und nehme ihr den Stapel an Wäsche ab. „Tabea ich würde dich gerne anziehen, sonst holst du dir noch eine Erkältung.", sage ich woraufhin sie mich loslässt und ich sie anziehen kann.

POV Liv:
Paula und Tabea kommen wieder nach unten. Tabea sieht nun etwas besser aus, wenn sie frisch gewaschen ist. Jedoch sieht man Schmerz und tiefe Trauer in ihren Augen. Ich würde zu gerne wissen was mit ihr los ist. „Ich gehe auf die Couch.", sagt Tabea leise. Paula nickt und bringt sie dahin. „Konntest du was herausfinden?", frage ich Paula neugierig, als sie wieder zu uns kommt. Auch Alex und Phil schauen gespannt zu Paula. „Nicht wirklich. Ich habe nur gesehen das sie im Intimbereich trockenes Blut hatte. Ihre Tage können es jedoch nicht sein. Sie nimmt ja die Pille.", antwortet Paula. „Vielleicht ja zwischenblutungen?", vermute ich, woraufhin Paula sofort den Kopf schüttelt. „Das kann es nicht sein. Als ich sie drauf angesprochen habe, hat sie sofort geweint. Das macht man ja nicht wenn's nur zwischenblutungen sind.", erklärt sie, womit sie auch wieder recht hat. Die Blutung muss eine tiefe Bedeutung für Tabea haben.
Während wir uns unterhalten, hört man ein leises Schluchzen aus dem Wohnzimmer. Ich gehe dorthin und sehe das Tabea weinend auf der Couch liegt. „Tabea.", sage ich und setze mich neben ihr. „Liv Mausi...", sagt sie enttäuscht und zeigt mir die Vodka Flasche, die sie unter der Decke rausholt. „TABEA WAS SOLL DER MIST????", brülle ich und nehme die Flasche weg. Durch mein lautes Schreien kommen Alex, Paula und Phil ins Wohnzimmer. „Liv, wieso schreist du so?", fragt Phil entsetzt. Ich hebe die Vodka Flasche hoch. „Diese Flasche hat sie in ihrer Hand gehabt und es fehlt ein Drittel.", erwidere ich wütend. Hinter mir hört man Tabea weinen, doch das ist mir egal. Sie ist schon so schwach wegen Alkohol und Drogen und ihr fällt nichts besseres ein, als wieder zu trinken. Alex bringt die Vodka Flasche in die Küche und Paula setzt sich zu Tabea. „Mensch jetzt sag uns bitte was mit dir los ist.", bittet Paula ernst. Langsam haben wir alle das Ende von unserem Geduldsfaden erreicht. „Ich hab es verloren...", sagt Tabea leise. Keiner von uns kann was mit dem Satz anfangen. „Was hast du verloren?", fragt Paula verwirrt. Tabea weint bitterlich. „Mein...mein Baby.", schluchzt sie und ringt dann nach Luft. Sie weint so stark das die Luft knapp wird. ‚Tabea hatte ein Baby??? Sie war schwanger???' diese Gedanken kreisen mir durch den Kopf. „Wie, du warst schwanger???", fragt Phil ebenso erschrocken wie es sich gerade in meinem Kopf angehört hat. Tabea nickt. Wir alle kriegen keinen Ton mehr raus. Tabea war schwanger und keiner wusste was. Sie hat ihr Baby verloren und hat sich deshalb betrunken...das erklärt alles...

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Heyyyyy hier bin ich wieder mit einem traurigen Kapitel. Hättet ihr das erwartet? Ich dachte, dass die Geschichte auch mal eine traurige Story von den Ärzten brauch. Die ganze Zeit drehte es sich nur um Liv. Da brauchte man einfach mal einen Tapetenwechsel, auch wenn dieser nicht ganz so schön ist. Meint ihr, dass Tabea darüber hinweg kommt? Habt ihr Ideen, wie die anderen sie unterstützen könnten?

Man liest sich im nächsten Teil:)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt