Epilog

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Lancelot

Ich ging unter in der Masse aus Menschen. Tuschelnd scharten sie sich vor die Bilder der Ausstellung. Diskutieren, versuchten ihnen Bedeutung zuzuschreiben. Lächelnd vergrub ich meine Hände in meinen Hosentaschen. Doch die Bedeutung, die dieses Bild hielt, würde keiner von ihnen verstehen. Nicht wirklich.

Es war nicht viel auf der Fotografie zu sehen. Es war eine Nahaufnahme einer Halsbeuge. Man sah den Saum eines Shirts. Die Spitzen von blonden Haarsträhnen. Einen Schönheitsfleck hinter einem Ohr. Die silberne Kette, die unter dem Stoff verstand.

Starke Arme schlangen sich um meine Mitte und ich spürte seine Atmung in meinen Haaren. Seufzend lehnte ich mich gegen Dean, sah zu ihm hinauf, »Hallo, Herr Fotograf.« Ein fast schon schüchternes Lächeln entkam ihm, so wie immer, wenn ich ihn so nannte. Dieses Bild war nicht das einzige von Deans Bildern, das es in Sinclair Galerie geschafft hatte. Doch dieses hier war mein Liebling.

Wahrscheinlich weil ich drauf war.

»Können wir los?« raunte er gegen mein Ohr. »Gib mir noch einen Moment. Ich will noch ein bisschen in deiner Kunst schwelgen.« Lachend zog er mir näher, »Du kannst dich Zuhause noch genug Selbst anstarren. Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät.« Ich drehte mich zu ihm um, grinste zu ihm auf. »Lass sie doch warten. Wir wissen beide, dass ich zu wichtig bin, als das sie ohne mich starten.« Dean lehnte sich schmunzelnd zu mir hinab, »Du bist unfassbar, weißt du das eigentlich?« Ich küsste ihn. »Sei ehrlich! Deswegen liebst mich doch?« Seufzend strich er mir ein paar Strähnen aus der Stirn, »Ich liebe alles an dir, Lottie. Ich liebe dich. Aber wenn wir zu spät kommen, reißt dennoch mir Darcy denn Kopf ab.« Er nahm meine Hand und zog mich mit sich. »Also komm jetzt!«

•••

Erzähler

»Schnell!«, brüllte eine Stimme hinter ihm aus dem Off. Die Schritte der Tänzer prasselten wie Regen auf das Parkett. »Der Auftritt beginnt jeden Moment! Alle Tänzer auf die Bühne!« Der Mann wusste, dass dieser Abend nur der erste aus vielen werden würde, als er an jenem Abend durch den Vorhang auf die Bühne spähte. Die Reihen waren gefüllt mit Menschen, deren Gespräche sich wie Rauschen durch das Theater zogen. Menschen, die darauf warteten, dass der Vorhang fiel. Denn er wusste, dass es das war, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Tanzen.

Das Licht wurde gedimmt und das Murmeln verebbte wie sachte Wellen in der schweren Luft. Die Spannung füllte den Saal, und er wurde nervös, als wäre das hier sein erster Auftritt. Doch er wusste, dass in dem Publikum auch seine Familie sitzen würde. Ihn anfeuerten, auch wenn er versagte. Er wusste, dass das Publikum auf seiner Seite war. Und das nichts weiter hinter den Schatten der Vorhängen lauerte, als verstaubte Kisten. Er nahm alles war, als der Vorhang fiel. Das Licht. Das Holz. Der Geruch.

Es schien das pure Leben.

Die Musik setzte ein, und es wurde zu allem, was er kannte. Er bewegte sich wie von selbst, die Abfolge wie tief in seine Knochen gebrannt. Er tanzte. Er sah sie nicht in der Menge, doch er spürte ihre Blicke.

Seine Schritte flogen über das alte Holz. Er war unsicher, ob er ihn überhaupt noch berührte. Seine Arme gestreckt, seine Fingerspitzen vorsichtig, sanft, als wäre die Luft zerbrechlich. Die Musik schwoll an und er verlor jedes Gefühl von Selbst, wusste nicht, ob er sich noch an die richtige Choreografie hielt, ob seine Schritte dieselben waren, die sein Leben so lange im Takt hielten, ob er noch existierte. Denn es fühlte sich nach so viel mehr an.

Er spürte den Schweiß, klebend, wie die Blicke auf seiner Haut. Den Puls, den Rausch. Die Musik kam zu ihrem Höhenpunkt, schlug wie eine Welle über ihm zusammen, riss ihn mit sich, bevor selbst die Luft ihn verließ. Er verbeugte sich tief, als die Menge tobte. Der Schweiß hatte sein Haar klebend in seine Stirn getrieben. Sie liebten ihn. Doch als er wieder aufsah, sah er nun ihn.

Den Mann den er liebte. Der Mann der ihn liebte. Er grinste in die Menge. Sah wie das Mädchen - das mittlerweile kein Mädchen mehr war, sondern eine junge Frau - aufsprang, um ihm tosenden Beifall zu spenden. Er sah die zwei Männer - die immer noch dort in der Menge waren, ihn nicht aus den Augen ließen, egal wie oft er sich schon vor ihnen in Luft ausgelöst hatte. Und er sah selbst ein altes Ehepaar, das keine Bedeutung mehr für ihn hatte. Er lächelte ihnen zu, wusste jedoch das ihre Meinung keine Macht mehr über ihn hatte.

In all den Blicken die auf ihm lagen, zählten für ihn nur diese.

Der Vorhang fiel, doch er wusste. Das hier war kein Ende. Das hier, war sein Anfang.

[THE END]

•••

Bye Bye!

Danke für all die Liebe für diese Bücher! Ich hoffe es hat euch gefallen.

Falls ihr mehr von den Moreaus wollt, schaut gerne zum dritten Teil der Reihe. (Not Your Rival)

-Nini

Not your Friend! [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt