Wincent
„Anna?"
Ich hatte meinen Rucksack bereits fertig gepackt und irgendwie bereitete es mir Bauchschmerzen, dass meine Freundin noch nicht wieder im Wohnzimmer war. Also ging ich im Schlafzimmer nachschauen und fand sie auf dem Bett sitzend und scheinbar ganz in ihre Gedanken versunken.
„Anna?" Ich tippte sie leicht an.
Sie zuckte kurz zusammen „Was?"
„Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte ich mich sofort. „Mats ist gleich da und dann wollen wir los."
„Ich weiß noch nicht, ob ich mitkomme."
„Geht's dir nicht gut?", fragte ich direkt besorgt.
„Doch. Alles okay."
„Aber? Was ist los?"
„Ich weiß nicht so wirklich", gab sie zu. „Ich will euch nicht stören."
„Tust du nicht", unterbrach ich sie. „Ich würde mich sehr freuen, wenn du mitkommst. Ich liebe es einfach, dich in meiner Nähe zu haben."
„Wince... Ich..."
„Was?", hakte ich sanft nach und nahm ihre Hand.
„Ich bin... nicht so spontan wie du."
„Und das musst du auch nicht sein", beruhigte ich sie.
Doch dann fiel mir ein, dass wir quasi nur spontane Sachen zusammen gemacht hatten.
„Normalerweise hab ich auch einen strengeren Terminplan. Machst du noch einmal etwas Spontanes mit?"
Sie zögerte und ich drückte ermutigend ihre Hand.
„Bitte? Ich bin sicher, es wird total schön, wenn ihr mitkommt. Ich will dich einfach ungern alleine lassen."
„Okay."
„Danke." Ich zog sie in meine Arme und drückte sie an mich.
Für Anna schien es okay zu sein, denn sie entspannte sich, was mich aufatmen ließ. Anna alleine in München zu lassen, wäre für mich echt keine Option gewesen, obwohl ich ihren Einwand schon verstehen konnte. Nicht jeder Mensch war so spontan, wie ich es manchmal sein konnte, und das war auch vollkommen okay.
„Du kannst so etwas einfach immer sagen, okay? Ich will nur, dass es dir gut geht", sagte ich, nachdem wir uns gelöst haben.
„Ich weiß."
„Wir üben und lernen einfach gemeinsam."
Sie kuschelte sich wieder an mich und ich hielt sie einfach fest. Zumindest so lange, bis es an der Haustür klingelte und Fritz anfing zu bellen.
„Ich glaube, Mats ist da", murmelte ich in Annas Haare.
„Mhm."
„Los, komm. Vielleicht bekomme ich ihn überredet, dass er fährt und wir können im Auto weiter kuscheln."
„Okay."
„Willst du noch etwas mitnehmen? Also außer meinem Hoodie?", fragte ich schmunzelnd.
„Brauch ich etwas? Also außer meiner Handtasche und den Sachen für Fritz?"
„Eigentlich nicht. Wobei Schuhe und Jacke vielleicht ganz hilfreich wären."
„Gute Idee."
„Brauchst du deine Brille?"
„Gerne."
„Ich hol sie dir schnell aus dem Bad und dann lasse ich endlich mal Mats rein."
Ich lief fix ins Badezimmer, nahm Annas Brille von der Ablage und brachte sie ihr. Dann ging ich zur Wohnungstür.
„Sorry", sagte ich und betätigte den Türöffner.
„War ja klar, dass du wieder nicht pünktlich fertig bist", war das Erste, was ich zu hören bekam, als Mats vor mir stand.
„Ey, dieses Mal lag es nur halb an mir", verteidigte ich mich. „Aber egal. Fährst du?"
„Mit deinem Auto?" Mats sah mich verblüfft an.
„Jap. Du kennst doch den BMW. Und in meinem Handy ist die Route schon einprogrammiert."Annalena
„Hallo Anna", begrüßte Mats mich, als ich Wincent ins Wohnzimmer folgte.
„Hi Mats."
„Bist du soweit?", fragte Wincent mich.
„Ja. Von mir aus können wir los."
„Dann auf! Fritz!"
Mein Hund kam sofort und sprang aufgeregt auf und ab.
„Aus!", befahl ich ihm.
„Also sie hat Erziehung verstanden", kommentierte Mats grinsend, da Fritz sich augenblicklich beruhigte.
„Kommt ihr?", fragte Wincent.
Ich ging in den Flur und zog mir Schuhe und Jacke an. Das Klicken von Karabinern ließ mich darauf schließen, dass Wincent sich schon um Fritz gekümmert hatte.
So konnten wir dann los und während Wincent die Tür abschloss, gingen Mats und ich schon einmal nach unten.
„Sag mal, was hast du mit Wincent gemacht?", wollte Mats von mir wissen.
„Wieso?"
„Ist er irgendwie krank? Er will mich freiwillig sein Auto fahren lassen."
„Achso." Ich musste leicht schmunzeln. „Ne, alles in Ordnung mit ihm."
„Gegen wen geht's?", wollte Wincent wissen, als wir die nächst tiefere Ebene erreicht hatten.
„Nichts", wank Mats ab.
So liefen wir noch die restlichen Stufen hinunter.
„Hier, Mats. Lass mein Auto bitte ganz", sagte Wincent, als wir unten ankamen.
„Was denkst du denn von mir?", erwiderte Mats und ich hörte, wie sich Autotüren öffneten.
Ich kletterte auf die Rückbank und Wincent setzte sich direkt neben mich, damit wir, wie er versprochen hatte, weiter kuscheln konnten. Irgendwie brauchte ich gerade einfach seine Nähe. Und er schien das genau zu spüren.
Irgendwann wurde ich müde und nickte weg. Wincent weckte mich sanft, als wir eine Pause machten, um etwas zu essen.
„Wir wollen kurz ein kleines Stück spazieren gehen. Kommst du mit?", fragte mich Wincent, nachdem wir die Snacks verzehrt hatten.
„Gerne."
So stiegen wir aus dem Auto aus, Mats schloss ab und wir drehten mit Fritz eine kleine Runde auf dem Rastplatz. Danach ging ich weiter nach Österreich. Allerdings blieb ich die anderthalb Stunden jetzt wach und unterhielt mich mit Wincent und Mats über Gott und die Welt.
„Wann bist du eigentlich das nächste Mal mit Tobi unterwegs?", fragte Wincent Mats irgendwann.
„Wir haben in zwei, drei Wochen einige Shows. Deshalb muss ich mich mal drauf einstimmen. Also, was dagegen, wenn wir die Musik tauschen?"
„Nein. Topic ist super", erwiderte Wincent und statt Metal hörten wir nun HipHop und Rap. Und es war echt gut. Musikgeschmack hatten die Jungs auf jeden Fall.
„Wince, kann man bei deinem Handy irgendwo die Benachrichtigungen ausschalten?"
„Wieso?"
„Ich seh die Hälfte der Zeit das Navi gar nicht. Wer schreibt dir denn so viel?"
„Ach, alle möglichen Leute. Aber ich antworte meistens nicht."
„Ich weiß."
„Du könntest das Internet ausmachen", schlug Wincent vor.
„Und das Navi?"
„Ach, ich kann dir nachher auch sagen, wo du lang musst. Oder selber fahren."
Ich spürte Wincents Blick auf mir und nickte.
„Wenn du meinst", erwiderte Mats. „So, Ruhe."
„Müssen wir eigentlich jemandem Bescheid sagen?", fiel mir ein.
„Wenn wir von der Autobahn runter sind und Fahrer tauschen, ruf ich kurz bei Maria an", beruhigte Wincent mich.
„Du hast ausnahmsweise mal echt einen Plan, oder?", zog Mats ihn direkt auf.
„Gewöhn dich nicht dran", konterte Wincent.
„Und ich dachte schon, das ist Annas guter Einfluss. Schade."
„Hallo?! Ich bin auch noch da", mischte ich mich lächelnd ins Gespräch ein.
„Ehrlich? Ist mir gar nicht aufgefallen. Sorry", kam es von Mats.
Wincent räusperte sich, aber Mats und ich fingen gleichzeitig an zu lachen.
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Bin ich für sie blind?
Fanfiction„Sag mir, bin ich für sie blind?" Wincent ist verwirrt. Seit seinem Konzert in Berlin, wo Mats Anna kennengelernt hat, scheint sie ihn regelrecht bei seinen Auftritten zu verfolgen. Das zumindest erfährt er von Mats, denn er selbst bemerkt es gar ni...