Headlights

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Es würde der schlimmste Geburtstag meines Lebens werden. Ich hatte sonst immer mit Familie und Freunden gefeiert. Klein, aber fein.

Und jetzt lag ich alleine krank im Bett und merkte seit einer Woche keine Besserung. Zoe hatte es immerhin gut verkraftet, dass ich nicht kommen konnte. Eigentlich sogar auffällig gut und auffällig schnell.  Aber sonst hatte sich bisher keiner nach meinem Befinden erkundet. Nicht einmal Noel.

Was mir schon weh tat. Aber vielleicht würde er ja wenigstens später anrufen.

Ich sah mir meine Lieblingsfilme nacheinander an, aß Mikrowellen Popcorn und trank Tee, heulte und lachte alleine. Es war schon ein kleines Trauerspiel. Aber ich wollte wenigstens bis Mitternacht aufbleiben, um den Leuten eine Chance zu geben, mich anzurufen.

Aber ich bekam nur pünktlich um 00:00 eine Nachricht von meiner Mutter:

"Alles, alles liebe zum Geburtstag, Helena! Ich liebe dich und wünschte ich könnte dich jetzt drücken! Aber wir denken alle ganz doll an dich! Love, Mom, PS: Guck mal in die rote Box im Kühlschrank hinter den Joghurts im obersten Fach."

Ich lächelte und stand auf.

Jetzt hatte sie mich neugierig gemacht.

Tatsächlich fand ich die Box und darin einen kleinen Schokokuchen mit pinken und Glitzerstreusseln. Wie hatte sie den vor mir versteckt?

Sofort antwortete ich meiner Mom und schnitt mir ein Stück Kuchen ab.

Eine Geburtstagsparty alleine war doch nicht ganz so schlimm. 

In den nächsten Minuten bekam ich dann doch noch ein paar Nachrichten, aber keiner machte sich die Mühe anzurufen, was ich sehr persönlich nahm und dann bald mein Handy ausschaltete und mich schlafen legte. Die konnten mich doch alle mal.

Irgendwann in der Nacht wachte ich dann auf, als Leute in die Wohnung trampelten. Erst dachte ich noch, dass mich doch jemand besuchen wollte, dann realisierte ich, dass es nur Ethan und Rebecca waren.

Und legte mich mit Kopfhörern wieder hin.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war alles still. Ich fühlte mich immerhin ein winziges bisschen besser, aber hatte immer noch Kopfschmerzen. Nichtsdestotrotz zwang ich mich zu duschen und holte mir ein Müsli aus der Küche und ging wieder in mein Bett zurück. Wenn ich schon keine Glückwünsche oder so bekam, wollte ich wenigstens meine Ruhe haben. Das ganze war sowieso schon erniedrigend genug.

So setzte ich mir meine Kopfhörer auf und widmete mich den Dramen meiner Lieblingsserien.

Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn ich erschrak fürchterlich als es auf einmal an meiner Tür klopfte.

"Ja?", rief ich dann verschlafen.

Die Tür öffnete sich und meine Freunde kamen singend herein.

"Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday dear Helena, happy birthday to you!", trällerten Erik, Rebecca, Liam, Leon, Milena und Ethan und trugen zwei Wäschekörbe in mein Zimmer.

Ich sah nervös zwischen ihnen hin und her. Ich wusste nie, wo ich bei Liedern an mich gewandt hingucken sollte. Also lächelte und nickte ich. Wie immer. Der Reihe nach kamen sie alle zu mir und umarmten mich.

"Die meisten Gäste wussten gar nicht, dass du krank bist und haben dir trotzdem Geschenke mitgebracht. Das ist ja nicht so wild oder?", lachte Liam und ließ sich neben mich aufs Bett fallen.

"Nein, das ist total süß", freute ich mich.

"Da ist auch etwas von uns allen dabei", meinte Leon und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl.

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