{38} Yuji POV

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Y/N lief auf mich zu und sah mäßig begeistert aus.

Dennoch lächelte ich ihr entgegen, als ich mich verneigte und ihr dabei in die Augen sah. Ich bot ihr meine Hand an, und als sie ihre in meine legte, zog ich sie an mich.

Ich öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Letztlich sagte ich nichts von dem, was mir durch den Kopf ging und fragte: »Hast du meine Nachrichten bekommen?«

»Nein«, sagte sie erst und seufzte dann. »Ja, ich habe deine Nachrichten bekommen. Ich ...«, fing sie wieder an und versuchte meinem Blick auszuweichen »Ich brauchte Zeit.«

»Sind vier Wochen nicht genug?«, fragte ich und biss mir auf die Zunge. »Y/N, hör zu ich ... Es tut mir leid. Wirklich.« Zwanghaft versuchte, ich mich auf die Schritte zu konzentrieren und rief mir ins Gedächtnis, dass ich sie nicht einfach wegziehen konnte, um einen Ort zu finden, an dem wir in Ruhe reden konnten. »Was ich gesagt habe, ist ... Ich nehm es zurück, okay? Nur lass uns wieder Freunde sein. Ich vermiss meine beste Freundin.« Ich ging in Gedanken jede einzelne Nachricht durch, die ich ihr gesendet hatte. Jede Einzelne. Jede Verdammte. »Ich hätte das niemals sagen dürfen. Ich hab das Gefühl, seit wir miteinander geschlafen haben, geht alles Berg ab. Und das ist scheiße!«

»Verzeih, ich habe bei der Auszeit mehr an mich gedacht und nicht an dich. Immerhin hast du bei deiner Liebeserklärung auch nur an dich gedacht und nicht an mich. Du hast mir deine Liebe nicht gestanden, weil du dachtest, es sei ein guter Zeitpunkt. Du hast diesen Moment gewählt, weil du nicht wolltest, dass ich zu meinem Mann gehe, der im Krankenhaus lag! Du kannst das nicht zurücknehmen! Es wurde gesagt und...«, fing sie aufgebracht an, beruhigte sich aber schnell wieder, als ihr die Blicke der Adligen auffielen. »Es kann nicht zurückgenommen werden«, sagte Y/N leise.

Aber bei den nächsten Worten, hörte ich die Wut heraus, die sie durchströmte. »Du brauchst nicht alles auf den Sex schieben! Du fühlst doch nicht erst seit dieser Nacht etwas für mich! Und darum geht es mir auch. Ich hätte mir gewünscht, dass du es mir anders gesagt hättest. Und früher. Dann hätte ich nie mit dir geschlafen.«

Das saß.

Y/N hätte mir auch direkt ins Gesicht schlagen können. Das hätte denselben Effekt gehabt. Ich schluckte und sah ihr in die Augen. »Du hast recht, mit allem, was du eben gesagt hast. Und ... Es tut mir leid. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst, was für ein Arsch ich war.«
Ich fühlte mich scheiße. Elend und wie der größte Mistkerl auf dem Planeten.

Also würde ich jetzt ehrlich sein. »Ich liebe dich. Sehr sogar. Und es ist für mich unerträglich und unbegreiflich, dass du mit ihm zusammen bist. Aber ... Weil ich dich auch als meine beste Freundin liebe, will ich dich nicht verlieren. Ich kann nicht. Ich KANN nicht, okay? Also werde ich mich allem zufrieden sein, was du mir anbietest. Und wenn es nur eine verdammte Nachricht im Jahr ist. Hauptsache, du verschwindest nicht aus meinem Leben. Denn das würde ich nicht ertragen.«

Bei meinen Worten wurde ihr Blick weicher. »Ich kann dir nicht sofort verzeihen, aber ich werde es versuchen. Du bist mir als mein bester Freund immer noch unglaublich wichtig. Und damit du mir beweist, dass du es ernst meinst mit deiner Entschuldigung, wirst du anfangen, Satoru zu akzeptieren, und nett zu ihm sein. Ich möchte dennoch, dass wir das mit uns langsam wieder aufbauen. Vielleicht ist es auch besser, wenn du erst einmal weiterhin Abstand zu mir hast, bis du deine Gefühle in den Griff bekommst.«

Ich wusste, dass mein Gesicht ein Schlachtfeld war, doch ich nickte. Mich fernzuhalten, war das Letzte, was ich wollte, doch wenn es half, sie mir wieder näher zu bringen, musste ich es tun. Doch meine Gefühle in den Griff bekommen? Nein, ich würde diese Frau lieben, bis ich meinen letzten Atemzug tat.

Wir tanzen eine Weile still weiter. Als mein Blick jedoch durch das Publikum schweifte, und auf Gojo huschte, der gerade energisch mit Toji und Riko zu diskutieren schien und Yuki, die bei ihnen stand, dabei böse Blicke zuwarf, runzelte ich die Stirn.

Ich nickte unauffällig in seine Richtung. »Hey, sieh mal, dein Freund sieht etwas angespannt aus. Ist alles okay?«

Gerade als Y/N den Kopf wandte und hinsah, lief Yuki auf Gojo zu und legte ihre Hand auf seine Brust. Ich runzelte die Stirn und Y/N spannte sich merklich an. Riko stellte sich zwischen die beiden und versuchte, ganz offensichtlich, die angespannte Lage zu lösen.

Dann beugte sich Satoru jedoch zu Yuki hinab und ich sah von hier aus, dass dieser ihr etwas zu flüsterte, das Yuki das Gesicht verziehen ließ.

Viele Gäste bemerkten langsam, dass etwas nicht stimmte und als Yuki ausholte und Gojo eine Ohrfeige gab, holten alle Gäste kollektiv Luft.

»Shit«, fluchte ich und hörte auf zu tanzen.

Ich sah zu Y/N, deren Augen geweitet waren. Sofort nahm sie Abstand und stürmte auf die vier zu.

Ehe ich sie aufhalten konnte, packte sie Yuki, zog sie an den Haaren weg von ihrem Mann. »Finger weg von meinem Mann, kapiert!« Dann drehte sie sich zu den anderen und fragte: »Was ist hier verdammt noch mal los!?«

Ich sah alles und plötzlich wurde mir eine Sache schmerzlich klar.
Y/N liebte Satoru. Sie verteidigte ihn, obwohl er offensichtlich alles im Griff hatte.

Mein Herz verkrampfte sich und ich atmete hörbar aus. Satoru bemerkte es und schaute mich an, als wäre der Rest dieser Situation so viel unwichtiger als das, was ich gerade empfand.

Und das Schlimmste war, das ich Verständnis in seinen Augen aufblitzen sah. Unter all dem Zorn, den er für mich hegte, erdreistete er sich, mich zu bemitleiden? Was für ein Wichser!

Ich machte auf dem Absatz kehrt und ließ sie stehen.

Sie wollte Abstand?
Bitte. Ich gab ihn ihr.

Ja, es war ein fest auf dem Grundstück meiner Familie, aber ich hatte einfach nicht die Kraft und die Geduld, mich darum zu kümmern. Es würde nur in einem neuen Debakel enden, also müssten meine Eltern Streitschlichter spielen.

Set me free {Satoru Gojo x Reader} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt