Wird nun doch alles gut?

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Sie hatte abermals begonnen, stark zu zittern und zu schwitzen, ihre Pupillen waren so gut wie nicht mehr vorhanden und ihr Kopf war erneut mit 10.000 Fragen und Gedanken gefüllt. Es wussten nun alle. Was würde nun passieren?

Aori hatte nicht mal mehr Zeit, diese Fragen zu Ende zu denken, da sie von Shinigami-samas Stimme zurück in die grausame Realität gezerrt wurde.

„Aori, ich würde mich gerne mal mit dir unterhalten. Komm bitte zu mir in den Death Room."

Aori brauchte eine ganze Weile, um diese Worte durch ihren Kopf wandern zu lassen und sie schließlich zu begreifen. Sie stand auf und schlich mit gesenktem Blick auf den Spiegel, in dem sich ihr Schulleiter befand, zu.

Nach ein paar Schritten fügte er noch hinzu: „Wenn's geht, bitte mit Seelenprotektion."

Aori nickte kurz und murmelte leise „Soul Protect" vor sich hin, dann ging sie weiter und trat durch den großen Spiegel schließlich in den Death Room zu Shinigami-sama ein.

Auf dem Platz vor der Shibusen war es totenstill. Die Schüler sahen alle entgeistert auf den Spiegel, in dem ihre Mitschülerin verschwunden war. Das Chaos-Zimmer, Kim und Jackie sahen alle sehr niedergeschlagen aus. Da sich keiner vom Fleck rühren wollte, mussten die Lehrer die Masse auflösen und schickten alle nach Hause. Das war Minai zwar äußerst zuwider, aber sie hatte keine andere Wahl. Sie hatte Aori schon so viel geholfen, aber das konnte sie jetzt nicht mehr. Die junge Hexe musste von hier an alles weitere alleine schaffen.

Während also die anderen Schüler das Schulgelände verließen, stand Aori fast vor einem Nervenzusammenbruch. Sie stand Shinigami-sama im Death Room gegenüber, bekam aber zunächst kein einziges Wort heraus. So schwiegen sich die beiden für eine Zeit lang an, doch als sie merkte, dass ihr Gegenüber wohl nicht vorhatte, sie etwas zu fragen oder zu bestrafen, fing Aori mit zittriger Stimme an, zu erzählen. Sie erzählte ihm wirklich alles. Keine Einzelheit, die sie ihren Freundinnen erzählt hatte, wurde weggelassen, auch wenn sie manche Sachen wohl nicht so ausschmückte und eher trocken berichtete.

Als sie fertig war schwieg der Shinigami noch ein bisschen weiter, dann brummte er nachdenklich vor sich hin und fragte Aori: „So ist das also, verstehe. Ich muss zugeben, ich hatte schon immer die Vermutung, dass du anders bist als die anderen, etwas wirklich besonderes nun mal. Aber, sag mir: Du hast unglaublich starke Kräfte in dir. Für welche Seite wirst du sie nutzen? Besteht in dir auch nur der kleinste Drang, durch schlechte Taten an Macht zu kommen?"

Ohne zu überlegen antwortete Aori: „Nein, absolut nicht. Ich heiße keine der Taten meiner Mutter oder ihrer Gehilfin gut. Ich würde niemals eine solche Person werden wollen!"

„Du hast also den Willen dazu, aber hast du auch die Kraft, durchzusetzen, was du willst?"

„Ja! Die habe ich! Ich schwöre auf mein Leben, dass ich immer den richtigen Weg wählen werde!"

Aoris Entschlossenheit beruhigte den Shinigami und so meinte er nach einer weiteren kurzen Denkpause schließlich: „Also gut. Du bist eine ausgezeichnete Schülerin und könntest uns auch mit deiner Magie sehr nützlich sein. Außerdem kann man es sich ja nicht aussuchen, als wer oder was, geschweige dem von wem man geboren wird, richtig?"

In Aoris Gesicht breitete sich ein Strahlen aus und sie jubelte mit immer noch leicht zittriger Stimme: „H-heißt das, ich kann hier bleiben?"

Shinigami-sama nickte ruhig und zeigte Aori ein Peace-Zeichen mit seiner übertrieben großen Hand, dann ergänzte er noch: „Allerdings werden wir etwas wegen deiner Adoptiveltern tun müssen. Es ist Menschen nicht erlaubt, das Sorgerecht über eine Hexe zu haben. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich sehr gerne einmal mit ihnen persönlich sprechen, könntest du es vielleicht einrichten, dass sie hierher kommen?"

Auch, wenn Aori dieser Gedanke ganz und gar nicht gefiel, willigte sie ein und versprach ihm ein Treffen mit ihnen. Trotzdem konnte man merken, wie unwohl sie sich dabei fühlte. Ihre Eltern in Death City? Wie würde sie die beiden überhaupt hier her bekommen? Doch diese Gedanken wurden sofort wieder von diesem unglaublichen Glücksgefühl überdeckt, dass sie im Moment empfand. Sie würde an der Shibusen - bei ihren Freunden - bleiben dürfen! Und ihre „Eltern" hätten schon bald kein Sorgerecht mehr für sie! Klar, da gab es noch die Sache mit Ryo, aber Aori konnte in ihrer Situation einfach nur noch die guten Seiten des Lebens sehen.

Nachdem sie sich gefühlte 100mal bei Shinigami-sama bedankt hatte, rannte sie strahlend vor Glück durch die Shibusen nach draußen. Die fröhlich hell scheinende Sonne passte perfekt zu ihrer Laune. Sie rannte durch die ganze Stadt, geradewegs zum Wohnheim. Auf dem Weg erkannten sie ein paar Leute und riefen ihr verwirrt und unsicher „Aori?" hinterher, doch dafür interessierte sie sich gar nicht.

Am Wohnheim angekommen sprang sie die Treppe in den 2. Stock förmlich hoch und stürmte an weiteren Mitschülerinnen vorbei. Sie riss ihre Zimmertür auf, in der die drei anderen mit besorgten Gesichtern auf ihren Betten saßen. Als sich die Tür in einem gewaltigen Ruck öffnete und Aori plötzlich im Zimmer stand, erschraken sie ein bisschen.

Minai stand sofort auf, doch bevor sie etwas sagen konnte, verkündete Aori mit einem gewaltigen Grinsen im Gesicht: „Ich darf bleiben! Ich darf weiter zur Shibusen gehen!"

Diese Worte lösten verständlicherweise einen riesen Jubel bei ihren Mitbewohnerinnen aus und sofort fielen sie sich um den Hals. Die guten Neuigkeiten wurden selbstverständlich auch sofort Kim und Jackie, danach allen anderen im Wohnheim mitgeteilt, die sich wirklich alle für Aori freuten.

Die Freude über diese unglaublichen Neuigkeiten ließ Aori in dieser Nacht zwar so gut wie kein Auge zu tun, trotzdem war sie am nächsten Morgen topfit, schließlich kann man in solchen Zeiten einfach nur gut gelaunt sein!

Noch vor der ersten Unterrichtsstunde machte Shinigami-sama höchstpersönlich eine Durchsage, in der er erklärte, inwiefern Aoris Situation die Schule beeinträchtigen könnte, was jetzt alles passieren würde und so weiter. „Ich bitte euch, Aori-chan in keinster Weise anders zu behandeln, als zuvor. Aber ich glaube, das muss sich euch nun wirklich nicht sagen, schließlich seid ihr ja... ihre Freunde." Mit diesen letzten Worten beendete er seine Durchsage und ein aufgeregtes und neugieriges Getuschel ging durch die weitläufigen Gänge der Schule.

Auch, wenn sie alle „normal" behandeln sollten, gab es wohl kaum jemanden, der nicht neugierig war und so musste Aori die dutzenden Fragen ihrer Mitschüler wohl oder übel über sich ergehen lassen. Danach gratulierten ihr außerdem noch sämtliche anderen, die das noch nicht getan hatten. Und zwar wirklich alle: Maka, Soul, Black Star, Tsubaki, Kid, Liz, Patty, Ox, Harvar, Kilik, Fire, Thunder, Hero, Tsugumi, Meme, Anya, der Bodyguard Mifune, die kleine Angela, einige Lehrer, die anwesenden Death Scythes, Schüler, dessen Namen Aori nicht mal kannte oder so gut wie nie gesehen hatte; einfach die gesamte Schule.

Obwohl Aori eher unscheinbar und zurückgezogen schien, so liebte sie doch in gewisser Weise die Aufmerksamkeit der anderen. Andererseits wusste sie aber auch, dass nun noch viel auf sie zukommen würde. Ryo würde definitiv wiederkommen und irgendwie musste sie ja auch ihre „Eltern" dazu überreden, nach Death City zu kommen und mit Shinigami-sama zu sprechen. Die beiden waren gerade mit Abstand die letzten Personen, die sie sehen wollte.

Trotzdem machte sie sich schon an diesem Nachmittag daran, sie zu kontaktieren, da sie das alles so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Das Telefonat lief allerdings alles andere als entspannt ab.

Aori's Partners [Soul Eater FF || German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt