Kapitel 10

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„Komm schon Bro, was ist denn dabei?"

„Wie oft soll ich noch wiederholen, dass du mich bei meinem Namen nennen sollst, Mason? Die Antwort ist nein und damit Ende."

„Dean, sie hat klar gezeigt, dass sie zu uns hält."

„Darum geht es doch gar nicht."

Ich seufzte. Die drei stritten sich schon ein paar Minuten darüber, ob ich meine Waffen endlich wieder bekam oder nicht. Mason und Aiden waren offensichtlich dafür, Dean hingegen...

Nach dem kleinen Zwischenfall den Abend zuvor hatte ich die Waffen abgelegt, weil sie mir einfach zu schwer wurden. Hätte ich gewusst, dass Dean sie mir nicht wiedergeben würde, dann wäre das nicht passiert.

Ungeduldig legte ich meine Hand auf die Hüfte, dort wo eigentlich der Griff meines Revolvers lag. Meine Holster hatte ich bereits wieder umgeschnallt.

„Jetzt machst du dich aber lächerlich." Aiden lachte lauthals, offensichtlich über Deans Gedanken.

„Du hättest sie sehen sollen!", sprang Mason mit ein und fuchtelte wild mit den Armen herum. „Sie hätte all das alleine geschafft – sie trifft ein Ziel von... von unendlich weit entfernt. Alter, sie war wie eine Killer-Maschine!"

Dean seufzte schwer und hielt sich kopfschüttelnd die Stirn. Er wich meinem Blick aus, als fürchtete er, ich könne ihn umstimmen. Ich bezweifelte, dass ich solch einen Einfluss auf ihn hatte.

„Ich denke nur, dass sie eine Pause braucht, mehr nicht." Es war nicht ungewöhnliche Sanftheit in seiner Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasste. Viel eher...machte er sich etwa Sorgen?

„Wenn ich auch mal etwas sagen dürfte", klinkte ich mich schließlich ein. Morgan schnaufte neben mir belustigt, dabei starrte sie scheinbar teilnahmslos auf ihre Fingernägel.

„Vergiss es, Süße." Ihre Augen blitzten durch ihr kinnlanges Haar in Richtung Dean. „Er ist ein sturer Bastard."

„Dann kennt ihr mich noch nicht", murmelte ich, als ich die letzten Meter zu ihm überbrückte. „Ich schätze es, dass du dir Gedanken machst, Dean. Aber es ist nicht deine Entscheidung, wann ich eine Pause brauche. Ich bin bis jetzt sehr gut alleine klar gekommen."

„Melanie...", seufzte er. Seine Haare waren ganz durcheinander, weil er ständig durch sie hindurch fuhr. „Natürlich bist du das, doch-"

„Nein, hör mir zu. Wenn du mir meine Waffen wegnimmst, nimmst du mir gleichzeitig die einzige Chance mich zu verteidigen. Verstehst du das nicht?" Ich schluckte schwer, als mir etwas bewusst wurde: „Schon klar, ihr braucht all das nicht. Ihr habt eure Fähigkeiten. Aber was hab ich?"

Unbewusst wich ich einen Schritt zurück und starrte runter auf meine dreckigen Stiefel. Ein ungewohntes Gefühl setzte sich hinter meiner Brust fest. Denn es stimmte, was ich sagte. Sie waren alle etwas Besonderes – auf ihre Weise. Und ich fühlte mich so unendlich töricht dafür, dass ich es erst jetzt bemerkte.

„Du hast uns, Melanie", sagte Dean schließlich. „Bei uns wird dir nichts passieren."

„Mach niemals Versprechungen, die du nicht halten kannst", mischte sich Morgan ein. Ihre Stimme war hart und misstrauisch. „Du hast sie schon ein Mal verloren."

„Da hat sie Recht", sagte Aiden. „Wir waren unaufmerksam. Aber das wird uns kein zweites Mal passieren."

„Dafür haben wir jetzt ja einen ausgezeichneten Wachhund", grummelte Dean, der mittlerweile seine Arme vor der Brust verschränkt hielt. Die langen Sehnen unter seiner Haut tanzten und seine Augen ließen Morgan keine Sekunde los.

Long WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt