„Du wirst nicht glauben, wer dir das Paket geschickt hat. Aber ich will es nicht versauen. Pack einfach aus", bettelte sie und ich gab nach.
„Na gut. Gib mir eine Schere", bat ich und Lara kam meiner Aufforderung sofort nach.
Vorsichtig öffnete ich den Karton und versuchte die aufgeregte Lara auszublenden. Ich liebte meine beste Freundin, ohne Frage, aber manchmal trieb sie mich auch ziemlich in den Wahnsinn. So wie jetzt gerade.
Als der Karton geöffnet war, griff ich hinein und fühlte Stoff. Ich fuhr mit der Hand darüber und stellte fest, dass es ein Hoodie oder eine Jacke sein musste. Dank jedoch wurde es plötzlich richtig plüschig.
„Soll ich dir helfen?", fragte Lara eindeutig eine Oktave höher als normal.
„Gerne." Sonst würde sie noch länger quietschen und das hielt ich echt nicht aus.
„Anna", hauchte sie. „Das ist unglaublich süß."
Mir fiel sofort der Geruch auf, der ganz eindeutig von Wincent war. Hatte er das Paket mit seinem Deo eingesprüht?
Fritz schien den gleichen Gedanken zu haben, denn er stütze seine Vorderpfoten auf meinem Bein ab und schnupperte. Ich spürte sein Atem, der deutlich näher war als sonst.
„Fritz, aus! Du machst den sonst kaputt", sagte Lara.
„Wen?"
„Den ultra süßen Teddybär in, ich tippe mal Wincents Hoodie, der in deinem Paket war. Anna, das ist mehr als nur süß."
Das war nicht sein Ernst. Wincent hatte mir einen Teddy geschickt? Mit seinem Hoodie und seinem Duft? Das konnte doch nur ein Traum sein.
Lara drückte mir den Bär in die Arme und sofort fühlte ich mich geborgen. Wahrscheinlich wusste Wincent genau, dass ich das gerade gut gebrauchen konnte. Ich hielt den Teddy mit einem Arm fest und mit dem anderen angelte ich mein Handy aus der Hosentasche.
Dafür musste ich mich jetzt sofort bedanken. Da ich jedoch nicht bei der Arbeit stören wollte, entschied ich mich für eine Sprachnachricht.
„Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Also ich weiß noch nicht, wie ich die quietschende Lara beruhigen soll, die mir durchgängig erzählt, wie süß deine Aktion ist. Stimme ich ihr zu. Also abgesehen davon, dass sie absolut verrückt ist. Aber das ist einer der Gründe, warum ich dich liebe. Also tausend Dank für dieses unerwartete Geschenk. Womit auch immer ich das schon wieder verdient habe."
Keine Minute später bekam ich eine Antwort und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er die ganze Zeit auf meine Nachricht gewartet hatte. Schmunzelnd ließ ich die Aufnahme abspielen.
„Hey Schatz. Es freut mich, dass es dir gefällt. Für Lara fällt dir bestimmt etwas ein. Es gab leider keinen ein Meter achtundachtzig großen Teddy, aber der tut es vielleicht auch erst einmal. Ach und den Hoodie kannst du mir zurückgeben, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Falls du ihn, wie so manch anderen, behalten solltest, hab ich irgendwann keine mehr." Er lachte. „Ich liebe dich."
Tatsächlich hatte ich noch zwei Hoodies von ihm. Den einen aus Hamburg und dann den von dem Morgen, als Lara vor der Tür stand. Ich schwöre, die habe ich beide nur ausgeliehen. Dass die nicht wieder bei Wincent gelandet waren, dafür kann ich ja nichts.Wincent
Nachdem ich wusste, dass mein Paket gut bei Anna angekommen war, packte ich endlich meine Sachen zusammen und stieg ins Auto. Es ging wieder in den Norden, einige Tage Zuhause ausspannen, bevor die Konzert wieder losgingen. Die Fahrt verging recht schnell und so kam ich gerade rechtzeitig an. Ich tauschte schnell die Autos und machte mich auf den Weg zum Lübecker Klinikum.
Direkt nach dem Eintreten sah ich meine kleine Schwester und verfolgte sie unauffällig. Während sie sich umzog, wartete ich neben der Tür.
„Na, wer wird denn da pünktlich Feierabend machen?", fragte ich, als sie wieder auf den Flur trat.
Natürlich erschrak sie sich und ich begann zu lachen.
„Alter Winnie! Geht's noch?"
Doch im nächsten Moment schmiss sie sich in meine Arme und der Schreck war vergessen.
„Ich hab dich vermisst", murmelte sie.
„Ich dich auch, Schwesterchen." Ich drückte sie kurz ganz fest an mich. „Wollen wir los? Bisschen Geschwister-Zeit?"
„Oh ja."
„Fish and Chips?", schlug ich vor.
„Da bin ich immer dabei."
So verließen wir das Klinikum und als Shayenne mein Auto sah, fing sie an zu strahlen.
„Du bist mit Larry hier?", fragte sie.
„Jap. Hab extra getauscht."
Wir stiegen ein und ich fuhr zu unserem Lieblingslokal. Dort hatten wir schon so oft zusammen Fish and Chips gegessen, dass ich es nicht einmal mehr zählen konnte. Perfekt also für den heutigen Tag.
„Und jetzt?", wollte Shay wissen, als wir aufgegessen hatten.
„Du entscheidest."
„Okay. Dann... lass uns an unseren Strand fahren." Sie strahlte mich an und mir wurde automatisch warm ums Herz.
„Willst du fahren?" Ich hielt meiner Schwester die Autoschlüssel hin.
„Darf ich?" Sie sah mich mit großen Augen an.
„Sonst hätte ich ja nicht gefragt. Du bist mir zwar immer noch zu schnell erwachsen geworden, aber gut."
„Ich mag deine Freundin jetzt schon", grinste Shay, nahm mir den Schlüssel ab und setzte sich gut gelaunt hinters Steuer.
Ich kommentierte das nicht weiter, sondern stieg ins Auto und schnallte mich an.
„Achso, Shay. Auch wenn das Auto passt, wir sind nicht James Bond, okay? Und wir halten uns bitte an die Regeln."
„Ja, Mama."
Kurz bezweifelte ich meine Idee, Shay fahren zu lassen, aber tatsächlich fuhr sie ziemlich sicher.
„Sag mal, du hast dir nicht zufällig in meiner Abwesenheit mal Larry ausgeliehen?", fragte ich skeptisch nach.
„Nein. Nur vielleicht Gisela das ein oder andere Mal. Markis Schlüssel hast du ja leider immer dabei."
Ich schüttelte den Kopf, aber wirklich böse war ich nicht. Die meiste Zeit standen die Autos ja eh nur in der Garage.
„Ist Gisela wenigstens noch ganz?"
„Natürlich. Ich wollte ja keinen Stress mit dir. Außerdem kann ich durchaus Auto fahren", konterte sie.
„Muss an den Genen liegen."
„Vielleicht. Allerdings hab ich weniger Blitzerfotos als du."
„Das sollte auch am besten so bleiben."
„Einer von uns muss ja richtig fahren können."
Ich wusste, dass sie mich damit nur aufziehen wollte, daher ließ ich das einfach so stehen. Während der Fahrt fragte ich meine kleine Schwester ein wenig über ihre Ausbildung zur Krankenschwester aus. Natürlich kamen wir auch auf das Thema Jungs, aber zu meinem Glück hatte sie im Moment gar keine Nerven dafür, sich mit Jungs herumzuschlagen. Der Fokus lag ganz auf der Ausbildung. Wieder eine Sache, die sie besser machte als ich.
Am Strand angekommen, liefen wir einfach drauf los. Es tat gut, wieder am Meer zu sein, ohne irgendwelche Verpflichtungen.
„Erzählst du mir von Anna?", fragte Shay.
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Bin ich für sie blind?
Fanfiction„Sag mir, bin ich für sie blind?" Wincent ist verwirrt. Seit seinem Konzert in Berlin, wo Mats Anna kennengelernt hat, scheint sie ihn regelrecht bei seinen Auftritten zu verfolgen. Das zumindest erfährt er von Mats, denn er selbst bemerkt es gar ni...