Die Tage vergingen langsam. Alle davon voller Trainings Simulationen, die gefühlt nicht enden wollten.
Meine Tage begannen einsam und endeten einsam. Und der nächste war wie der vorherige.
Immer mehr vermisste ich Centrum City. Und meine Freunde. Und Chase. Auch wenn ich bereits aufgegeben hatte, er würde sich bei mir melden.Die zwei Wochen waren bereits rum. In zwei Tagen würde es wieder nach Hause gehen.
Ich konnte es kaum erwarten. Endlich würde ich wieder in meinem eigenen Bett liegen.„Heute haben wir besondere Gäste“, holte mich Leo aus meinen Gedanken zurück in die Realität.
Sofort wurde ich hellhörig und schaute ihn neugierig an. Doch statt eine Antwort zu bekommen, grinste er nur Richtung Tür.
Zum Vorschein kamen zwei mir bekannte Gesichter.
Augenblicklich machte mein Herz einen Sprung.
„Hast du plötzlich bionische Ohren, oder woher wusstest du...“
Leo schnitt mir grinsend das Wort ab und erläuterte grinsend: „Nein, aber eine Uhr.“
Mein Blick blieb Sofort an Chase hängen, der seine Augen hin und her schweifen ließ.
Auf einmal fühlte ich mich genauso nervös, wie auf unserem ersten Date. Und wurde genauso enttäuscht.
Sobald sein Blick meinen traf, und er mich zwei Sekunden gemustert hatte, wandte er sich ab.
Ich musste schwer schlucken. Das Gefühl, gleich heulen zu müssen, unterdrückte ich so gut es ging.„Ist alles in Ordnung?“
Leo konnte ich wohl nicht täuschen, da er sich zu mir lehnte und flüsterte.
Schnell nickte ich: „Ja, was soll denn sein?“
Mein Lächeln war gequält, meine Stimme zittrig. Das konnte er mir nicht glauben. Doch er belies es dabei. Dafür war ich ihm auch sehr dankbar, sonst wäre ich womöglich noch in Tränen ausgebrochen.
Sobald die anderen aufmerksam auf die Gäste wurden, wurden diese auch schon in Beschlag genommen.
Adam zog seine Geschwister in eine innige Umarmung. Dabei konnte er es nicht lassen, die Beiden hoch in die Luft zu heben und Chase dabei die Haare zu verwuscheln.
Dieser schlug Adam daraufhin auf die Schulter. Dann begannen beide zu lachen.
Ich hatte Chase lange nicht mehr so lachen sehen.
Kurz hatte ich den Gedanken, dass er vielleicht Glücklich war. Ohne mich. Womöglich hatte er ja gar keine Gefühle mehr für mich.„Juna, Leo!“
Bree kam auf uns zu gelaufen und zog uns beide gleichzeitig in die Arme.
„Ich hab euch so vermisst“, lächelte ich breit, als sie sich löste.
„Wir dich auch.“
Auch Chase kam auf uns zu und gab seinem Stiefbruder einen Handschlag und eine schnelle Umarmung. Danach schaute er zu mir. Ein schwaches Lächeln, dass ich nur erwidern konnte.
Plötzlich kam die ganze Hoffnung zurück, dass doch wieder alles in Ordnung werden würde.„Okay, alle zusammen“, wurden wir von Davenport unterbrochen.
„Heute ist der letzte Trainingstag vor dem Wochenende. Bree und Chase sind hier, um sich anzuschauen, wie viel ihr gelernt hast. Also los.“
Alle Schüler versammelten sich in der großen Halle, in der wir uns befanden.
Ich stellte mich zusammen mit Bree und Chase zu den anderen.
Nacheinander wurden Schüler aufgerufen, die gegenseitig kämpften, oder einfach nur ihre Fähigkeiten präsentieren sollten. Gespannt schaute ich zu, welche Fähigkeiten preisgegeben wurden. Erstaunlich, dass viele unterschiedlich waren. Ich könnte mir nicht mal so viele Kräfte ausdenken, wenn ich wollte.„Juna?“, wurde ich nach einiger Zeit aufgerufen.
Nervös stellte ich mich in die Mitte des Raumes.
„Das Duplizieren zuerst“, forderte Douglas.
Ich atmete tief durch und machte alles, wie auch die letzten Tage. Ich hatte ziemlich große Fortschritte gemacht. Bin sogar einen Rang aufgestiegen und nicht mehr bei den Anfängern. Was ich vermutlich Donalds Training zu verdanken habe.
Doch, es schien, als konnte ich es doch nicht.
Nichts passierte.
Mein Blick war nur auf Chase gerichtet, der mich genau musterte. Meine Nervosität wurde dadurch nur noch stärker.Douglas räusperte sich.
„Nun gut, wie wäre es mit dem Ziel schießen, dass wir geübt haben.“
Ich schaute zu den Zielen, die in der Halle verteilt waren. Das konnte ich gut. Vielleicht war ich beim Zielen sogar eine der Besten. Ich hob also meine Hand Und richtete meine Fingerspitzen aus.
„Was?", flüsterte ich entsetzt zu mir selbst, als ich das Ziel verfehlte.
Ich wiederholte die Prozedur auf sämtliche Ziele, doch ich traf nicht einmal die Scheiben. Meine Schüsse gingen ins leere.„Belassen wir es dabei. Bob? Du bist als nächstes.“
Ziemlich enttäuscht trottete ich zu den Davenports zurück.
„Was war denn los?“, wollte Leo sogleich wissen. Doch ich zuckte nur mit den Schultern.
Ich wusste es nicht. Ich hatte keine Ahnung. Das war mir bisher noch nie passiert.Während alle anderen ihre Fortschritte zeigten, zerbrach ich mir den Kopf, warum alles Weg war. Als hätte ich nie etwas gekonnt.
Nachdem die Show vorbei war und sich alle in ihr Zimmer verzogen, tat ich es ihnen gleich. Nach meinem peinlichen Debakel wollte ich einfach nur alleine sein.
Ich setzte mich aufs Bett und zückte mein Handy. Scrollte belanglos durch irgendwelche uninteressanten Nachrichten.Ein Klopfen an der Zimmertür ließ mich jedoch aufsehen.
„Ja?“
Die Tür öffnete sich. Doch mit dieser Person hatte ich am wenigsten gerechnet. Augenblicklich begann mein Herz zu rasen. Ich war nervöser als vorhin. Den Atem hielt ich für einige Sekunden an.
„Wir müssen reden“, sagte Chase und kam auf mich zu.
Sein Körper war steif, sein Gesicht ernst. Es machte mir etwas Angst.
Er setzte sich zu mir aufs Bett und schaute mich an. So nah waren wir uns schon lange nicht mehr gewesen, und ich vermisste es so sehr.„Das mit uns, mit dem hier... Das geht nicht.“
Ich traute mich kein Wort zu sagen.
„Es wird nie funktionieren!“
Ich musste schwer schlucken.
„Was... Was bedeutet das?“
Meine jetzige Vorahnung sollte sich bewahrheiten. Er sagte die Worte, die ich nie von ihm hören wollte.
„Es kann so nicht weitergehen. Du, ich, Kaz, die Bionik. Es geht einfach nicht.“
Ich faltete meine Hände zu einem festen Ball, der mich daran hinderte, in Tränen auszubrechen.
„Ich habe mich dazu entschieden, dass es besser ist, getrennte Wege zu gehen.“
Mein Atem stoppte.
„Das... Kannst du doch nicht ernst meinen?“
Verzweifelt schaute ich ihn an, doch er senkte seinen Blick. Wich mir ganz aus.
„Doch“, sagte er mit kratziger Stimme und stand auf.
Ein einziger Blick mit glanzlosen Augen schenkte er mir noch, dann war er verschwunden.
Und sobald die Tür hinter ihm geschlossen war, ließ ich alles an Tränen raus, was sich aufgestaut hatte.
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Zwischen Bionic und Superkräften
FanficJuna ist neu in Centium City. Da sie von nun an im Daventower wohnt, lernt sie direkt auch ihre neuen Nachbarn kennen. Eine Bande junger Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Kaum hatte sie sich mit Kaz angefreundet, hatte sie es mit Superschurke...