Kapitel 18 - Guten Morgen

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"Oh, wie siehst du denn aus?", fragte Oli am nächsten Morgen, als Louis in die Küche kam.
"Hab nicht so gut gepennt.", nuschelte der nur.
"Ja, die Luftmatratze im Büro ist echt der doofste Schlafplatz. Die ist total laut, oder?", fragte Maura, die fit wie ein Turnschuh war, obwohl sie gestern ganz schön gebechert hatte.

"Ja. Bei jedem drehen...", ging Louis auf das Angebot sehr gern ein.
Wäre ja auch schwer zu erklären, dass er die halbe Nacht lang zwangsweise zugehört hatte, wie Harry Sex gehabt hatte. War das wirklich so lang gewesen? Keine Ahnung. Es war ihm auf jeden Fall so vorgekommen. Die andere Hälfte hatte er jedenfalls wachgelegen und sich Gedanken gemacht, hatte unendlich viele unrealistische Szenarien in seinem Kopf durchgespielt und hatte sich überlegt, wie man nun mit so einer Situation am Besten umging. Da gab es sein Hirn, dass ihm klar dazu riet, ebenfalls einfach seinen Spaß zu haben. Harry hatte ihm nichts versprochen und er konnte kaum Ansprüche an ihn stellen. Wenn ihn Harrys Verhalten also zu sehr mitnahm, sollte er den Kontakt, der ja eh großteils einseitig war, abbrechen. Fertig. Sein Vertrauen war kein PIN, bei der man drei Versuche hatte. Aber dann war da noch sein Herz und das hatte keine Argumente und logischen Schlussfolgerungen auf Lager. Es liebte einfach und das so viel stärker, als es jemals eine Argumentationskette sein könnte. Dummerweise waren diese Gefühle ja irgendwie entstanden, ohne dass er das so richtig mitbekommen hatte. Aus Faszination geboren. Und nun ließen sich diese Gefühle eben kaum ignorieren.

Vielleicht täte ihm Abstand gut, hatte er
überlegt. Erstmal nicht mehr nach London fahren. Er hatte im Internet gelesen in der Nacht. Man machte "ihn" verrückt, wenn man sich rar machte, hatte da gestanden. Abwesenheit fördere die Zuneigung. Dummerweise war Louis sich nicht sicher, ob Harry das überhaupt bemerken oder es ihm negativ auffallen würde. Deswegen könnte diese Abwesenheit in Louis' Augen eben auch Vergessenheit bedeuten und das wollte er ja nun einmal nicht.

Dann hatte er ein bisschen über Badboys gelesen, weil er schon fand, dass Harry sowas war. Aber das war wenig erquicklich gewesen. Die waren nur so lange Badboys, bis ihre große Liebe daher kam, dann süßholzraspelten die mitunter mehr als Minnesänger im Mittelalter. Das würde bedeuten, dass Louis entweder nicht der Eine war, sondern der random Typ, der für einen Spannungsbogen herhalten musste und schnellstmöglich abgeschossen wurde, oder aber Harry hielt sich nicht an das bekackte Drehbuch.
Also hatte Louis sich frustriert einen Porno angesehen und sich einen von der Palme gewedelt. Am liebsten hätte er dabei auch ganz laut gestöhnt, damit Harry das mitbekam. Aber dann fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass drei seiner Freunde um ihn herum pennten und da er denen irgendwann einmal wieder in die Augen gucken können wollte, ließ er es.

So richtig Appetit hatte er an diesem Morgen nicht und so behauptete er, sich nochmal hinzuhauen, zwinkerte Maura zu und verließ die Wohnung, um Niall zu besuchen.

Natürlich fiel sein Blick zuerst auf die Wohnungstür von Harry. Sie war geschlossen. Wäre ja auch zu geil, müsste Harry genau jetzt seinen Lover der letzten Nacht verabschieden.

So wandte sich Louis zur Tür daneben zu und klingelte.

"If you're Happy and you know it, clap your- Oh Louis! Seht, was kommt vom Treppenhaus rein! Hallo! Ich hätte wetten können, dein Stöhnen war zwei Oktaven höher als gestern. Hast du vorher mit Whiskey gegurgelt, oder- Oh, scheiße! Fettnäpfchen. Sorry, Mäuschen. Komm rein. Und wo hast du geschlafen?", Sang Niall sich zur Tür und plapperte dann in Eins weiter.

"Äh, hi...", fühlte Louis sich etwas erschlagen. So viel gute Laune, so viele Wörter, so viel Freundlichkeit - einfach Niall.

"Nett, dass du vorbei schneist. Ich hab gerade mein 48 Stunden Fenster. Es passt also sehr gut. Danke danke."
"Hä?"
"Ich habe aufgeräumt und geputzt. Damit beginnt das 48 Stunden Fenster in dem ich relativ problemlos besucht werden kann. Also: sieh dich gut um und erzähle weiter, wie schön ich es hier habe."
"Äh... Klar.... Mache ich."
"Gut gut. Hast du Hunger?"
"Äh... Nein. Ich wollte mich entschuldigen... Weil ich mich doch melden wollte und es dann vergessen habe...", nuschelte Louis beschämt.
"Ach, ist doch voll okay. Wundert mich, dass du das überhaupt mitbekommen hast. Ich meine... Du warst ja Recht abgelenkt. Aber nochmal: wo hast du denn jetzt geschlafen? Also wenn du seine Fußmatte meinem Sofa vorziehst, dann würde ich das definitiv persönlich nehmen."
"Äh... Nein. Ich hab bei Mauras Schwester im Büro geschlafen..."
"Mauras Schwester? Noch nie gelesen auf der Klingel."
"Haha. Schräg unten."
"Ah! Rebecca. Nettes Mädchen. Ich glaube, sie hat Angst vor mir.", erklärte Niall und guckte zwei Sekunden betrübt, bevor er wieder breit lächelte und erzählte: "Ich habe Mal eine Weile kleine Geschenke bei den Mitmietern vor die Tür gelegt. Also freundliche Geste und damit sie einen schönen Tag haben. Kleine Schokoladen und sowas. Ich dachte das wäre nett. Aber offensichtlich wird man Recht schnell für einen zwielichtig Psycho-Stalker gehalten. Ist das zu fassen?"
"Äh..."
"So, dann kennst du also die kleine Schwester von Rebecca. Wie klein die Welt doch ist, oder?"
"Ja... Kannst du dich auch bei deinen beiden Kumpels für mein Verhalten entschuldigen? Das war sehr unhöflich von mir."
"Ach Quatsch. Alles gut. Du bist sehr lieb, Louis."
"Echt?"
"Ja. Du... Pass bitte auf dich auf, ja? Menschen wie dir wird vermutlich nicht unbedingt öfter weh getan, als anderen. Aber bei Menschen wie dir, da trifft es fester.... Weißt du?"
"Du willst mir von Harry abraten, oder?", fragte Louis beschämt.

"Ich glaube nicht, dass du in der Sache auf mich hören würdest und ich schätze, dass das gut ist... Jeder muss seine Erfahrungen sammeln und hat ein Recht darauf. Feel free, have fun und so. Ich möchte dir nur raten: reib dich nicht auf. Mache dich nicht kaputt. Lass dich nicht in etwas reinziehen, wo du hinterher nicht wieder heraus kommst."
"Äh..."
"Wenn dir sein Verhalten weh tut, dann überleg dir, wie du deine Einstellung und dein Verhalten ändern kannst. Denn ihn wirst du nicht ändern können."

Klingt nicht so rosig... Wer auf ein allzu schnelles Happy End hofft, den muss ich übrigens enttäuschen. Es soll ja eine BadBoy-Story sein und es freut mich, dass Harry als solcher wahrgenommen wird. 🤗🤗🤗
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt