Kapitel 16

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Nikos hätte tot sein müssen, nicht Luke.

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Alle Camper versammelten sich im Amphitheater um das Feuer herum. Nikos hatte die Ehre, das Leichentuch in das Feuer zu werfen.

Als Nikos zurück an seinen Platz kehrte, sah er, wie Annabeth neben seinem Platz stand. Ihr Gesicht war weiß und sie sah gar nicht gut aus.

„Alles gut bei dir?", fragte Nikos und konnte Annabeth gerade noch auffangen, bevor sie zusammensackte. „Was ist los mit ihr?" Dabei schaute Nikos vor allem Will an, der mit Nico in einer Ecke stand.

„Bring sie in die Krankenstation, ich schau sie mir an", meinte Will und Nikos folgte ihm, Annabeth im Arm. Es war ein komisches Gefühl, Annabeth in seinem Arm zu halten, wie eine Braut, aber irgendwie fühlte es sich gut an.

„Hier, leg sie auf die Liege", befahl Will und setzte sich auf einen Hocker neben sie. Er legte eine Hand auf ihren Kopf und schloss seine Augen. „Sie hat eine Verletzung am Kopf. Starke Gehirnerschütterung. Noch ein paar Kleinigkeiten dazu. Führt zur Ohnmacht. Nichts Schlimmes. Dürfte sich nur um Stunden handeln, bis sie wieder aufwacht", kommentierte Will, während er anscheinend ihren Körper nach Verletzungen durchsuchte.

„Was ist passiert?", fragte Piper und kam schwer atmend in die Krankenstation gestürmt.

„Sie hat anscheinend eine Gehirnerschütterung und noch ein paar andere Sachen. Will meint, sie wird in ein paar Stunden aufwachen", erklärte Nikos.

„Da bin ich beruhigt. Aber wann soll sie denn eine Gehirnerschütterung bekommen haben?", fragte Piper nachdenklich. Das fragte sich Nikos auch. Wodurch hätte Annabeth eine Gehirnerschütterung bekommen können?

„Vielleicht ist sie mit dem Kopf im Kampf irgendwo angestoßen oder so. Aber das wird wieder", meinte Will und deckte Annabeth noch mit einer Decke zu, bevor er den Vorhang schloss, der dazu diente, dass sie niemand störte.

„Und jetzt alle raus hier, lasst sie ein bisschen schlafen", meinte Will und scheuchte Piper und Nikos aus der Krankenstation.

Die Camper hatten sich langsam wieder verzogen, es saßen nur noch Jason, Frank, Hazel, Leo, Nico, Mendo, Lilith, Yamila und Elwin am Feuer und starrten in die Flammen. Sie waren die einzigen, die Luke wirklich gekannt hatten. Natürlich waren da noch Chiron und Dionysus, aber die beiden waren abgehärtet von diesem ganzen Heldentot und so.

Nikos setzte sich auf einen freien Platz, nahe am Feuer. Lukes letzten Worte hallten in seinem Kopf wider. Ach, eine Sache noch. Ich liebe euch, Freunde.

Nach ein paar Minuten verschwanden auch die anderen, nur noch Nikos saß alleine am Feuer und dachte an Luke. Jede Erinnerung an ihn war wertvoll, er wollte sie alle noch einmal abspielen. Von ihrem ersten Treffen hin bis zu seinem Tod. Jede einzelne Sekunde.

„Alles gut bei dir?", fragte Jason mich, der anscheinend wiedergekommen war.

„Na ja. Es wäre blöd zu sagen, dass es mir gut geht", meinte Nikos und lächelte gequält. Zwar konnte man das nicht sehen, doch trotzdem tat er es. Nur für den Fall.

„Ich wollte dich eigentlich nur fragen, was mit Annabeth passiert ist. Piper meinte, du hättest mit ihr zusammen gekämpft, ist dir was aufgefallen?", fragte er mich.

„Nein, eigentlich nicht. Wir waren auch kurz getrennt, da habe ich die anderen abgelenkt, vielleicht ist da etwas passiert. Will meinte aber, es ginge ihr gut, wir müssen uns keine Sorgen machen", erklärte Nikos ihm. Doch dabei war sich Nikos selbst nicht sicher. Er machte sich Sorgen um Annabeth. Er hatte keine richtige Bestätigung, wieso sie ohnmächtig geworden war.

„Dann ist ja gut", meinte Jason beruhigt.

„Ich geh dann mal", meinte Nikos und stand auf. Er wollte jetzt unbedingt an den Strand, er brauchte das Wasser.

„Wo gehst du hin?", fragte Jason verwirrt.

„Ach, nur an den Strand. Brauche etwas Ruhe", erklärte Nikos.

„Gut, ich sag dir Bescheid, wenn Annabeth wieder wach ist. Schließlich seid ihr jetzt auch so etwas wie Freunde, oder?", rief Jason Nikos nach.

„Schon, irgendwie", murmelte Nikos und verschwand hinter den Dünen.

Endlich hatte er seine Ruhe. Er setzte sich in den Sand, zog seine Schuhe aus und streckte seine Füße aus, sodass die Wellen seine Zehen berühren konnten. Das war das beste Gefühl, was Nikos in den letzten Jahren gespürt hatte. Wobei... Nikos musste an den Kuss mit Annabeth denken, den sie ihm auf dem Auftrag gegeben hatte. Dieses Gefühl konnte man eigentlich nicht überbieten.

Annabeth hatte geschworen, dass das alles nicht ihre Schuld war und alle Camper von Eidolonen besessen waren. Nikos wusste nicht, was er tun sollte. Er fühlte sich nicht bereit, er konnte sich noch nicht offenbaren.

Das, was Nikos gerade tat, war sehr riskant. Er nahm seine Kapuze ab und blickte dem Horizont entgegen. Der Wind wehte durch seine Haare und verwuschelte sie ganz schön, das Gefühl war einfach wundervoll.

Er fühlte sich einfach leicht und ohne Sorgen, doch das hielt nicht lange an. Nikos war so vertieft in seine Gedanken, hatte seine Augen geschlossen und lauschte nur dem Rauschen der Wellen, dass er nicht hörte, dass jemand auf ihn zukam.

„P-Percy?", fragte eine Stimme, die nur Jason gehören konnte. 

Percy Jackson - I am BackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt